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Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)

Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Meer der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatriz Williams
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gerechnet hatte. Natürlich mit einem kleinen Schock. Ungläubigkeit. Und dann einem schicksalhaften Ergeben in die Situation. Einem Gespräch, wie wir das alles gemeinsam regeln wollten. Ich hatte insgeheim sogar gedacht, dass er sich darüber freuen würde und es sich gewünscht hatte, damit ich mit einem früheren Hochzeitstermin einverstanden war. Auf das nackte Entsetzen in seinem Gesicht war ich hingegen ganz und gar nicht vorbereitet.
    »O mein Gott«, stieß ich hervor.
    Verzweifelt fuhr er sich mit beiden Händen durchs Haar. »Du kannst nicht schwanger sein! Warum zum Teufel bist du schwanger? Kate, du hast es mir versprochen!«
    »Es tut mir leid. Ich habe einen Fehler gemacht, okay?«
    »Einen Fehler? Mehr fällt dir dazu nicht ein?«
    »Mach dich nicht lächerlich, Julian! Ich habe doch gesagt, dass es mir leidtut. Glaubst du nicht, dass ich ein bisschen mehr Grund habe, mich aufzuregen, als du? Immerhin ist es mein Körper. Mein Leben wird hier auf den Kopf gestellt.«
    Er schien mich nicht gehört zu haben. Stattdessen sprang er aus dem Bett und ging zum Fenster. »Herrgott, Kate! Ich dachte, es könnte nichts passieren.«
    »Tja, wenn es so ein Drama für dich ist, hättest du dir auch eine Schachtel Gummis kaufen können.« Ich schnappte mir meinen Morgenmantel vom Boden neben dem Bett und schlüpfte zornig hinein.
    »Wenn ich gewusst hätte, dass du so etwas Wichtiges einfach vergisst, hätte ich das auch getan. Mein Gott! Ich hätte dich gar nicht erst angefasst!«, tobte er, das Gesicht zum Fenster gewandt.
    »Wie kannst du es wagen!«, wollte ich schreien, aber meine Kehle war vor Wut wie zugeschnürt, so dass nur ein Flüstern herauskam.
    Er fuhr herum.
    »Glaubst du, ich habe das gewollt«, stieß ich mühsam hervor. »Ich erwarte ein Kind von dir, und du denkst nur an deine eigene gottverdammte Bequemlichkeit. Geh doch zum Teufel, Julian Ashford!«
    Im nächsten Moment stand er vor mir und drückte mich an seine Brust. Ich wollte mich zwar wehren, aber es war, als würde man sich gegen eine Steinmauer sträuben. Das heißt, eine Steinmauer während eines Erdbebens, denn er zitterte am ganzen Leib. »Verzeih mir, Kate«, sagte er mit heiserer Stimme. »Gütiger Himmel, man sollte mich auspeitschen. Verzeih mir. Es war nur der Schock. Liebling, bitte verzeih mir.«
    »Nein, Julian. Ich habe dein Gesicht gesehen. Du warst wirklich entsetzt.«
    »Nur …«, er holte Luft, »über mich selbst, Kate.«
    »Egal.« Als ich wieder versuchte mich loszumachen, gab er mich frei. Ich kauerte mich in den Sessel, der in der Ecke stand. Nach unseren ausführlichen Debatten am heutigen Abend hatte ich keine Kraft mehr, mich zu streiten. »Schau«, begann ich erschöpft und zog die Beine an, »ich wollte dir keinen solchen Schreck einjagen. Eigentlich hatte ich gedacht, dass du derjenige bist, der so schnell wie möglich Kinder haben will, während ich damit lieber noch gewartet hätte. Ich habe geglaubt, du würdest dich … vielleicht sogar freuen.«
    »Kate.« Seine Stimme war so leise, dass ich ihn kaum verstand. Er fiel vor mir auf die Knie. »Liebling, ich weiß nicht, wie ich so etwas sagen und dir die Schuld an etwas geben konnte, das eindeutig mein Fehler war.« Er griff nach meinen Händen und zog sie an sein Gesicht. »Du musst mir verzeihen, Kate, denn ich kann es nicht.«
    »Bitte hör auf zu zittern. Du machst mir Angst.«
    »Bist du sicher, Liebling? Ist es auch bestimmt kein Irrtum? Warst du beim Arzt?«
    »Julian«, erwiderte ich leise, »dazu braucht man heutzutage nicht mehr zum Arzt zu gehen.« Ich stand auf und holte den Stab aus der Schublade im Bad.
    Immer noch blau.
    Als ich ins Schlafzimmer zurückkehrte, saß Julian auf der Bettkante und starrte vor sich hin. Ich knipste die Nachttischlampe an und reichte ihm das Beweisstück. »Siehst du die blaue Linie?« Ich deutete auf das Sichtfenster, das in seinen Händen zitterte. »Unser Baby«, fügte ich mit einem Seufzer hinzu.
    »Unser Baby«, wiederholte er und betrachtete den Stab eine lange Zeit. Ich setzte mich neben ihn.
    »Deshalb habe ich vorhin vermutlich so durchgedreht«, meinte ich. »Hormone. Aber es dauert ja nur noch sieben oder acht Monate.«
    Endlich holte er tief Luft und blickte mich an. »Es tut mir leid, Kate. Ich habe dich im Stich gelassen. Ich bedaure es unendlich.«
    » Du mich im Stich gelassen? Julian, ich war es, die die dämliche Pille vergessen hat. Mein Fehler.« Ich hielt inne. »Nun, und außerdem hast du

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