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Das Meer in Gold und Grau

Das Meer in Gold und Grau

Titel: Das Meer in Gold und Grau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Peters
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staatlichen Fördergeldern alles hübsch renoviert worden war, so wie es der postmoderne Zeitgenosse inzwischen schätzte: außen weiß getünchte Jahrhundertwende, innen Bulthauptküchen in Edelstahloptik. »Bei uns drängen sich die Verbrechen fehlgeleiteter Architekten aus den frühen Achtzigern an der Strandpromenade, das will niemand mehr sehen«, hatte Ruth einmal gesagt. »Wir hier an der ehemaligen BRD-Ostseeküste gehören zu den wenigen Verlierern dessen, was man ›wiedervereinigt‹ nennt im Westen. Bei uns ging es nach der Wende steil bergab, das dicke Geld wird jetzt auf Usedom gemacht.«
    Tatsache war: Die mondänen Zeiten von Halsung und Umgebung lagen lange zurück. Ab Oktober wurden sämtliche Geschäfte, außer dem Düt und Dat, dem Edeka und Helgas-Hair-Shop geschlossen, man lief durch menschenleere Straßen. Die Einheimischen, die es sich leisten konnten, überwinterten anderswo, die Jugend zog nach Berlin oder Hamburg, und der Rest trank das vom Edeka mitgebrachte Bier vor Schmittes Laden. Die Poststation hatte vor vier Jahren geschlossen, ebenso der Fleischer, der Bäcker, die Sparkassenfiliale. Der Bahnhof funktionierte noch einigermaßen: Vier Mal täglich konnte man zwischen den Richtungen Kiel oder Lübeck wählen, öfter aber dem IC nach Kopenhagen beim Durchrauschen zusehen.
    Manu tat soeben genau das und sagte: »Was für ein Kaff!«
    Ich sagte: »Bei uns draußen am Strand ist es schön!«
    Â»Hast du gerade ›bei uns‹ gesagt?«
    Â»Komm schon, ich steh im Halteverbot.«
    In der Bahnhofshalle blieb Manu vor dem Plakat stehen, das wir an jede verfügbare Wand angeklebt hatten, grinste und nickte nicht unzufrieden. »Habt ihr da nicht ein bisschen zu dick aufgetragen?«

    Â»Wieso, du bist doch an der Staatsoper.«
    Â»Aber nicht als Solistin!«
    Â»Bei uns singst du allein. Also.«
    Â»Schon wieder!«
    Â»Was?«
    Â»Ach, vergiss es!«
    Â 
    Frank und ich hatten in den vorangegangenen Wochen all unsere freie Zeit mit der Organisation des Liederabends zugebracht, waren tagelang unterwegs gewesen, um die Plakate auszuhängen, die wir entworfen hatten. Wir waren dem Kulturreferenten des Bürgermeisters auf den Leib gerückt, hatten uns auf die Halsunger Homepage setzen lassen, Anzeigen in Auftrag gegeben, den Doc für die Druckkosten der Flyer angepumpt, absolut jeden Laden zwischen Liefgaard und Westerburg aufgesucht, dem Mann vom Tagblatt sieben Bier spendiert und bereits im Vorverkauf mehr Karten losgeschlagen, als wir Stühle zur Verfügung hatten.
    Ruth ließ uns gewähren, segnete dann auch die Entwürfe für den bunten Hotelprospekt, den wir drucken lassen wollten, ohne Einwand ab, schien freundlich distanzierten Anteil an dem zu nehmen, was wir da trieben, und war ansonsten ziemlich still.
    Elisabeth ließ sich schließlich sogar von unserer Begeisterung anstecken, nachdem ich ihr einen Nachmittag lang erklärt hatte, dass ohne ihre Beteiligung gar nichts liefe, und war vollkommen mit der Menüplanung und der Buffetlogistik für unseren Kulturabend beschäftigt: Lieder und Lecker, an der Terminologie hätten wir etwas strenger feilen müssen.
    Es waren trotzdem bald schon die ersten Leute im Palau aufgetaucht, die aufgrund unserer Hinweise auf das Hotel aufmerksam
geworden waren und vorab schon einmal schauen wollten, was von den Versprechungen zu halten war. Keine Massen, aber es bewegte sich etwas, immerhin, so dachten wir.
    Â»Lass dich mal genauer ansehen«, sagte Manu, nachdem wir ihr Gepäck in der Sommersuite abgestellt hatten, und legte ihre Hände auf meine Schultern.
    Â»Du hast zugenommen.«
    Â»Du mich auch!«
    Â»Steht dir aber, macht dich jünger.«
    Ich lachte sie aus und wies auf die Fenster, wo sich eben die Sonne blicken ließ.
    Â»Nerv nicht, mach die Augen auf!«
    Manu sah nach draußen, breitete theatralisch die Arme aus:
    Â»Wahnsinn!«
    Â»Sag ich doch!«
    Bei der anschließenden Führung durchs Haus zeigte sie sich eher höflich denn ernsthaft begeistert und verbrachte mehr Zeit damit, mich verwundert anzuschauen, als die Antiquitäten und Kuriosa zu bewundern, die ich ihr anpries wie ein fanatischer Sammler seine Lieblingsobjekte.
    Â»Ãœberanstreng dich nicht, Igel, es reicht, wenn es dir gefällt.«
    Â»Aber es ist etwas Besonderes, siehst du das denn

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