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Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)

Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Meer der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatriz Williams
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dem Signalton eine Nachricht oder warten Sie auf weitere Optionen.«
    Ich machte schon den Mund auf, um einen provozierenden Spruch loszuwerden, beendete jedoch in letzter Sekunde die Verbindung. Möglicherweise war es besser, wenn der Mensch noch nicht erfuhr, dass ich ihm auf der Spur war.
    Zurück am Range Rover, saß ich eine Weile im heißen, stickigen Wageninneren und kaute an meiner Unterlippe, bevor ich eine SMS an Julian verfasste. »Besuch erledigt. Es ist ein Mobiltelefon in Manhattan. Den Namen kannten sie nicht. Sagt Dir 917-555-3232 etwas? Entschuldige, dass ich so patzig war. Was meine Unabhängigkeit betrifft, bin ich eben ein bisschen empfindlich. Das ist bei modernen Frauen so. Da musst Du Dich dran gewöhnen.« Ich hielt kurz inne und überlegte. »Aber Du darfst mich nach Alpträumen weiter knuddeln. Bis heute Abend.« Ein wenig kitschig, doch das würde Julian nicht stören.
    Nachdem ich die Nachricht versendet hatte, ließ ich den Motor an. Wie auf ein Stichwort begann mein Magen zu knurren. Schließlich war es fast Mittagszeit. Ob ich mir ein Café suchen sollte, bevor ich losfuhr? Andererseits hatte ich keine Lust, dem Buchhändler während seiner Mittagspause über den Weg zu laufen, denn für solche unglücklichen Zufälle hatte ich ein Händchen.
    Mein BlackBerry surrte. Offenbar hatte Julian auf meine Nachricht gewartet.
    Doch es war nicht Julian, sondern Charlie mit einer erstaunlich kurzen Mail. »Hast Du schon ein Telefon? C.« Sofort schickte ich ihm meine neue Nummer. Kurz darauf läutete es.
    »Altes Mädchen, wo bist du?«, fragte er.
    »Äh … in Connecticut«, erwiderte ich ausweichend.
    »Wo in Connecticut? Bei Laurence, richtig?«
    »Äh … ja«, sagte ich, »aber erzähl es niemandem, okay?«
    »Ja. Bin allerdings nicht sicher, wie lange du es geheim halten kannst. Hast du es schon gehört?«
    »Was?«
    »Southfield hat gerade bei der Börsenaufsicht Beschwerde gegen Sterling Bates eingelegt.«
    »Was?«, rief ich aus.
    »Ja, es läuft auf allen Tickern, altes Mädchen. Soweit ich es mitgekriegt habe, werden Namen erwähnt.«
    »O mein Gott. Er hat es mir doch versprochen!«
    »Was hat er versprochen?«
    »Erst mal keine juristischen Schritte einzuleiten.«
    »Nun, offenbar ist er auf dem Kriegspfad. Habe aufgeschnappt, dass es ziemlich übel aussieht.«
    »Kannst du mir die Einzelheiten mailen?«
    »Ich werd’s versuchen, altes Mädchen.«
    »Ich muss los. Danke, Kumpel.« Als ich das Telefon auf die Mittelkonsole knallte, fing es wieder an zu summen.
    »Kenne die Nummer nicht. Werde in Zukunft versuchen, meine autoritären Neigungen zu zügeln. Meine Arme sind immer bereit, um Dich nach Alpträumen zu trösten. XX«.
    Ich legte den Gang ein, warf das BlackBerry auf den Beifahrersitz und verließ mit quietschenden Reifen den Parkplatz.

    Um sechs rief Julian von unterwegs an. »Ich habe dir eine Menge zu erzählen, Liebling«, sagte er, »aber ich konnte vorhin nicht frei reden.«
    »Du fährst doch nicht etwa gerade, oder?«
    »Doch. Ausfahrt Nummer elf. Wahnwitziger Verkehr.«
    »Fahr rechts ran. Weißt du nicht, wie gefährlich es ist, am Steuer zu telefonieren? Das ist schlimmer als Alkohol.«
    »Ich habe das Bluetooth im Ohr«, protestierte er, »und beide Hände am Lenkrad.«
    »Das nützt nichts. Ruf mich von der nächsten Raststätte aus an.« Ich legte auf.
    Einige Minuten später läutete das Telefon wieder. »Du bist ganz schön dominant, wusstest du das?«
    »Wo bist du?«
    »An der Raststätte vor Ausfahrt dreizehn.«
    »Was kostet der Liter Normalbenzin?«
    »Neunundneunzig Cent. Du beleidigst mich.«
    »Julian«, sagte ich langsam, »hast du überhaupt eine Vorstellung, wie es für mich wäre, wenn dir etwas zustoßen würde?«
    Er zögerte. »Also gut. Du hast recht. In Zukunft wird beim Autofahren nicht mehr telefoniert.«
    »Danke. Da wir das jetzt geklärt haben – was zum Teufel hast du dir dabei gedacht?«
    »Offenbar hast du es schon gehört«, meinte er gelassen.
    »Du hättest mir wenigstens Bescheid sagen können.«
    »Es geht nicht um dich«, entgegnete er. »Geoff hat letzte Nacht ein paar Nachforschungen angestellt und ist auf ein gewaltiges Problem gestoßen. Deine ehemalige Kollegin Boxer, diese rachsüchtige kleine Hyäne, hätte beinahe meiner Firma den Todesstoß versetzt.« Ich hörte ein dumpfes Geräusch, als hätte er gerade aufs Lenkrad geschlagen. »Du und Daniel hattet recht. Es war einer meiner Händler.«
    Seine Empörung war so

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