Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben

Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben

Titel: Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Meadows
Vom Netzwerk:
er herangeflogen kam, doch bevor er mich mit armlangen Zähnen aufspießen konnte, schoss vom Boden blaues Licht herauf und durchstach seinen
Gaumen. Mit einem Brüllen schwenkte er herum und stieß auf den Angreifer hinab. Der Wind seiner Flügel riss mich beinahe von dem Sims, ich stemmte jedoch die Füße dagegen und biss die Zähne zusammen, als ob mich das daran hindern könnte, auf den Marktplatz zu stürzen.
    Das Dach des Rathauses war nicht weit links von mir – was bedeutete, dass ich nach Norden blickte, von wo die Drachen angriffen. Dort schien ein besserer Ort zu sein, um festzusitzen. Der Sprung hinunter ging wohl mindestens über eine Stockwerkshöhe, und ich wusste nicht, ob mein Sims überhaupt so weit reichte, dass ich eine gute Absprungmöglichkeit haben würde, aber alles war besser, als hierzubleiben.
    Ich schob mich Zentimeter für Zentimeter auf das Dach zu. Das Leuchten half mir, als es direkt unter mir lag, aber alles, was weiter als Armeslänge entfernt war, verschwamm in einem Dunst aus Hagel und übernatürlichem Licht. Und mein Gesicht und meine Finger waren trotz des warmen Tempels taub. Mein Rucksack schnitt sich mir mit seinen Riemen unangenehm in die Schultern und sorgte vor allem auf einer Seite für stechende Schmerzen. Irgendetwas war dort ausgerenkt oder vielleicht gebrochen.
    Drachen schlängelten sich durch die Luft und schossen auf die Straßen hinab. Es waren Hunderte, und sie kreischten und erschütterten die Welt mit Donner. Ihr Lärm übertönte alle Schreie, die meine Mitmenschen ausstoßen mochten. Meine Schreie würden sie auch nicht hören.
    Ich klammerte mich fester an den Tempel und schob mich schneller vorwärts.
    Ein Fehler. Ich glitt mit einem Fuß aus, wurde für den Bruchteil einer Sekunde schwerelos, als mein anderer Fuß folgte. Ich warf mich zurück und hoffte gegen alle Vernunft, dass ich nicht zu viel Schwung hatte und mich selbst wieder abstieß.
Mein Steißbein krachte auf Stein und sandte Schmerzwellen das Rückgrat hinauf.
    Meine Beine baumelten von dem Sims. Der Stein schnitt mir in die Schenkel und zeigte genau, wie viel Platz ich nicht hatte, um mich zu bewegen. Wenn ich versuchte, wieder aufzustehen, würde mich das umbringen, also stemmte ich die Hände auf das Sims und rutschte weiter. Wasser durchnässte meinen Hosenboden. Kälte kroch mir in die Beine und den Magen.
    Der Tempel erzitterte, als ein Drache weit über mir auf ihm landete. Dem Angriff auf den Markt nach zu urteilen, würden die Klauen dem Stein nicht einmal einen Kratzer zufügen.
    Meuric hatte gesagt, es seien auch Sylphen da. Ich konnte durch den Hagel und die blendenden Lichter keine sehen. Sie waren Wesen aus Schatten und Luft; bedeutete das, dass sie fliegen konnten?
    Ich konzentrierte mich darauf zu rutschen, ohne zu fallen, und kämpfte gegen den Drang an hinunterzuschauen. Der Blick auf die Nordhälfte der Stadt war schon beängstigend genug, da musste mir nicht auch noch schwindelig werden.
    Ich würde das Rathaus sehen, wenn ich über ihm war. Erst auf das Dach. Später irgendwie auf den Boden.
    Ich konnte die Geschosse auf die Entfernung und durch das dunstige Licht nicht sehen, aber das Donnern der Kanonen erschütterte die Luft und ließ die Drachen schreien. Dunkle Gestalten taumelten am Himmel, verfolgt von Laserexplosionen. Lichter schienen von der Stadtmauer, von den Mauern des Rathauses und allen Häusern entlang der Hauptalleen wider. Heart wäre taghell gewesen, wären da nicht der Hagel und die Wolken und die drückende Dunkelheit gewesen.
    Schließlich erschien eine weiße Fläche unter mir. Es war immer noch schwer zu sagen, wie tief ein Sturz wäre. Zu tief. Ich
würde mir jeden Knochen im Leib brechen. Aber soweit ich erkennen konnte, fiel die Tempelmauer unter mir senkrecht ab. Auf ein tieferes Sims zu gelangen war also nicht möglich. Dann schrillten Klauen über Stein. Ich blickte gerade rechtzeitig auf, um einem schwingenden Schwanz auszuweichen. Ein Drache hatte Mühe, sich am Tempel festzuhalten. Er kratzte und versuchte, wieder hochzuklettern, und schlug dabei mit dem Schwanz, um das Gleichgewicht zu halten. Das Ende des Schwanzes war nahe.
    Ich packte den Drachenschwanz und sprang.
    Schreiend schlang ich die Beine um den Schwanz und klammerte mich daran, so fest ich konnte. Durch den Rucksack vor meinem Bauch konnte ich mich nur schwer festhalten, aber ich zog den Kopf ein und ließ nicht los, als der Schwanz durch die Luft peitschte und mich über

Weitere Kostenlose Bücher