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Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben

Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben

Titel: Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Meadows
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Aufgabe, und so verdienen sie genug, um Lebensmittel zu kaufen.«
    »Und die da?« Ich zeigte auf ein Labyrinth riesiger Rohrleitungen, die zwischen den Gebäuden verliefen. »Da könnte ein Mensch reinpassen.«
    »Sie werden benutzt, um geothermale Energie zu transportieren. Dieser Teil des Reiches liegt auf einem riesigen Vulkan; direkt unter der Erdoberfläche befindet sich eine Menge Energie. Wir sind vor knapp einem Jahrhundert zur Solarenergie übergegangen, weil sie weniger Zerstörungspotenzial hat, aber wir behalten die Rohre als Ergänzung.«

    »Ich verstehe.« Ich schaute zu den Windmühlen empor, die höher aufragten als die Mauer. Über allem anderen wies der Tempel zum Himmel. Ich konnte den Kopf nicht weit genug zurücklegen, um die Spitze zu sehen. Schaudernd richtete ich meine Aufmerksamkeit wieder auf Sam. »Warum braucht ihr so viel Energie? Es scheint, als würde viel mehr gewonnen, als selbst eine Million Menschen verbrauchen können.«
    »Ein großer Teil der Energie wird für automatisierte Stadtwartungssysteme und mechanische Drohnen verwendet, die nicht von Menschen kontrolliert zu werden brauchen. Wie Schneepflüge oder die Kanalisation.« Er grinste kurz. »Und wenn du wie Stef oft in Schwierigkeiten gerätst, hast du bald eine gewisse Übung darin, diese Systeme zur Strafe zu überwachen und zu reinigen.«
    »Was ist, wenn niemand etwas Unrechtes tut?«
    Er schnaubte. »Es gibt fast immer jemanden. Aber in dem seltenen Fall, dass es keinen gibt, müssen wir uns abwechseln.«
    »Igitt.« Ich beschloss, mich zu benehmen. Ich wollte nicht mein erstes – und wahrscheinlich einziges – Leben damit verbringen, unaussprechliche Dinge zu schrubben.
    »Es überrascht mich, dass noch niemand gekommen ist, um dich zu begrüßen«, murmelte Sam.
    »Zu begaffen. Nicht zu begrüßen.« Ich folgte ihm durch die kopfsteingepflasterte Allee und tat mein Bestes, die Taschen nicht fallen zu lassen, während ich gleichzeitig meine Umgebung betrachtete. Das erste Mal seit meiner Geburt in Heart, und der Ort war tot. »Was hast du vorhin gemeint, als du gesagt hast: ›Das hatten sie geplant‹?« Er konnte meiner Frage nicht ewig ausweichen.
    »Wonach es klingt. Während sie sich Zeit gelassen haben, zum Tor zu kommen, haben sie beschlossen, welches Angebot
sie machen wollten. Sie haben es so klingen lassen, als täten sie dir einen Gefallen.«
    Ich erwiderte etwas Unverständliches, weil mir das gar nicht aufgefallen war, aber als ich das Gespräch noch einmal Revue passieren ließ, gab ich ihm Recht. »Sie scheinen dich nicht besonders zu respektieren. Abgesehen davon, dass sie mich beleidigt haben, was meinten sie mit ›Projekten‹?«
    Er lachte trocken. »Dass ich dazu neige, in jedem Leben etwas Neues auszuprobieren. Viele Leute lernen etwas Neues, weil es einfacher ist, alles selbst machen zu können, als vor kaputten Rohrleitungen zu stehen und feststellen zu müssen, dass die beiden einzigen Menschen in Heart, die sie reparieren könnten, entweder nicht in der Stadt oder zwischen zwei Leben sind.«
    »Du reparierst also deine eigenen Sanitäranlagen. Das ist doch kein Verbrechen.«
    »Aber wenn ich bewusst in jedem neuen Leben etwas dazulerne und – manchmal erfolglos – versuche, meine alten Projekte aus früheren Leben fortzusetzen, sieht das so aus, als sei ich ziellos. Sie denken, ich hätte mir zu viel vorgenommen und würde nicht genug bei einer Sache bleiben.«
    »Sehr widersprüchlich.« Ich hatte Mühe, mit seinen langen Schritten mitzuhalten, da ich doppelt so viel trug wie vorher. Aber ich machte ihm keinen Vorwurf für seine Eile, jetzt, da wir seinem Zuhause so nah waren. Mein Kopf summte vor Anstrengung, auch weil es erheblich wärmer war als in den vergangenen Wochen.
    »So ist das Leben.«
    Anscheinend. »Was hast du zu Corin gesagt, dass er seine Meinung darüber geändert hat, Meuric zu rufen?«
    Wegen der Taschen auf den Schultern bekam Sam das Achselzucken nicht ganz hin.

    »Wie nutzlos ich bin? Dass ich Hilfe brauche und sterben würde, wenn ich auf mich allein gestellt sein würde?« Wahrscheinlich war das sogar alles wahr. Ich hatte es nicht einmal einen Tag geschafft, nachdem ich Lis Haus verlassen hatte.
    »Nein, nichts in der Art.« Seine Aufmerksamkeit war ganz auf die Straße vor ihm gerichtet.
    Nachdem ich ungefähr fünfzehn Minuten lang schweigend neben Sam hergetrottet war, sagte ich: »Ich mag Corin nicht.«
    »Er ist kein schlechter Mensch. Er ist nur steif

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