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Das Meer in deinen Augen

Das Meer in deinen Augen

Titel: Das Meer in deinen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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andere, nur kein Verlierer wollte er sein. Wieder reagierte sein Instinkt. »Hey, Jenny«, er zog sie an sich und beugte sich zu ihr runter. Ihr Haar roch gut. Eine Träne perlte ihre gerötete Wange hinab.
    »War doch nur Spaß.« Inzwischen sprach er langsam, weil er jedes Wort einzeln finden musste. Auch war er sich nicht sicher, ob er es zu laut gesagt hatte. Die Menschen jedenfalls schauten sich schon um. Es war ihm egal, was sie dachten – diese verdammten Wichser. Jenny sah zu ihm auf, als bereute sie ihre heftige Reaktion. Benjamin trank das Glas aus und nahm die Flasche mit, die man inzwischen in einem Sektkühler voller Eis serviert hatte. Die Kälte fuhr ihm in den Körper und ließ ihm einen Schauer über den Rücken wandern, während sein Kopf zu glühen begann. Der Schweiß trat ihm auf die Stirn. Erneut näherte er sich Jenny. Die Worte verließen einfach seinen Mund. »Ich will dich. Jetzt.« Ein müdes Lächeln legte sich auf seine Lippen, ganz ohne sein Zutun. Er musste wissen, dass er noch die Oberhand hatte. Sie starrte ihn nur an aus ihren blauen Augen, in denen sich die riesige Discokugel spiegelte. Ihre Hand griff seine etwas fester und wurde langsam feucht. »Wo?«
    »Ich kann unsern letzten Abend nicht vergessen.« Luka räusperte sich, ehe er noch etwas hinzufügte: »Ich meine, ich will ihn nicht vergessen.« Emma konnte im schwachen Licht sehen, wie er rot wurde. Sie saßen auf der Bank, die auf dem Stadtwall stand. Genau zwischen zwei Bäumen. Von hier hatte man den besten Ausblick. Am Himmel die Sterne. Unten die Lichter der Stadt. Manche standen still, andere pulsierten, dort, wo das Leben in Bewegung war. Eine Fledermaus flatterte über sie hinweg.
    »Stimmt«, antwortete sie spät, um gleich darauf fortzufahren: »Hast du jedes Wort so gemeint?« Sie wollte es jetzt wissen.
    »Hab ich was gesagt? Kann mich nicht erinnern.« Das Grinsen verriet ihn schnell. Sie boxte ihn in die Schulter und musste lachen. »Arschloch.«
    »Hey«, spielte er den Empörten und rieb sich die Stelle, an der sie ihn getroffen hatte, als schmerzte es tatsächlich: »Bist du immer so hart?«
    »Nein, nur manchmal«, gestand sie lachend.
    »Dann bin ich ja froh«, gab er sich erleichtert und ließ sich von ihr anstecken.
    »Musst du morgen wirklich weg?«, hörte Emma sich sagen, nachdem sie verstummt waren. Sofort verfluchte sie sich selbst. Das klang doch bescheuert. Als würde sie an ihm klammern.
    »Die Jungs sind meine Freunde. Die Reise haben wir schon lange geplant.«
    »Du passt irgendwie nicht zu denen.«
    Luka runzelte die Stirn. »Na ja, du bist nicht wie sie«, ergänzte Emma hastig.
    »Ich kenn die beiden schon verdammt lange. Sie können auch ganz anders sein, als sie sich immer geben.«
    »Finn ist meistens ein ziemliches Arschloch und Benjamin total eingebildet«, warf Emma ein. Doch dann erkannte sie, dass er noch nicht fertig war. »Ich will sie gar nicht verteidigen. Aber wenn’s drauf ankommt, sind sie die besten Freunde.«
    »Braucht mich ja auch nicht zu interessieren«, gab sich Emma gleichgültig.
    »Du bist nur traurig, dass ich mit ihnen wegfahre, weil du mich vermissen wirst«, neckte Luka sie und schaute ihr so direkt in die Augen, dass sie nicht ausweichen konnte.
    »V on wegen«, wehrte Emma trotzig ab und befür chtete sogleich, ihn damit verschreckt zu haben.
    »Geht mir ja genauso«, flüsterte er und nahm ihr damit etwas von ihrer Unsicherheit. »Also kannst du es ruhig zugeben.«
    Darauf fiel ihr keine schlagfertige Antwort mehr ein. »Warum?« Noch so eine unpassende Frage.
    »Weiß nicht.« Luka schaute in die Ferne, als wären dort alle Antworten zu finden. Genau diesen Blick liebte sie. »Vielleicht darum.«
    Es war nur ein kurzer Kuss. Aber ihr Herz sprang höher und wie von alleine legten sich ihre Hände um seinen Nacken. Jedes Haar spürte sie einzeln, während ihr Atem alle anderen Geräusche ausschaltete.
    Emma wusste nicht, wie viele Stunden vergangen waren, nur dass sie die Zeit vergessen hatte und ihre Mutter sich in jedem Falle Sorgen machen würde. »Fährst du mich heim?«
    »Klar«, entgegnete er eine Spur enttäuscht, aber dann nickte er, als hätte er denselben Gedanken gehabt. Auf dem Roller krallten ihre Finger sich sanft in seine Brust. Loslassen würde sie ihn nicht.
    Der verdammte Hosenknopf ließ sich nicht in das Loch zwängen. »Scheiße«, fluchte Benjamin leise. »Scheiße, scheiße, scheiße.« Erst nach dem zehnten Versuch schaffte er es. In

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