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Das Meer in Gold und Grau

Das Meer in Gold und Grau

Titel: Das Meer in Gold und Grau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Peters
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Milchkaffee, pflanzte die Pilsblume nach Maß, und Ruth war eines Montagnachmittags spontan der Meinung, ich könnte für ein paar Stunden das Strandkorbcafé und die Rezeption alleine am Laufen halten, während sie mit Elisabeth nach Lübeck zum Wäschegroßhandel fuhr.
    Â»Das schaffst du«, sagte sie, und Heinrich meinte: »Ich bin ja auch noch da.«
    Â»Wenn etwas ist, frag Sergej«, sagte Elisabeth.
    Â»Den Heinrich schaffst du auch, Kaschka-Schätzchen«, sagte Ania, die unbedingt mit in die Stadt wollte, um sich deutsches Haarspray zu kaufen.
    Â»Komisch«, sagte Heinrich, als wir dem Wagen hinterherwinkten, »Ruth fährt sonst nie mit Elisabeth zum Großhandel. Eine von beiden bleibt eigentlich immer hier.«
    Ich wollte mir einbilden, dass sie erst jetzt das Palau in guten Händen, nämlich den meinen, wusste und sich sorglos zum Einkaufsbummel aufmachen konnte, und war beinahe euphorischer Stimmung.
    Sie hatten noch keine Stunde das Gelände verlassen, als der Doc in die Kajüte trat, suchend in die Küche schaute und schließlich an der Theke Platz nahm.

    Â»So früh heute?«
    Ich machte mich daran, ihm ein Bier zu zapfen.
    Â»Wo ist Ruth?«
    Â»Mit Elisabeth in die Stadt gefahren. Kann später werden. Ich kümmere mich heute um alles.«
    Der Doc schüttelte ärgerlich den Kopf, schnaubte: »War ja klar!« und ließ sich vom Hocker rutschen.
    Â»Sie gehen doch nicht schon wieder, Doc?«
    Er hatte die Türklinke bereits in der Hand.
    Â»Sag Ruth, ich komme heute Abend wieder und will sie dann sprechen. Nein, sag lieber nichts.«
    Er deutete in meine Richtung: »Schreib das Bier auf meinen Deckel und gib es dem Alten.«
    Die Tür ging hinter ihm zu, bevor ich auch nur »Wiedersehen« sagen konnte. Meines Wissens hatte er noch nie einen seiner Deckel beglichen.
    Ich stellte gerade das Bierglas vor Heinrich ab, als die Tür noch einmal aufschwang.
    Â»Es hat nichts mit dir zu tun«, sagte der Doc, »ich muss mit Ruth reden, das ist alles. Du machst das hier prima, Katia, ich bin froh, dass du da bist.«
    Er ging zu Heinrichs Tisch, hob das Bierglas, trank einige Schlucke, und setzte das Glas wieder ab.
    Â»Bier kannst du auch zapfen. Bis später. Danke. Hör auf, mich zu siezen.«
    Und raus war er.
    Ich starrte noch eine Weile auf die Tür.
    Â»Was war das denn?«
    Â»Der Doc«, sagte Heinrich, »mit einer langen Rede, jedenfalls für seine Verhältnisse. Er macht sich wegen irgendetwas Gedanken, und er hat dich gelobt. Das ist ungewöhnlich.«

    Ich wusste nicht genau, ob ich besorgt oder geschmeichelt sein sollte, und entschied mich für Letzteres.
    Â»Jetzt ist er weg und hat mir ein angetrunkenes Glas dagelassen«, nörgelte Heinrich.
    Vermutlich hatte Elisabeth dem Doc eine ihrer Geschäftsideen vorgetragen, oder der Steuerberater hatte gerechnet und er sollte es Ruth schonend beibringen. Dass er so grau im Gesicht war, musste nichts heißen. Wer weiß, wie viele Klare er sich am Vorabend genehmigt hatte. »Ich bin froh, dass du da bist«, hatte er gesagt. Schon der zweite Mensch im Palau, von dem ich das zu hören bekommen hatte.
    Â»Lass mal stehen, Heinrich, ich mach dir ein frisches Pils. Wieso bist du eigentlich nicht auf Tour?«
    Â»Einer muss doch hier sein und mit dir die Stellung halten.«
    Â»Wenn ich dich nicht hätte!«
    Er strahlte.
    Heinrich war auch froh, dass ich da war, dessen war ich mir sicher.
    Â»Schauen Sie, Fräulein Katia, ich habe hier etwas für Sie«, hatte er bereits nach den ersten drei Tagen zu mir gesagt, und da ich mich wirklich über das als »Lunatia catena, ein durchaus seltener Fund« vorgestellte Schneckengehäuse freute, das er mir in die Hand legte, und seinen Ausführungen über das charakteristische Band mit den dunklen Flecken interessiert zuhörte, gewöhnte er sich an, mich mit Mitbringseln von seinen Strandwanderungen zu beglücken, obwohl Ania ihn dafür verspottete. »Glaubt, mit Muschel kann er junge Frauen beeindrucken! Idiot!«
    Â»Lass ihn in Ruhe!«, rief ich, aber Heinrich sagte, dass er sich sehr herzlich für die Unterstützung bedanke, es dennoch, mit Verlaub, vorziehe, sich selbst gegen Anias ignorante Anfeindungen
zu wehren. Er sei es gewohnt und pflege sich in solchen Situationen mit einem Schutzschild aus Gleichmut zu wappnen, der gefleckten

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