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Das Meer in deinen Augen

Das Meer in deinen Augen

Titel: Das Meer in deinen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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ihre Stärke. Ehe sie selbst entscheiden konnte, hatte ihre Hand schon nach dem Smartphone gegriffen.
    »Ja?«, meldete er sich verhalten.
    »Hey, ich wollte mich noch mal melden, bevor du losfliegst.«
    »Okay.« Er wirkte abwesend, mit den Gedanken woanders. Bereute er etwa, was zwischen ihnen geschehen war? Vielleicht bildete sie sich nur ein, dass es ihm genauso viel bedeutet hatte.
    »Ja, ich komme«, rief er jemandem zu. Im Hintergrund polterten schnelle Schritte, und eine Tür knallte.
    »Sorry, meinte nicht dich.«
    »Bist du schon am Flughafen?«
    »Nee … hörst du doch. Hat sich etwas verspätet.«
    »Bist du okay?«
    »Klar, wieso fragst du?«
    »Nur so. Ist schon gut.«
    »Okay.« Wieder antwortete er so knapp. »Also, ich muss jetzt los. Mein Vater wartet im Auto.« Eine Hupe dröhnte. Eine Tür wurde zugeschlagen. Wahrscheinlich war er in Eile. Sie hatte einfach den falschen Zeitpunkt gewählt, ihn anzurufen.
    »Gut. Melde dich, wenn ihr angekommen seid.« Sie legte auf und wiederholte ihren letzten Satz leise im Kopf. Entsetzlich hörte es sich plötzlich an. Sie hatte ihn tatsächlich aufgefordert, sie anzurufen. Emma verfluchte sich selbst, während sie versuchte, sich an den Traum zu erinnern. Aber die Bilder waren nur noch eine schwache Erinnerung.
    »Wo bleibt der denn, Alter?« Benjamin schaute durch die Gläser seine r Ray Ban auf die Uhr und schüttelte den Kopf. Er spuckte aus und zog an der Zigarette, bevor er noch einmal anrief. »Scheiße!«, zischte er, als sich Lukas Mailbox meldete. »Wenn er nicht gleich da ist, fliegen wir ohne ihn.«
    Irgendetwas stimmte da nicht. Familien hetzten mit ihren Koffern über den Parkplatz und an ihnen vorbei in den Terminal B. Geschäftsleute verließen Taxis, die sich an dem viel zu kleinen Wartestand stauten. Hektisch schauten sie sich um, aber von Luka fehlte jede Spur. Finn versuchte es noch einmal, hielt sich das Handy ans Ohr und wartete ab. Nichts. »Vergiss es, Mann.«
    »Hey, sorry.« Sie wandten sich um. Endlich, da kam er gelaufen. Der Trolley hinter ihm holperte über die Dehnungsfugen im Asphalt. Ein abfahrendes Taxi hupte. Sein Vater im Anzug folgte ihm im Laufschritt. »Wir hatten ein kleines Problem zu Hause«, entschuldigte er seinen Sohn, rückte die Krawatte zurecht und drückte ihm seine Reisetasche in die Hand. Luka schaute merkwürdig betreten drein. »Hier. Ein bisschen Taschengeld.« Hastig holte er einen Hundert-Euro-Schein aus seinem Portemonnaie. Luka nahm ihn wortlos und starrte auf das Geld, als wüsste er nicht, was er damit anfangen sollte. »Ich muss in die Kanzlei. Ihr kommt alleine klar, oder? Benehmt euch, Jungs«, mahnte er kumpelhaft. Schwach klopfte er seinem Sohn auf die Schulter und suchte seinen Blick. Luka nickte bloß stumm und stopfte den Hunderter in seine Hosentasche.
    »Gute Reise, Jungs.«
    »Dann können wir jetzt?« Benjamin hatte keine Lust, nachzufragen, was denn diese verdammte Verspätung wirklich zu bedeuten hatte. Er ließ die runtergebrannte Zigarette fallen und trat sie aus. »Was war denn bei dir los?«, fragte Finn, als sie durch die riesige Halle zur Gepäckabgabe gingen.
    »Nichts, schon okay«, erwiderte Luka.
    »Stress zu Hause?« Nur Kopfschütteln.
    »Ah«, rief Finn aus und grinste. »Ist es wegen Emma, dass du so pissig drauf bist?«
    »Nein, Mann. Und jetzt halt die Fresse.« Das war eine deutliche Antwort, die sogar Finn zum Schweigen brachte. Auch Benjamin erschrak. Er blieb vor den beiden stehen und zeigte ihnen mahnend mit dem Zeigefinger auf die Brust.
    »Hey, Schluss damit. Wir fliegen jetzt für eine Woche weg und vergessen den ganzen Scheiß. Alles, was hier passiert ist, bleibt hier, und alles, was auf Sardinien passiert, bleibt auf Sardinien, okay?«
    Luka und Finn wagten nicht zu widersprechen und stellten sich hinter ihm an. »Das ist deine Schuld, Alter«, murmelte Benjamin und schaute Luka angesichts der langen Schlange, in der sie auf die Gepäckabgabe warten mussten, strafend an.

6
    Die Klimaanlage in dem kleinen italienischen Supermarkt lief auf Hochtouren. Der Windzug wehte Benjamin durch das verfilzte Haar, während er durch die Regalreihen schlich. Vor einer Stunde waren sie von der Klippe ins Meer gesprungen. Finn hatte einen Salto geschafft. Jetzt bereute Benjamin, dass er nicht geduscht hatte, sondern nur eine Sonnenbrille aufgesetzt und das Deo geleert hatte. Das dünne weiße T-Shirt roch jetzt nur noch danach. Er würde gleich ein neues kaufen. Durch die

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