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Das Meer in deinen Augen

Das Meer in deinen Augen

Titel: Das Meer in deinen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Spruch vielleicht bloß rumkriegen? Am Ende war er wahrscheinlich doch nicht viel besser als seine Freunde.
    Emma schloss die Tür hinter sich, als sie jemanden vor sich stehen sah, der einen Helm unter dem Arm hielt. Ihr Herz machte sofort einen Satz.
    »Kann ich noch eine heiße Schokolade bestellen?«
    »Soll das ein Witz sein?«
    »Weiß nicht, versteh’s, wie du willst.« Erwartete er jetzt eine Antwort? »Ich … wollte gerade gehen.« Wurde sie rot? Ihr Gesicht wurde jedenfalls heiß. Erst einmal durchatmen. »Aber … ich muss noch abschließen.« Sie räusperte sich aus Verlegenheit. Hastig steckte sie den Schlüssel in das Schloss, um das Stahlgitter herunterzulassen, hinter dem jeder Laden in dem riesigen Einkaufszentrum bei Nacht verschwand.
    »Willst du dich einschließen?« Luka lachte. Gerade noch tauchte Emma unter dem Tor durch und stand mit zerzaustem Haar neben Luka, als das Surren verstummte und sie sich allein in der Passage wiederfanden. »Warum bist du gekommen?«
    »Wollte dich sehen, bevor es losgeht.«
    »Ach ja«, erinnerte sich Emma enttäuscht und ging voraus Richtung Ausgang.
    »Du bist ja schnell abgekühlt.«
    »Haha«, gab sie sich trotzig, drehte sich aber trotzdem um.
    »Hast du Lust auf eine kleine Fahrt?« Emma mochte es, wenn er den Kopf so schief legte.
    »Hab doch keinen Helm.« Klar wollte sie.
    »Kannst meinen tragen.« Luka hielt ihr den schwarzen Helm entgegen. Kurz zögerte sie.
    »Na dann los.«
    Vor Benjamin standen drei leere Sektgläser. Anders würde er diesen Abend nicht überstehen. Trotzdem war es nicht einfach, betrunken genug zu sein und dabei seinen Eltern noch aus dem Weg zu gehen. Einer der Kellner kam wieder mit einem vollen Tablett vorbei. Benjamin griff zu. Der Typ kam etwas aus dem Gleichgewicht und ließ die restlichen Gläser fast fallen. Das wäre ein Spaß gewesen, überlegte sich Benjamin und grinste matt. Wahrscheinlich hätten sie ihn entlassen. Das wäre dann doch unschön gewesen.
    Ihm gegenüber standen die Beckers. Roland und seine Schwester Miriam. Benjamin konnte sie nicht ausstehen. Die Abneigung war ihm schon von der Familie mitgegeben. Den Beckers gehörte ein Mercedes-Autohaus. Da war es nichts Besonderes, dass sich ihre Väter insgeheim nicht ausstehen konnten. »Der alte Becker hat doch den ganzen Laden nur geerbt und bildet sich sonst was darauf ein.« Solche Sprüche fielen häufiger.
    »Spielst du noch Golf?«, fragte Roland. Benjamin verspürte große Lust, diesem eitlen Typen einen heftigen Schlag ins Gesicht zu verpassen.
    »Klar, hab am Samstag wieder Turnier gespielt«, entgegnete Benjamin beiläufig.
    »Oh, nicht schlecht«, lobte Roland herablassend. »Willst du nicht mal wieder in der Mannschaft spielen?«
    »Nee …« Mehr fiel ihm nicht ein. Er war noch dabei, sich auszumalen, wie Roland überrascht nach hinten taumeln würde. Benommen von seinem gut platzierten Haken.
    »Warst schon mal besser, Benny …« Roland hob seine Augenbrauen, wie immer, wenn er glaubte, etwas besser zu wissen, und nach Bestätigung heischte. »Oder?«
    »Tja, ich weiß, dass Golf für dich alles ist. Hat deine Mama dir nicht früher das Taschengeld gestrichen, wenn du mal ein Turnier verloren hast?«, spielte Benjamin mitleidig den Erinnerungsseligen, um gleich darauf mit süffisanter Miene seinen Konter zu beenden: »Ich war nie so ein Streber wie du.« Gleich darauf drehte er sich um und verschwand irgendwo in der Menge, um ihm nicht die Chance einer Erwiderung zu bieten. Erst als er die Bar erreicht hatte, merkte er, dass er Jenny verloren hatte. Das war ihm nur recht. Jetzt war er sie los. Ein Bett im Kornfeld, spielte die Liveband. Sie war nicht besonders gut. Sein Vater hatte sich schon beschwert. »Eine Flasche, bitte.«
    »Hier bist du!« Innerlich fluchte er. Jennys kalte Finger verschränkten sich wieder in seinen. Es war ihm peinlich, dass sie andauernd seine Hand halten wollte.
    »Was ist los mit dir?« Sie wurde schon wieder so zickig. Ihre Stimme war empfindlich, dünn und spitz wie eine kleine Nadel, die Benjamin immerzu stach.
    »Keine Ahnung. Ich kann die Leute nicht ab.« Benjamin schaute durch sie durch. Das funktionierte. Sie schien nichts zu bemerken. »Und ich? Kannst du mich überhaupt noch ab?«
    Benjamin stieß einen entnervten Seufzer aus, anstatt zu antworten. Es passierte einfach so.
    »Du bist so scheiße«, flüsterte sie und drehte sich um. Wenn sie jetzt ging, hätte er die Kontrolle über sie verloren. Alles

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