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Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)

Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Meer der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatriz Williams
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kommen wird.« Wieder zog er mich an seine Brust. »Bleib bei mir, Kate. Werde meine Frau. Nach dem Krieg …«
    »Julian«, flüsterte ich, »der Krieg wird noch jahrelang andauern. Im Sommer wird es eine Schlacht mit katastrophalem Ausgang geben. Selbst wenn du dem Anschlag morgen entrinnst, wirst du irgendwann fallen. Ich rette dich vor dem einen Tod, nur um dich einem schlimmeren auszuliefern.«
    »Bleib bei mir«, wiederholte er. »Bitte. Ich finde einen Weg. Was erwartet dich schon in deiner eigenen Zeit?«
    Endlich blickte ich auf. »Ich werde dich so oder so verlieren.«
    »Wenigstens haben wir hier eine Chance.«
    Das war richtig. Ich wäre lieber geblieben und hätte auf sein Überleben gehofft, als in mein eigenes Jahrhundert zurückzukehren, wo mir eine lange, trostlose Zukunft bevorstand. War das vielleicht der wahre Grund, warum ich mich auf den Weg gemacht hatte? Um Julian zu mir zurückzulocken, weil ich mir ein Leben in einer Welt ohne ihn nicht vorstellen konnte? Ich musterte sein Gesicht und versuchte die Angelegenheit logisch zu betrachten. Allmählich dämmerte mir, dass ich so edelmütig nicht war. Doch seine Nähe machte es mir unmöglich, einen klaren Gedanken zu fassen.
    Seine Lippen streiften meine – eine Frage.
    Ich gab mich geschlagen, denn ich konnte dem nichts entgegensetzen. Das war bei mir mit ihm schon immer so gewesen. Allein Julians Blick genügte, um die Flamme in mir zu entfachen. Ich legte ihm die Hände um den Nacken, erwiderte seinen Kuss, genoss die Berührung seiner Lippen und den erstaunlich vertrauten Geschmack. Zu meinem Ärger stiegen mir Tränen in die Augen und liefen mir die Wangen hinunter. Er spürte sie auch und wich zurück. »Entschuldige«, sagte ich. »Ich habe nur nicht geglaubt, dass ich das je wieder tun würde.«
    Sein Blick glitt erstaunt und ungläubig über mich. Dann umfasste er mit beiden Händen mein Gesicht und wischte mit den Daumen die Tränen weg. Und dann küsste er mich wirklich und mit echter, ehrlicher Leidenschaft, zwar nicht so gekonnt, wie ich es in Erinnerung hatte, dafür aber so feurig, dass sich mir der Kopf drehte. »Warte«, stieß ich hervor. »Warte, bevor ich …«
    »Tut mir leid«, keuchte er. »Willst du nicht … Ich höre auf, wenn du nicht …«
    »O Gott«, stöhnte ich. »Nein, nicht aufhören.« Ich öffnete seinen Gürtel und knöpfte die khakifarbene Uniformjacke und dann das Hemd auf, bis er zitternd vor mir stand. Seine Haut schimmerte im Kerzenlicht. »Alles in Ordnung?«, flüsterte ich.
    »Alles in Ordnung«, versicherte er, nahm meine linke Hand und presste sie an die Lippen. »Mrs. Ashford.« Dass er die Worte so aussprach, wie er es früher getan hatte – oder später tun würde –, ließ mir einen Schauder den ganzen Körper hinunterlaufen. Er drehte mich um und fing an, die lange Reihe von Knöpfen zu öffnen. Sein Atem streifte meinen Nacken, und seine Finger bewegten sich meinen Rücken hinunter, bis meine Beine beinahe nachgaben. Das Kleid fiel auseinander, rutschte hinunter und landete zu meinen Füßen. Ich schob mir die Träger meines BH – der plötzlich so seltsam modern wirkte – über die Schultern und hakte den Verschluss auf. Und dann wandte ich mich zu ihm um.
    Sein Gesichtsausdruck war unbezahlbar. Wie der eines kleinen Jungen im Süßwarenladen. Ich lachte. »Du sagst das alles nur, um mich ins Bett zu kriegen, richtig?«, neckte ich ihn.
    »Ich muss dir etwas gestehen«, murmelte er und zwang sich, den Blick zu heben. »Aber wahrscheinlich weißt du es ja schon. Ich habe nämlich nicht die leiseste Ahnung, wie es jetzt weitergeht.«
    »Kein Problem.« Ich nahm seine Hand. »Ich zeige dir alles.«

23
    S eine Hand auf meinem Arm erstarrte.
    »Julian?«
    »Was hast du da gesagt?«, keuchte er.
    »Äh … dass ich schwanger bin.«
    »Du bist …«
    »Ja, schwanger.«
    Er fuhr hoch. »Das ist doch unmöglich!«
    »Tja, ist es nicht. Ich … ich habe einen Fehler gemacht, Julian. Ich weiß nicht, wie das passieren konnte. Ich habe vergessen, den neuen Pillenzyklus anzufangen, und …«
    »Herrgott, Kate!«, rief er aus. » Was hast du?«
    »Ich habe es vergessen, okay? Das war gleich nach Newport. Ich habe es erst vor ein paar Tagen bemerkt. Ich weiß, ich hätte etwas sagen sollen, aber du hattest so viel um die Ohren, dass ich dich nicht mit noch etwas belasten wollte.« Ich setzte mich auf und sah ihn an. »Ich habe eben gehofft …«
    Eigentlich wusste ich nicht, womit ich

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