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Das Meer in Gold und Grau

Das Meer in Gold und Grau

Titel: Das Meer in Gold und Grau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Peters
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Gäste nämlich ihre schmutzigen Schuhe abends vor die Zimmertür stellen, wie im Grand Hotel, und sie morgens dann poliert vorfinden!«
    Â»Nur dass kaum jemand davon Gebrauch macht«, sagte Elisabeth.
    Â»Schuhe putzen kann ich gut«, sagte ich.
    Â»Das bildet sich so mancher Laie ein«, sagte Ruth.
    Â 
    Ich durfte tatsächlich bleiben und nahm mir vor, für eine Weile das zu tun, was Ruth »dich nützlich machen« genannt hatte.

3
Irgendein Schwarzwald
    Als Ruth am ersten Werktagmorgen nach meiner Ankunft ihren dritten Kaffee geleert hatte, die Zeitung beiseitegeschoben, die Hände ineinander verschränkt und ihre Fingerknöchel hatte knacken lassen, rief Elisabeth die Mannschaft zwecks Wochenplanung zusammen. Beim Blick in die Runde blieb Ruth an mir hängen. »Nun, Katia, da du auch Montag in der Frühe noch hier herumsitzt und beim Stichwort ›Arbeitsbesprechung‹ nicht fluchtartig das Frühstückszimmer verlassen hast, liegt die Frage nahe, welche deiner hoteltauglichen Fähigkeiten du bei uns zum Einsatz bringen möchtest?«
    Elisabeth wollte etwas sagen, aber Ruth legte ihr die Hand auf den Arm und sah mich auffordernd an: »Also?«
    Â»Tja …« Da bekam ich auf dem Silbertablett die Chance dargereicht, mich für einen Job zu empfehlen, doch mir fiel nichts Besseres ein, als meine Unfähigkeiten abzuwägen.
    Â»Ich höre.« Ruth schien die Ruhe weg zu haben.
    Â»Mit Gastronomie oder Hotelwesen kenne ich mich nicht aus, leider. Ich habe mal bei einem Freund gekellnert, aber das ist länger her, und mir ist dauernd etwas runtergefallen.«
    Elisabeth sagte: »Oh!«
    Ich war dabei, es zu vermasseln.
    Â»Mit Kindern kann ich gut umgehen, glaube ich, mit Erwachsenen wird’s meistens irgendwann schwierig, wenn ich ehrlich bin.«

    Ruth lachte.
    Â»Putzen kann ich«, fügte ich rasch hinzu, »sehr gut sogar, nicht nur Schuhe, ich mache alles sauber und schrecke vor nichts zurück.«
    Â»Na, das ist doch mal was«, sagte Ruth.
    Ich strahlte: »Ihr werdet begeistert sein!«
    Â»Moment«, fuhr Ania dazwischen, »bisher haben immer noch ich oder Bascha alles sauber bekommen, ohne Beschwerden. Sag ihr das, Ruth! Wir brauchen für Begeisterung keine Junge, die vor nichts zurückschreckt. Oder ist es hier schmutzig, wie?« Sie schaute finster von einem zum anderen. »Glaubt jemand, wir brauchen bessere Reinigungskraft? Elisabeth? Soll das lieber die Junge machen? Sagt!«
    Da war ich »die Junge« geworden, mit dem Beigeschmack eines Schimpfworts.
    Ich beeilte mich, Ania zu versichern, dass ich nie, aber auch niemals ihre Perfektion erreichen würde. »Schon der Putzwagen ist für mich ein Buch mit sieben Siegeln, vom Stubenmädchenwagen ganz zu schweigen. Aber unter Umständen könnte ich mich doch bei guter Anleitung nützlich machen mit kleinen Hilfsarbeiten oder …«
    Â»Wir meiden das Wort Stubenmädchen!«
    Â»Da seht ihr, dass ich keine Ahnung habe. Also: die Wagen mit dem ganzen Zeugs für die Zimmer drauf, solche habe ich schon in Hotels gesehen, die sind für mich deutlich zu kompliziert: Wäschesäcke, für jeden Müll einen anderen Behälter, Handtücher, Schampoofläschchen, Minibar. Ohne gründliche Anweisung wäre ich hilflos. Nie wüsste ich, worauf ich alles achten sollte, immer würde ich das Wichtigste vergessen. Und ich würde für alles auch doppelt so lange brauchen. Ohne dich.«
    Ruth grinste: Ȇbertreib’s nicht.«

    Anias Kinn hob sich, sie tätschelte mir den Arm, sagte: »Ah, nein, nein! Kannst du lernen. Zwanzig Jahre lang jeden Tag Zimmer sauber gemacht wie ich, machst du’s mit Augen zu. Vielleicht brauchen sie jemanden in anderem Hotel.«
    Ich sagte kleinlaut »möglicherweise« und fügte hinzu, dass es, ungeachtet meiner mangelnden Erfahrung, in einem solchen Haus wie dem Palau aber doch kein Luxus sei, wenn der Hausdame ein Zimmermädchen zugeteilt werde, zur Unterstützung.
    Â»Zimmer frau!«
    Â»Ja, sicher: Zimmerfrau.«
    Ruth sagte: »Zumal der Etagenwagen, den ich für teures Geld gekauft habe, nur im Erdgeschoss zu verwenden ist.« Sie kicherte, und Elisabeth gab mir die Erklärung: »Wir kriegen ihn nicht die Treppe hoch.«
    Â»Fünfhundertsiebzig Euro für einen Original Etagenwagen aus den sechziger Jahren, und wir vergessen zu

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