Das Meer in Gold und Grau
bedenken, dass wir keinen Aufzug haben.«
»Und wie macht ihr das?«
»Depotschränke auf jedem Stockwerk, Körbe für den Transport auf die Zimmer, und Ania und Bascha laufen sich die FüÃe platt, wenn was fehlt.«
Ania nickte heftig.
»Ich könnte mich darum kümmern und zudem die Ersatzputze machen, wenn Ania mal nicht kann.«
»Ich kann immer!«
Ruth fiel vor Lachen fast von der Bank, aber Ania wurde ernsthaft böse: »Und wer, bitte schön, ist Putze, die Ersatz braucht?«
Sie stützte sich mit beiden Armen auf die Tischplatte und stemmte ihren gewaltigen Oberkörper in die Höhe.
»Niemand! Oder allenfalls ich, will sagen: Ich wäre die Putze, es tut mir leid, blödes Wort, also: Ich wäre deine Reinigungskraft und du die Chefin. So meine ich das: Du sagst an, und ich hole die Sachen für dich. Gut?«
»Hm. Und was mache ich dann den ganzen Tag?«
»AuÃerdem sind Ruth und Elisabeth Chefin!« Selbst Heinrich war gegen mich.
Ich seufzte. »Tschuldigung, es war nur so eine Idee.«
Ania brummelte auf Polnisch unfreundlich vor sich hin. Dann wandte sie sich an Ruth: »Wie lange bleibt sie?«
Ruth sagte: »Das ist hier nicht das Thema.«
»Weià nicht, ob Bascha gefällt das.«
»Holz hacken«, versuchte ich noch einmal mein Glück, während Ruth schon wieder lachte. »Ernsthaft! Das habe ich einmal in den Ferien gemacht. Oder Laubfegen?«
»Wir haben April.«
»Im Strandkorbcafé helfen? Ich könnte mich um das Schild kümmern, die Fahnen im Auge behalten, Tische abwischen, Sachen raustragen, wenn es drinnen voll ist. Wie wäre das?«
Stumme Blicke, schwer definierbar. Nur Ruth hatte SpaÃ.
Elisabeth sagte leise: »Nun ja, im Service vielleicht. Obwohl â¦Â«
Ich räusperte mich und versuchte es auf die klägliche Art: »Eine idiotensichere Arbeit vielleicht, etwas für Dumme?«
Es funktionierte: Ein Durcheinander von Stimmen setzte ein: »Nicht doch, selbstverständlich wird sich etwas für dich finden lassen.«
Selbst Ania wurde weich: »Bist doch nicht Idiotin!«
»Sinnvolle Tätigkeiten für eine kluge junge Frau gibt es bei uns reichlich!«
»Eine helfende Hand ist immer willkommen!«
»Wir sind oft völlig erschlagen von vieler Arbeit!«
Ich lächelte erfreut.
»Aber eher Sommer«, legte Ania nach, und Elisabeth sagte: »Vielleicht erholst du dich erst einmal.«
Ich versuchte enttäuscht zu wirken.
Ruths Mundwinkel zuckten leicht, als sie die Hand auf den Tisch krachen lieà und verkündete: »Katia arbeitet mit. Basta!«
Als hätte jemand den Gong zu Beginn der neuen Trainingseinheit geschlagen.
Ania sagte: »Kannst du vielleicht bei Gästewäsche helfen. Ab Juli wird das Hölle mit Bascha: viel zu langsam!«
Sergej sagte: »Kann sich an der Spülmaschine einarbeiten, für die Saison. Hilfe für Olga.«
Heinrich sagte: »Eine Führung für Kinder in den Sommerferien könnte möglicherweise eine schöne Ergänzung zu unseren Angeboten sein.«
Elisabeth, die währenddessen nachdenklich zu Ruth hinübergesehen hatte, sagte: »Vorausgesetzt, Katia möchte so lange bei uns bleiben.«
Ruth grinste die ganze Zeit in die Runde und kraulte eine Katze hinter den Ohren. Als es wieder still geworden war, stand sie auf, klopfte mir auf die Schulter und sagte: »Gut, Dummerchen. Wenn das jetzt geklärt ist, können wir beide einen Spaziergang machen, es ist sowieso nichts zu tun heute.«
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»Herkunft, Lebenslauf â Unsinn! Aus Jüterborg oder Königsberg stammen die meisten, und in irgendeinem Schwarzwald endet man seit je. Sagt der Dichterdoktor«, sagte Ruth.
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Der Strand lag unter einer milden Frühlingssonne, die bereits am späten Vormittag wieder von aufkommenden Wolken bedroht
wurde. Möwen schaukelten auf dem Wasser, der Sturm hatte allerlei Kram angespült, Holzstücke, Plastikflaschen, die Hälfte eines Rettungsrings, Algenberge. Ein Bagger dröhnte weiter hinten, warf riesige Findlinge ab, die er von einem seitlich parkenden Laster nahm und polternd in Position brachte.
Ruth trat fluchend gegen eine Büchse Fanta, hob sie auf und steckte sie in ihre Jackentasche.
Obwohl ich mich freute, zum ersten Mal etwas mit meiner neuen alten Tante zu unternehmen, war ich, während ich am Strand neben ihr
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