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Das Meer in deinem Namen

Das Meer in deinem Namen

Titel: Das Meer in deinem Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Koelle
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zwischen den Büschen auf.
    „Orje!“ Wie gut es tat, so unvermutet jemand Vertrautes zu sehen. Sie sprang in seine Arme, er wirbelte sie einmal herum und stellte sie dann streng wieder auf die Beine.
    „Das sieht dir ähnlich, im Dunkeln herumzuturnen!“
    „Und du? Wo kommst du um diese Zeit her?“
    „Ich bin die Nacht durchgefahren. Weißte doch, ich fahr am liebsten nachts, da hat man Platz auf der Strecke und Ruhe zum Denken.“
    „Guten Morgen. Ich bin der Nachbar“, sagte Jakob.
    „Oh, das ist Orje, ein alter Freund aus Berlin“, beeilte sich Carly, ihn vorzustellen. „Und das ist Jakob Hellmond, er hat mir sehr geholfen – hab ich dir ja erzählt, auf dem Blog.“
    Die Männer gaben sich die Hand; der gegenseitige prüfende Blick verpuffte in der Dunkelheit.
    „Also dann“, sagte Jakob. „Ich muss los.“ Er stieg ein; diesmal hielt ihn nichts auf.
    Carly sah dem warmen Glühen seiner Rücklichter nach.

    „Hast du einen warmen Tee für mich?“, fragte Orje.
    „Na, aber so was von Tee. Alle Sorten, die du dir vorstellen kannst. Und frisch gebackene Kekse!“
    „Klingt gut. Wirst du jetzt zur Hausfrau?“
    „Nicht so, wie ich sollte. Bald kommt ein Interessent und ich bin noch nicht weit gekommen.“
    „Na, aber von dem, was du erzählst, sieht das Haus doch ganz ordentlich aus. Und der Interessent muss sich ja erst mal äußern. Vielleicht will er es tatsächlich möbliert, dann wird es einfacher. Ich kann dir heute helfen!“
    „Erzähl, was machst du hier?“
    „Ich habe eine Genehmigung, am Sonntag in Prerow auf dem Seebrückenfest zu spielen. Da dachte ich, ich kann ein verlängertes Wochenende nehmen und dich besuchen. Vor allem …“
    „Vor allem was?“
    „Ich dachte, du brauchst jemanden, der mit dir zum Strand geht.“ Verlegen fummelte er an Friederikes Bremsen herum und begann, sie auf die Terrasse zuzuschieben.
    Carly packte ihn von hinten am Kragen und umarmte ihn gleich noch mal.
    „Du bist unglaublich. Genau das brauche ich! Ich schaffe es nicht alleine.“
    Das hatte sie nicht einmal vor sich selbst zugeben wollen. Jetzt, da Orje es ausgesprochen hatte, war es auf einmal nicht schwer.

    Orje sah sich anerkennend in der Küche um, während eine Ahnung von Tag über die Baumwipfel schlich und Carly Frühstücksutensilien auf einem Tablett versammelte.
    „Das Haus hat was“, sagte er. „Eine besondere Atmosphäre. Sie kommt einem entgegen, spricht an. Verspricht etwas. Wie sagte dein Joram – wohnen ist eine Tätigkeit? Ein interessanter Gedanke.“
    „Nicht mein Joram. Wenn, dann Hennys Joram.“
    „Aber er fasziniert dich. Sie faszinieren dich.“
    „Immerhin bin ich sozusagen in ihr Leben geschlüpft. Für ein paar Wochen. Und ihre Kleider passen mir.“
    „Apropos Kleider. Du hast eine Gänsehaut. Zieh dir was an!“
    Er passte schon wieder auf sie auf. Es fühlte sich gut an.
    Sie lief nach oben und schlüpfte in eines von Hennys Baumwollkleidern. Auf diesem waren Schwärme kleiner Möwen auf blauem Untergrund unterwegs.
    Orje betrachtete sie erstaunt. „Ich glaube, ich habe dich noch nie in einem Kleid gesehen. Sie passen dir wirklich! Mehr noch, es passt zu dir. Irgendwie überraschend.“
    Sie musste lachen.
    „Ich wundere mich selber.“
    Ihm fiel etwas ein.
    „Ich muss noch was aus dem Auto holen. Klasse Gartentor übrigens.“
    Kurze Zeit später kam er mit einem dicken Strauß aprikosenfarbener Rosen wieder.
    „Blüten von Abraham!“ Carly war begeistert. „Den vermisse ich wirklich.“
    „Dachte ich mir. Es geht ihm gut. Hast du eine Vase?“
    „Bestimmt.“ Carly sah sich um. „Da oben auf dem Regal. Kommst du da ran?“
    Es gelang ihm so gerade, die bauchige Keramikvase herunterzuangeln. Dabei fiel etwas zu Boden. Orje stellte die Vase unter dem Wasserhahn ab und bückte sich.
    „Ein Zettel, auf dem steht etwas“, stellte er fest. „Und ... ui!“
    „Zeig!“
    Orje hielt die fein gearbeitete Miniaturausgabe einer Harke hoch, kaum länger als sein Zeigefinger. „ Hab ich heute früh aus Zahnstochern gemacht. Für dich“, las er vor. „Steck sie in die Tasche, dann kannst du unterwegs bei Bedarf jedem zeigen, was eine Harke ist! Gruß, Joram.“
    Orje fing an zu lachen.
    „Dieser Joram gefällt mir auch.“
    „Siehste.“ Carly war damit beschäftigt, Abrahams Blüten wirkungsvoll anzuordnen. Orje fasste sie bei den Schultern und drehte sie zu sich herum.
    „Ich finde, das ist ein Zeichen“, sagte er und steckte die Harke

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