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Das Meer in deinen Augen

Das Meer in deinen Augen

Titel: Das Meer in deinen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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dass die wirklich etwas für mich empfinden«, redete er weiter und nickte gedankenverloren, während er auf den dampfenden Kaffee schaute.
    »Ich weiß es selbst auch nicht mehr so genau, wenn es um ihn geht.« Sie musste schlucken, um die erste Träne zu unterdrücken. Danach fing sie sich und fühlte stattdessen wieder diese totale Leere.
    »Er wird mir fremd. Ich glaube, ich vergesse jeden Tag ein Stück mehr von ihm.«
    »Geht mir nicht anders. Dabei kenne ich ihn seit der Grundschule.«
    »Meine Mama hat mal gesagt, verlieben ist oft das Dümmste und selten das Schönste, was dir passieren kann.«
    »Ist sicher was dran.« Sie tranken beide ihren Kaffee und beobachteten sich eine Weile nur.
    »Du trägst die Brille gar nicht mehr so oft.« Damit hatte er sie aus ihren Gedanken gerissen.
    »Nur beim Lesen. Willst du mich wieder ärgern?«
    »Ich finde eigentlich, dass sie dir steht.« Er errötete. »Keine Ahnung, das war einer von meinen dummen Sprüchen.« Er schmunzelte noch matt. »Luka hat auch mitgelacht.«
    Aus der kurzen Lockerheit wurde wieder Ernst. Jetzt war sein Name gefallen. Das funktionierte noch nicht – ihn einfach so auszusprechen. Benjamin schaute sich nervös um und blickte dann nach draußen, wo der stete Strom an Autos nicht abriss.
    »Ist schon okay.«
    »Schon komisch. Geht es dir auch so?« Sein Mundwinkel zuckte kurz. Er blinzelte. Durch die Jalousien fiel das grelle Sonnenlicht genau in seine Augen. Sie glitzerten feucht.
    »Was meinst du?«
    »Ich habe das Gefühl, dass er mit am Tisch sitzt, uns zuhört, uns beobachtet, aber ich weiß nicht, von wo.« Benjamins Stimme war dünn und leise geworden. Trotzdem verstand sie jedes Wort genau. Er drehte sich wieder um. »Vielleicht da. Genau da. Er ist unsichtbar.« Er starrte zum Tischende. »Oder doch da oben.« Er deutete zur Decke. »Kennst du das?«
    Emma nickte stumm und trank von ihrem Kaffee. Sie wusste genau, wovon er redete. Ihr Mund war inzwischen ganz trocken geworden.
    »Ich muss noch zum Tanzen.« Das stimmte nicht ganz. Aber es wurde ihr langsam zu viel. Sie hatte sich jetzt schon zu weit gewagt. Sie nahm einen letzten großen Schluck, dann war der Becher leer.
    »Willst du mir deine Nummer geben? Wenn was ist, kann ich anrufen.«
    Was sollte schon sein? Trotzdem schob sie ihr Handy rüber zu ihm und wartete, bis er die Nummern ausgetauscht hatte. Dann sah er sie einfach nur an. Ohne ein Wort. Bloß mit einem Lächeln auf den Lippen. Merkwürdigerweise war es ihr gar nicht unangenehm.
    »Schon komisch, dass wir uns jetzt erst …«
    »Kennenlernen?« Sie ergänzte den Satz für ihn.
    »Vielleicht.«
    »Hab dich wirklich immer für ein ziemliches Arschloch gehalten.«
    »Kann ich verstehen. War ich bestimmt auch. Vielleicht bin ich’s immer noch.«
    »So hab ich das nicht gemeint …«
    »Ich kann mich manchmal selbst im Spiegel nicht mehr sehen«, unterbrach er sie.
    »Geht mir nicht anders«, gestand sie.
    »Wollen wir los?«, fragte er. Er musste sie dabei ertappt haben, wie sie auf die Uhr an ihrem Handgelenk schielte. Sofort bereute sie, dass sie es getan hatte. Trotzdem nickte sie und holte tief Luft. Plötzlich kostete es sie Überwindung, etwas zu sagen.
    »Ich muss noch kurz …«, erklärte sie und deutete mit einem unbeholfenen Kopfnicken zu den Toiletten.
    »Ich warte vorne an der Tür.«
    Auf dem Weg verfluchte sie sich für ihre Fahrigkeit. Er musste ihr die Nervosität angemerkt haben. Sie verschwand in keine der Kabinen, sondern lehnte sich an die gekachelte Wand gegenüber der Waschbecken und schloss die Augen.
    Benjamin atmete schwer. Er nahm eine Zigarette. Das würde helfen. Was war mit ihm los? Sein Herz klopfte, als wäre er gerade einen Marathon gelaufen. Nur dass er nicht erschöpft war. Es war etwas anderes. Sie ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. »Scheiße«, fluchte er und fasste sich an die Stirn. »Scheiße, Scheiße, Scheiße.« Besser er hätte sie nicht getroffen. Luka würde ihn hassen. Das Ganze musste aufhören. Zumindest diese unkontrollierten Gefühle. Das war völlig neu.
    »Danke, dass du gewartet hast.« Da stand sie in der Tür und schaute von der obersten Treppenstufe zu ihm herunter. »Ich … rauch die später«, stammelte er und steckte die Zigarette und das Feuerzeug wieder zurück.
    »Ist schon okay«, erwiderte sie. »Also. Bis dann. Mein Bus kommt.« Sie machte einen Schritt auf ihn zu. Eine Umarmung? Das war sicher zu viel. Auch sie schien über die passende Verabschiedung zu

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