Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)
weißem Unterhemd und Boxershorts und die Zahnbürste im Mund aus dem Bad. »Was?«, nuschelte er und sah mich fragend an.
»Ich kriege ein Kind von dir, und du liegst noch immer nicht neben mir im Bett, wenn ich aufwache. Reicht dir das denn noch nicht?«
Lachend verschwand er wieder im Bad. Kurz hörte ich Wasser rauschen. Dann kehrte er zurück, kletterte auf die Decke und nahm mich in die Arme. Er duftete nach Zahnpasta und Rasierschaum. »Besser?«, erkundigte er sich.
»Besser«, räumte ich widerstrebend ein, »allerdings nicht das, was mir vorschwebte. Wie spät ist es?«
»Neun. Ich habe so lange gewartet, wie ich konnte. Wir müssen zum Standesamt.«
»Aber es ist Sonntag«, wandte ich ein.
»Ich habe ein wenig herumtelefoniert.«
Ich lehnte den Kopf an seine Schulter. »Natürlich hast du das.«
»Kate«, sagte er ernst, »es gibt eine vierundzwanzigstündige Wartefrist. Wenn wir heute das Aufgebot bestellen, können wir uns morgen von einem Standesbeamten trauen lassen, falls dir das recht ist. Solltest du dir einen größeren Rahmen wünschen, rufe ich den Bürgermeister an, aber ich bestehe darauf, dass es morgen passiert. Wenn du mich überhaupt heiraten willst.«
»Natürlich will ich.«
»Du bist ungewöhnlich nachgiebig«, meinte er argwöhnisch.
»Julian«, erwiderte ich, »ich bin schwanger und dir auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Meine Eltern würden tot umfallen.«
Er stöhnte auf. »O mein Gott, Kate, deine Eltern. Ich habe gar nicht daran gedacht … Mein Gott, ich mache alles wieder gut, Liebling, ich werde nicht ruhen, bis …« Seine Stimme überschlug sich. Nachdem er eine Weile meinen Arm gestreichelt hatte, fuhr er fort: »Ich möchte mich noch einmal für mein gestriges Verhalten entschuldigen. Dafür, dass ich dich in einem solchen Moment auch nur eine Sekunde lang gekränkt habe …« Er schüttelte den Kopf. »Beim bloßen Gedanken daran schäme ich mich entsetzlich.«
»Sei nicht so streng mit dir, Julian. Ich habe auch keine Meisterleistung abgeliefert.«
»Unsinn. Du hattest völlig recht, mir die Leviten zu lesen. Ich hatte es verdient. Doch seit ich mich von dem Schock erholt habe«, fügte er hinzu und beugte sich vor, um mich entschlossen fröhlich auf die Schläfe zu küssen, »bin ich überglücklich. Jetzt kannst du mich nicht länger vertrösten. Du wirst endlich meine Frau, und am Ende des Frühlings, meine liebe Mrs. Ashford, haben wir eine kleine Familie. Du glaubst nicht, dass es Zwillinge werden, oder?«
»Hüte deine Zunge.«
Anstelle einer Entgegnung rutschte er ein Stück hinunter und legte mir mit äußerster Vorsicht die Hand auf den Bauch.
»Nur zu«, sagte ich. »Es hat jetzt etwa die Größe eines Daumennagels.«
Er lag eine Weile da und betrachtete seine Hand.
»Du wirst sicher ein wundervoller Vater. Der beste, den es je gab.« Nachdenklich streichelte ich sein blondes Haar und ließ die Bilder endlich zu.
»Glaubst du?« Er kuschelte sich zärtlich an mich.
»Du weißt, dass der Termin noch steht, Hochzeit oder nicht«, murmelte ich.
»Keine Sorge«, flüsterte er.
Alles verlief überraschend reibungslos. Nachdem ich geduscht und mich angezogen hatte, fuhr Julian mit mir zum Standesamt.
Eric ließen wir zu Hause, um nicht unnötig Aufsehen zu erregen und uns morgen in den Klatschspalten wiederzufinden, denn durch nichts verrät sich ein Prominenter schneller als durch einen Leibwächter im dunklen Anzug, der ihm auf den Fersen folgt.
»Ich will lesen, was in deinen Papieren steht«, sagte ich und griff nach dem braunen Umschlag.
»Mach nur.« Er schmunzelte. »Du hast ein Recht zu wissen, wen du heiratest.«
»Julian Laurence – hast du die ganze Zeit keinen zweiten Vornamen gehabt?«
Er zuckte mit den Schultern.
»Geburtsdatum 30. März 1975. Und, bist du wirklich dreiunddreißig?«
»Ja. Nun, eigentlich bin ich eher einhundertdreizehn. Ich wurde 1895 geboren.« Er lachte spöttisch auf. »Also eigentlich viel zu alt für dich.«
»Mist, schade, dass ich deinen Geburtstag verpasst habe«, sagte ich.
»Meine Schuld, dass ich so dumm war, dich zu vergraulen. Wenigstens kommt deiner erst noch.«
»Mach dir keine Gedanken darüber. Ich hasse meinen Geburtstag. Wie würde es dir gefallen, an Halloween Geburtstag zu haben? Es ist irgendwie gruselig.« Ich studierte wieder den Pass auf meinem Schoß. »Geburtsort: London. Sehr gut. Angeblich sind die besten Lügen ja die, die nah an der Wahrheit bleiben.« Ich lachte
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