Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)
Ashford.«
Seufzend ließ er die Schultern hängen. »Gut, sollen wir erst darüber reden, damit das Thema vom Tisch ist?« Er rückte seinen Stuhl neben meinen. »Mein Liebling«, begann er, »als du heute Morgen aus Newport angerufen hast, habe ich mich aufgeführt wie ein Idiot. Das tut mir leid. Ich kam gerade aus einer Besprechung mit Geoff und Daniel, in der mir die wahre Tragweite der Situation klar geworden ist, und war nicht gerade in bester Stimmung.« Er griff nach meinen Händen und betrachtete sie. »Weißt du, das alles ist noch ziemlich neu für mich.«
»Das alles?«
Er blickte auf. »Dass du in meinem Leben eine Rolle spielst. Dass ich mir Sorgen um dich machen und dich beschützen muss.«
»Julian, ich bin eine erwachsene Frau.«
Er lachte reumütig auf. »Wahrscheinlich hältst du mich für ein abscheuliches viktorianisches Ungeheuer, das dich unterdrücken will.«
»Nein, natürlich nicht.« Zart strich ich mit dem Daumen über seinen. »Aber mir ist klar, dass du ein Mann deiner Zeit bist, Julian, und … und das ist meistens auch wundervoll. Ich habe auch verstanden, dass du nicht vorhast, mich herumzukommandieren oder Macht über mich auszuüben. Du befürchtest nur, dass mir etwas zustoßen könnte, und das ist ein großer Unterschied. Der wichtigste vielleicht.«
»Danke«, sagte er erfreut. »Schön, dass du das erkennst.«
Ich hob die Hand. »Moment. Doch du bist auch daran gewöhnt, deinen Willen durchzusetzen und anderen Leuten Vorschriften zu machen, und das läuft bei mir nicht. Ich werde nicht zulassen, dass du die Grenze zwischen Beschützen und Kontrollieren überschreitest. Zum Beispiel kannst du keine Entscheidungen fällen, die auch mich betreffen, wie etwa das Einreichen der Beschwerde, ohne mich vorab zu informieren.«
»Klingt plausibel«, erwiderte er zögernd. »Aber habe ich heute Morgen nicht dasselbe von dir erwartet?«
»Nun, nicht ganz. Schließlich bin ich nur nach Newport gefahren.«
»Weich mir nicht aus. Hinter dem Besuch in diesem Buchladen steckt eine Menge mehr.«
»Ich habe wirklich nie daran gedacht, dass es gefährlich sein konnte. Andernfalls hätte ich mit dir darüber geredet. Schau, wenn es dir so viel bedeutet, verspreche ich, dich in Zukunft anzurufen, wenn ich aus dem Haus gehe, und mich immer wieder zu melden, damit du dir keine Sorgen zu machen brauchst.«
»Das würde mich freuen. Ich werde nicht oft unterwegs sein, doch wenn es sich nicht umgehen lässt … Liebling, du bedeutest mir so unbeschreiblich viel. Ich kann nicht anders, als in Sorge zu sein. Ich …«
Als der Kellner mit einer aromatischen Suppe in winzigen Schälchen erschien, erhob sich Julian mit einer geschmeidigen Bewegung und rückte seinen Stuhl zurecht, während der Mann servierte.
Nachdem er fort war, hob Julian sein Champagnerglas und stieß mit mir an. »Ist alles wieder in Ordnung?«
Ich musterte ihn, das Glas an den Lippen. »Julian, ich möchte wirklich meine Zeit nicht damit verschwenden, dir böse zu sein. Wir dürfen nur nicht vergessen, dass wir aus verschiedenen Welten kommen, und sollten versuchen das zu respektieren, einverstanden?«
Er lächelte. »Ich denke, das müsste ich schaffen. Schließlich habe ich den Großteil meines Erwachsenenlebens in deiner Welt verbracht und weiß, was von einem modernen Mann erwartet wird.«
Ich kostete die Suppe. Krabben, meldete der Mund ans Hirn, eine Information, die wirkungslos abprallte. »Ich will dich nicht ändern, Julian. Es ist nur … Ich hoffe, du verstehst, wer ich bin. Ich bin nicht …« Ich rührte in der Suppe herum, bis sich in der Mitte ein kleiner Strudel bildete. »Ich bin nicht wie die Mädchen, die du in deiner Zeit bewundert hast …«
»Gütiger Himmel, fängst du wieder mit Flora Hamilton an?«
»Julian, du musst die Sache mir zuliebe nicht kleinreden.« Ich räusperte mich und bemühte mich um einen sachlichen Ton. »Als ich das von deinem letzten Heimaturlaub las, ist mir klar geworden …«
Er legte den Löffel weg. »Das verdammte Buch«, stieß er hervor. »Gut, dann wollen wir das klären, da es dich so zu belasten scheint.«
»Das brauchst du nicht. Sie war deine erste Liebe. Ich fühle mich nur ein wenig von ihr eingeschüchtert.« Der Suppenstrudel wurde tiefer.
»Kate, hör mich an. Ich war nie in Flora verliebt. Nicht wirklich. Weil unsere Mütter befreundet waren, kannten sie, ihr Bruder und ich uns von frühester Kindheit an. Flora und mir war beiden klar, dass
Weitere Kostenlose Bücher