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Das Meer in Gold und Grau

Das Meer in Gold und Grau

Titel: Das Meer in Gold und Grau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Peters
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auf, lächelte sogar wieder und strich einer fetten, zerzausten Katze das Fell glatt.
    Â»Ruthi!«, rief Elisabeth.
    Â»Lizzy, du weißt so gut wie ich, dass die große Zeit des Palau vorbei ist«, sagte die Tante leise, »vielleicht sollten wir es nun gemeinsam zu einem guten Ende bringen.«
    Â»Zu Ende? Das sagst du so lässig? Unsere Lebenskraft steckt
hier drin, unser Kapital, unsere besten Jahre, unser …« Elisabeths Stimme versagte.
    Â»Der Yachtclubpräsident hat schon länger Interesse, und er ist bereit, einen fairen Preis zu zahlen.«
    Â»Eher brenne ich es persönlich nieder!«, fuhr Elisabeth hoch und ließ es sich gefallen, dass Ruth sie sanft wieder auf die Bank drückte und ihr den Arm um die Schultern legte.
    Â»In Ordnung, beruhige dich, wir warten noch ab, wir müssen heute nichts entscheiden. Und unsere besten Jahre, die bleiben sowieso hier, die kann uns keiner nehmen«, sagte die Tante und sah mich dabei an.
    Ich fand, der Anflug von Pathos stand ihr nicht, und sie machte mir Angst in dieser Verfassung, aber Elisabeth schien es gutzutun, sie schnäuzte sich in eines der riesigen Herrentaschentücher, die sie immer mit sich herumtrug, und gewann ihre Fassung langsam wieder.
    Â»Warum hast du den Doc mitgenommen?«
    Â»Er hatte auch einen Termin in der Stadt.«
    Wieder sah die Tante mich an, während sie mit Elisabeth sprach.
    Â»Es wird uns schon noch etwas einfallen. Uns ist immer etwas eingefallen.«
    Â»Ja.«
    Als der Doc am nächsten Tag auf dem Deich an mir vorüberging, sagte er: »Katia, sei lieb zu deiner Tante!«
    Â»Doc, ich bin so lieb zu meiner Tante, wie sie mich lässt!«, antwortete ich.
    Und das war nichts als die Wahrheit.
    Die Wahrheit war ferner: Sie hatten kein Geld mehr und würden auf Kredit vorerst keines mehr bekommen. Auf dem Palau lag bereits eine stattliche Hypothek, und sogar das Geld
für die halbe Öltankfüllung, die wenige Tage später eintraf, war dem Doc geschuldet.
    Nur ein Teil der Wahrheit, zugegeben, und nicht allzu lange danach erwies es sich, dass eine Katastrophe die andere relativieren kann, aber da hätte Tante Ruth mir gewiss auch widersprochen. »Jeder Tag hat seine eigene Plage« oder ein ähnlicher Satz wäre ihr eingefallen, und eine humorige Variante des gleichen Gedankens hätte sie garantiert auch noch aus dem Ärmel geschüttelt, Heine, Grillparzer oder Ringelnatz und dass man das eine nicht mit dem anderen aufwiegen könne. Aber auch das Zitieren wurde mit der Zeit weniger.
    Wann hatte sie ihre Müllspaziergänge verkürzt?
    Wann ist mir aufgefallen, dass sie abends immer früher müde wurde?
    Die Tante gönnte sich und uns noch einige Wochen, in denen wir der Überzeugung sein durften, es mit einer Situation zu tun zu haben, gegen die mit Fleiß, Einsatz und Einfallsreichtum etwas unternommen werden konnte. Niemand und nichts war am Ende, so lange es noch etwas zu tun gab.
    Â 
    Â»Wie war das mit euren Kulturaktionen, die Geld in die Kasse spülen werden?«, sagte Ruth etwa vierzehn Tage, nachdem sie in Lübeck gewesen war, »einen Aufschub könnten wir schon noch versuchen!«
    Der Doc, der gerade neben ihr vor seinem Bier saß, drehte sich für seine Verhältnisse ruckartig zu ihr herum, schien aber äußerst froh zu sein über das, was er gehört hatte.
    Â»Kulturaktion?«, fragte er sichtlich erheitert. »Was, um Himmels willen, habt ihr vor?«
    Frank sagte: »Katia hatte neulich so eine Idee.«
    Â»Lass hören.«

    Ich ging meinen Computer holen, drehte ihn, nachdem ich eine Weile gesucht hatte, so, dass alle Sicht auf den Bildschirm hatten, und sagte: »Das ist sie!«
    Manu in ihrem sehr kleinen Schwarzen, einen glitzernden Federhauch ins Haar gesteckt, die tiefroten Lippen halb offen, ihre Hüfte an ein Klavier gelehnt, hinter dem der gelackte Haarschopf eines Mannes zu erahnen war.
    UN COIN TOUT BLEU, Liederabend mit Manuela van Haiden.
    Â»Na?« Ich schaute erwartungsvoll in die Runde.
    Â»Sie hat sehr wenig an«, sagte Elisabeth.
    Â»Das würde mich weniger stören«, sagte der Doc.
    Ich sagte: »Wartet, bis ihr sie singen hört!«
    Manu antwortete am Telefon das Gleiche wie die Tante in der Kajüte, als es um die Frage nach dem Liederabend ging: »Warum nicht?«
    Wir versuchten es also, fanden nach einigem Hin und Her und vielen weiteren

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