Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Titel: Das Meer in seinen Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L.B. Roth
Vom Netzwerk:
setzte sich abrupt auf und sah Merlin böse an. Er sagte aber nichts, biss stattdessen die Zähne aufeinander.
    »David ...«, versuchte Merlin seine Worte wieder zu entschärfen. »Das - das geht doch so nicht. Ich meine - ich hab einfach Angst, dass es nie aufhört, verstehst du?«
    »Du scheinst dir da auch nicht sonderlich viel Mühe zu geben«, sagte David grob. Fast tat es ihm leid, dass er so hart zu Merlin war. Doch der Ausdruck des Schmerzes in dessen Augen machte ihn nur noch wütender. »Warum blockst du eigentlich alle Vorschläge ab?«, fragte er aufgebracht. »Wo bleiben deine Lösungen?«
    Merlin machte den Mund auf, als wollte er etwas sagen, schloss ihn aber unverrichteter Dinge wieder.
    In David brodelte es. Es kitzelte ihn, noch ein paar Dinge zu sagen. »Irgendwie hab ich das Gefühl, du hast überhaupt keinen Bock, die Sache mit Paolo zu beenden«, stieß er plötzlich hervor.
    Merlin sah ihn fassungslos an.
    »Verdammt!«, schrie David und sprang aus dem Bett. Am liebsten würde er etwas durch die Gegend schmeißen. So hatte er sich noch nie gefühlt. Als ihm das bewusst wurde, zerbrach sein Zorn unversehens und er stand nur blöd mitten im Zimmer.
    Merlin sagte immer noch nichts, glotzte ihn nur entgeistert an.
    »Er muss im Bett echt was drauf haben«, zischte David und stürmte aus dem Zimmer. Keine Sekunde länger wollte er dieses Schweigen ertragen, dass seine Eingeweide zu zerdrücken schien. Grob zog er die Zimmertür hinter sich zu und wollte gerade die Treppe runter, als er neben sich eine Bewegung wahrnahm.
    »So eilig?«, fragte Paolo mit einer Stimme, die sich wie eine Schlange um seinen Hals wand.
    David stockte. Wüste Beschimpfungen stießen ihm durch den Kopf. Am liebsten hätte er jetzt und hier all seinen Frust hinausgelassen. Aber Paolo sah ihn durchdringend an, so als ob er ihn in Hypnose versetzen wollte.
    »Ja«, sagte David nur.
    »Schade.« Paolo lächelte anzüglich. Erst jetzt bemerkte David, dass der Kerl lediglich eine Shorts anhatte. Was machte der so halbnackt hier oben? Eine dunkle Ahnung durchfuhr ihn. Aber bevor er etwas sagen konnte, ergriff Paolo schon seinen Arm. Im ersten Moment fühlte es sich an, als würde ihm eine Nadel durch die Haut gestochen. Irgendwie kalt. Aber dann waren all seine negativen Gedanken mit einem Mal zerstreut.
    »Du solltest es dir echt überlegen, ob du den Job nicht annehmen willst.« Paolos Stimme klang plötzlich so nah und - ja, beruhigend schön.
    David nickte. Innerlich hatte er sich schon längst entschieden, diese Gelegenheit, ein wenig Geld zu verdienen, anzunehmen. Er runzelte kurz die Stirn. Eigentlich hatte er sich genau jetzt dazu entschieden.
    »Ich denke, du wirst als erstes bei der Eingangspost helfen«, sagte Paolo. »Das ist nicht schwierig. Wie wäre es, wenn du morgen einfach mal vorbeikommst und dir alles ansiehst?«
    David fiel ein, dass er morgen noch nicht in die Schule sollte. Aber er konnte doch auch schlecht den ganzen Tag zu Hause verbringen, oder?
    »Ja«, sagte er schließlich. »Wann soll ich da sein?«

    92

    Merlin ballte die Fäuste und schlug aufs Bett. Warum hatte er nichts gesagt? Die ganze Zeit über hatte er gewusst, dass David über kurz oder lang gehen würde, dass alles letztlich nur an den richtigen Worten hing. Aber die richtigen Worte wollten ihm einfach nicht einfallen. Er warf sich zurück. Nein, das war nicht richtig. Eigentlich hatte er ganz genau gewusst, was David von ihm erwartete. Trotzdem waren die Worte nicht über seine Lippen gekommen. Vielleicht aus Trotz? Je länger er gewartet und geschwiegen hatte, desto schwieriger schien es am Ende, die Stille doch noch zu durchbrechen. Merlin biss die Zähne aufeinander. Irgendwie wusste er nicht, was er momentan fühlen sollte. Da war eine Unentschlossenheit, die schon fast schmerzte. Er war wütend auf sich selbst, weil er einfach nicht auf sein Gefühl hören wollte, das ihn immer wieder zu David trieb. Auf David war er auch irgendwie wütend, weil der dann doch eingeknickt war. Warum hatte er sich nicht einfach auf ihn gestürzt und ihn geschüttelt? Es tat weh, jetzt hier allein auf dem Bett zu liegen und zu wissen, dass da irgendwas zwischen ihnen kaputt gegangen war.
    Draußen auf dem Flur hörte er plötzlich Paolos Stimme. Ein Gemurmel. Ob David noch vor seiner Tür stand? Merlin überlegte, ob er nicht schnell aufstehen sollte, um nachzusehen. Er könnte David ja wieder ins Zimmer ziehen und noch mal von vorn anfangen. Aber sein

Weitere Kostenlose Bücher