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Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Titel: Das Meer in seinen Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L.B. Roth
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Körper rührte sich nicht. Es war wie vorhin, als er einfach nichts sagen konnte. In seinem Kopf liefen die Bewegungen immer wieder ab, aber letztlich blieb er einfach liegen. Dann hörte er in der Tat Davids Stimme. Nur kurz, aber er war es definitiv. Es wäre also noch nicht zu spät, jetzt aus dem Bett zu springen und ihn aufzuhalten. Was sollte er ihm sagen? Dass er selbst ein Arschloch war? Das wusste David doch bereits. Nur er wusste immer noch nicht recht, was er eigentlich wollte. Doch, im Grunde schon: Er wollte einfach nur laut schreien und heulen! Genauso fühlte er sich gerade. Merlin drehte sich auf die Seite und drückte sich sein Kopfkissen gegen den Bauch. Warum musste das alles nur so schwierig sein?
    Kurze Zeit später hörte er unten die Haustür. Jetzt war es zu spät. Obwohl er natürlich immer noch rübergehen konnte. Nur, wollte er das? Musste er sich nicht erst mal seine Gedanken über alles machen?
    Es klopfte an seiner Tür.
    »Ja?«, rief er.
    Paolo kam herein und sah ihn mit hochgezogener Braue an. »Alles in Ordnung?«, fragte er und sein Grinsen verriet, dass für ihn alles nach Plan lief.
    »Ja«, sagte Merlin knapp und versuchte zu ignorieren, dass Paolo lediglich in seiner Unterhose im Zimmer stand. Warum kam er halbnackt hier rein? Plötzlich war Merlin alarmiert. Sein Blick ging sofort zum Fenster. Verdammt! Wenn David jetzt auch noch sah, dass Paolo in seinem Zimmer stand, dann konnte er alles vergessen. Hastig sprang er auf und guckte zur anderen Seite. Von David keine Spur. Er ließ das Rollo herunter.
    »Oh, was hast du vor?«, fragte Paolo mit erotischem Unterton.
    »Nichts«, sagte Merlin. »Ich gehe schlafen, das ist alles.«
    »Gut.« Paolo grinste. »Wenn deine Mutter unten in der Küche steht, ist wohl auch nicht der geeignete Moment, was?« Er zwinkerte.
    »Arschloch«, flüsterte Merlin und ließ sich wieder auf sein Bett fallen. »Was willst du?«
    »Ich wollte dir nur sagen, dass dein David morgen bei mir anfängt.« Paolo lächelte breit. »Das ist doch was, oder?«
    Merlin hielt sich zwanghaft zurück. Er wollte jetzt auf keinen Fall mit Paolo über irgendwas diskutieren - schon gar nicht über David. Also schloss er die Augen und blieb still.
    »Ist ein ganz netter Junge«, sagte Paolo und seine Worte zogen sich wie Schleim über Merlins Gesicht. »Ich bin mir sicher, dass er gute Arbeit leisten wird.«
    »Warum erzählst du mir das?«, brach es aus Merlin heraus. Aufrecht saß er plötzlich in seinem Bett und starrte Paolo wütend an.
    »Ich dachte, es interessiert dich. Immerhin ist er dein Freund, oder?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte Merlin angespannt. »Zufrieden?«
    Paolo lachte leise vor sich hin. Dann verließ er das Zimmer und zog die Tür hinter sich zu. Merlin lag im Dunklen. Im ersten Moment wollte er aufstehen und das Rollo wieder hochziehen, doch er entschied sich dagegen. Er wusste, wie dieses verschlossene Fenster auf David wirken musste. Erst jetzt wurde ihm richtig bewusst, dass David ihn wirklich die ganze Zeit über bespannt hatte. Darum war David auch kein Stück überrascht gewesen, als Merlin ihm seine Affäre gestanden hatte - nur weil er längst alles darüber wusste. Er hatte längst Zeit gehabt, sich über all das hier Gedanken zu machen. Warum nur kam er sich selbst bei dem ganzen Spiel immer so vor, als wüsste er selbst überhaupt nichts? Irgendwie schienen alle einen Plan zu haben oder zumindest gewisse Vorstellungen und Ahnungen. Selbst David wusste weit mehr über ihn, als er bisher zugegeben hatte. Merlin spürte in sich eine leichte Wut. Vorhin war ihm Davids Geständnis geradezu egal gewesen. Jetzt aber fielen ihm all die kleinen Dinge ein, die David beobachtet haben könnte. Die Tatsache, dass er selbst kaum etwas über David wusste, machte ihn sprachlos. Er drehte sich wieder zur Seite. Er war sauer und fühlte sich einfach zum Kotzen. Wahrscheinlich war es einfach das Beste, wenn er schlief, bis alles vorbei war. Das würde sich alles schon klären. Wenn er dann aufwachte, konnte es weitergehen.
    Es klopfte wieder. Diesmal war es Selma.
    »Schläfst du jetzt nur noch?«, fragte sie.
    »Ja«, antwortete Merlin. »Hab gehört, das soll gut ...«
    »Ähm«, unterbrach sie ihn. »Ich wollte kurz mit dir reden.«
    Sofort stand Merlin wieder unter Strom. Sein erster Gedanke war, dass Paolo ihr irgendwas erzählt hatte.
    »Paolo hat mir gesagt, dass du schlafen willst, da dachte ich, wir könnten vielleicht vorher noch ein wenig

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