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Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Titel: Das Meer in seinen Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L.B. Roth
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...« Sie schloss die Tür und hörte auf zu reden. Merlin spürte plötzlich Druck auf seinen Ohren.
    »Ma?«
    »Entschuldige«, sagte Selma und schniefte.
    »Was ist?« Sein Herz pochte wild.
    Sie setzte sich zu ihm aufs Bett. »Ich ...«
    Merlin war sich sicher, dass sie es wusste. Sie weinte. Sie war sprachlos. So reagierte sie also. Und jetzt wollte sie mit ihm darüber reden. Sie wollte von ihm wissen, wie es mit ihnen weitergehen sollte.
    »Ich muss - mit dir über - unsere Zukunft - sprechen.«
    Merlin wurde plötzlich schlecht. Er hatte sich die ganze Zeit nicht getraut, und jetzt wusste sie es. Irgendwas hing hinten in seiner Kehle und schien seinen Hals zu verstopfen.
    »Ich - werde mich von Paolo trennen«, sagte sie schließlich.
    Merlin schluckte. Das allein hieß noch nichts. Sollte er sie nach dem Grund fragen? Oder sollte er so tun, als wüsste er von allem? Er war mit einem Mal dankbar, dass er das Zimmer verdunkelt hatte.
    »Ich glaube, das klappt einfach nicht mehr«, fuhr Selma fort und klang wieder einigermaßen wie sie selbst. »Er hat sich verändert und ich - ich will nicht ...« Sie schwieg einen Moment. »Ich will das nicht so hinnehmen.«
    Merlin hatte das Gefühl, er müsste etwas sagen. Doch ihm fiel nichts ein. In ihm arbeitete es noch immer. Also wusste sie es doch nicht? Wollte sie sich einfach so von Paolo trennen?
    »Er hat ein Verhältnis, das weiß ich«, platzte sie schließlich heraus. In ihrer Stimme klang eine bis dato ungekannte Wut mit.
    Merlin schluckte wieder, obwohl sein Mund vollkommen trocken war.
    »Eigentlich möchte ich dich nicht damit belasten.« Selma räusperte sich. »Ich will nur, dass du weißt, dass wir bald hier ausziehen müssen.«
    »Wohin?«, fragte Merlin. Mit einem Schlag drehten sich seine Gedanken nur noch um David.
    »Ich weiß nicht.«

    93

    »Was macht dein Kopf?«, fragte seine Mutter sofort, als er das Haus betrat. David wandte sich zur Seite und sah sie in der Küche stehen. In den Händen hielt sie ein Tablett mit geschnittenen Früchten.
    »Ganz gut«, sagte er tonlos.
    »Willst du dich noch zu uns setzen?«
    David runzelte die Stirn. Irgendwie kam es ihm seltsam vor, dass seine Mutter plötzlich wieder so normal tat. Fast machte es den Eindruck, als wüsste sie, dass er mit Merlin Streit hatte und würde dies als Anlass zur Freude sehen.
    »Ich glaube, ich lege mich lieber hin.« David erhoffte sich, dass seine Mutter diese Ausrede gelten lassen würde. Immerhin war es doch genau das, was sie die ganze Zeit gewollte hatte: Er sollte sich schonen.
    »Wie war es?«, fragte sie stattdessen und mit einem Mal lag in ihrem Blick etwas Lauerndes.
    »Ich will nicht drüber sprechen.«
    Sie nickte. Doch das kleine Lächeln, das über ihre Lippen huschte, entging ihm nicht. Sie freute sich in der Tat.
    »Außerdem muss ich mich jetzt ausruhen, weil ich morgen früh raus muss.«
    »Ach?« Sie zog die Augenbrauen hoch. Dann verfinsterte sich ihr Gesicht. »Du sollst noch nicht zur Schule, David.«
    »Ich gehe nicht zur Schule, ich suche mir einen Nebenjob«, sagte David und beobachtete zufrieden die Überraschung auf dem Gesicht seiner Mutter.
    »Warum?«, fragte sie fast entsetzt.
    »Um Geld zu verdienen«, antwortete er und zuckte mit den Achseln. Er grinste. »Damit ich mir mein Fitnesscenter leisten kann.«
    »Aber - David!« Sie sah ihn ungläubig an.
    »Was?«
    Für einen Moment wusste sie offenbar nicht, was sie sagen sollte. Ihr Blick wanderte rasch zum Tablett, dass sie noch immer in den Händen hielt.
    »Wir - wir bezahlen das schon«, sagte sie matt. »Aber - willst du wirklich da hingehen?«
    David ahnte, worauf sie hinaus wollte.
    »Noch habe ich nichts beendet.« David bemerkte, dass ihm diese Worte nur schwer über die Lippen kamen. Es war noch immer ungewohnt, vor seiner Mutter über solche Dinge - zu sprechen.
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Außerdem denke ich, dass es nicht schaden kann, wenn ich ein wenig nebenbei arbeite.«
    »Was hast du dir denn vorgestellt?«, fragte sie.
    »Ach, so leichte Bürosachen«, sagte David und lächelte. »Die brauchen doch meist irgendwen, der Akten raussucht oder sowas.«
    Seine Mutter nickte langsam. »Willst du das nicht noch mit deinem Vater absprechen?«
    »Ach, warum?« David ging langsam zur Treppe. »Oder meinst du, er hat einen Job für mich?«
    Sie lachte und David nutzte die Gelegenheit, um nach oben zu verschwinden. Die würden noch früh genug erfahren, wo er demnächst arbeiten würde,

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