Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Titel: Das Meer in seinen Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L.B. Roth
Vom Netzwerk:
aber keine Worte, um den Satz zu beenden. Was war es denn? Er fühlte sich so hilflos mit einem Mal. »Ich will das nicht«, sagte er schließlich, bemerkte aber selbst, wie lahm das klang. Wenn er das wirklich nicht wollte, warum wehrte er sich nicht erfolgreich dagegen? Warum passierte es dann immer wieder? Vielleicht wollte er es ja doch, wusste es nur nicht so richtig. Doch dafür fühlte er sich einfach zu schlecht danach, als dass er es wirklich wollen konnte. Danach war es jedesmal wie ein Kater, der ihn überrollte. Nur, von Alkohol bekam man auch einen dicken Kopf und schwor sich immer wieder, dass man nicht noch mal so viel trinken würde - trotzdem wiederholte es sich, egal was man sich vorgenommen hatte, egal wie standhaft man sein wollte. Vorher dachte man vielleicht noch daran, dass man es am nächsten Tag bereuen würde, dass das alles nicht gut sein konnte. Aber sobald man erst mal dabei war und trank, verschwanden diese Befürchtungen und - man hatte Spaß.
    »David«, fing er noch mal an und räusperte sich. »Ich - ich will nur mit dir zusammen sein.« Das war nicht gelogen. Genau das wollte er. Aber ... »Aber, ich habe - Angst, dass das so weitergeht.«
    »Was?«, fragte David und runzelte die Stirn.
    Merlin atmete tief durch. »Das mit Paolo.«
    »Aber wenn du nur mit mir zusammen sein willst ...« David schob sich vorsichtig auf das Bett und kam zu ihm. Diesmal wich Merlin vor der Berührung nicht zurück. Es hatte etwas Tröstliches, auch wenn er noch immer den Gedanken nicht loslassen konnte, dass David ihn eigentlich hätte irgnorieren müssen. Mittlerweile hatte er sich aber soweit wieder gefangen, dass er nicht mehr dachte, dass er David gleichgültig war. Dafür befand sich zu viel Verletztheit in seinen Augen.
    »Ich will nicht, dass wir - dass das alles jetzt zu Ende ist.« David sah ihn ernst an.
    Sofort schossen wieder Zweifel durch Merlin. Hatte er letztlich nur Angst, jetzt nach seinem Coming Out allein zu sein? War das der Grund, weshalb er es sich verkniff, angemessen sauer zu sein? Wieder spürte Merlin dieses unbehagliche Gefühl in sich aufsteigen, das ihm zur Trennung riet. Wenn er die Sache jetzt mit David beendete, würde sich vielleicht noch mal alles so gerade eben wieder in normale Bahnen lenken lassen.
    »Zwingt er dich dazu?«, fragte David und riss ihn aus seinen Gedanken zurück.
    »Nein«, sagte Merlin sofort. Dann war er sich aber nicht mehr so sicher, ob er selbst daran glaubte. Die Antwort war so schnell aus ihm herausgeschossen, dass es ihm selbst schon aufrichtig vorkam, um daran zu zweifeln. Aber wenn er genauer darüber nachdachte, kamen die Zweifel doch. Paolo vergewaltigte ihn nicht, das stimmte, aber ein Zwang war definitiv dabei. Und damit war es auch eine Vergewaltigung, oder? Er war sich nicht sicher. Worin bestand überhaupt dieser Zwang? Wenn man mal von der Erpressung absah, die Paolo ja auch wieder zurückgenommen hatte, dann stand es Merlin ja sozusagen frei, mit ihm Sex zu haben. Und doch hatte er immer das Gefühl, sich nicht wehren zu können, sobald Paolo von ihm Intimitäten forderte. Fast kam es ihm jetzt im Nachhinein so vor, als formte Paolo ihn, wie er ihn gern haben wollte: gefügig.
    »Ich kann es nicht erklären«, sagte er schließlich. »Es ist nicht wirklich Zwang, aber irgendwie doch.« Er sah David an. »Ich will mich wehren, kann es aber nicht.« Kurz dachte er an diese Art von Träumen, in denen man vor etwas weglaufen musste, die Beine sich aber einfach nicht bewegten.
    David nickte nur. Es schien, als müsste er sich aus dem Gesagten nun erst mal die Bedeutung erarbeiten. Merlin fühlte sich elend. Aber letztlich blieb nichts anderes, als diese Situation durchzustehen. Wieder kam ihm der Gedanke, dass er einfach abhauen könnte - zu Christian.
    »Liebst du mich?«, fragte David.
    Die Frage hing im Raum. Immer hatte Merlin gedacht, dass solche Fragen einfach nur lachhaft wirkten. Doch die Naivität, mit der David den Stand der Dinge erfahren wollte, belastete ihn höchstens. Hier ging es um mehr, als nur einen albernen Spruch. Er schluckte. Was sollte er nun sagen? Liebte er David wirklich? Der Gedanke, dass er es nicht tun könnte, schmerzte ihn. Also musste er ihn wohl lieben. Es war nicht nur einfach ein schönes Gefühl, wenn er bei ihm im Bett lag. Das war mehr. Aber wenn er jetzt seine Liebe zu ihm bestätigte, würde er ihn dann nicht noch tiefer mit in diese Geschichte hineinreißen? Er ahnte, dass diese Frage darauf

Weitere Kostenlose Bücher