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Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Titel: Das Meer in seinen Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L.B. Roth
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nickte.
    Ruckartig nahm Jobim seine Füße vom Tisch und beugte sich zu Gessen hinüber. »Das alles wird dir vielleicht ein wenig komisch vorkommen am Anfang, aber man gewöhnt sich schnell daran, versprochen.« Er zwinkerte ihm zu.
    Gessen antwortete nicht. Was sollte er auch sagen?
    »Die Renovierungsarbeiten machen übrigens gute Fortschritte«, wechselte Jobim unvermittelt das Thema. »Gestern wurden neue Fliesen gelegt.«
    Gessen zog fragend die Augenbrauen hoch. »Woher wissen Sie ...«
    »Du!«
    Zögernd nahm Gessen seinen Satz wieder auf. »Woher weißt du von dem Haus?«
    Jobim lachte. »Ich wohne gleich gegenüber. Da bekomme ich quasi alles live mit.« Dann sah er Gessen ernst in die Augen. »Also, wir sollten besser Freunde werden.« Er lachte künstlich.
    In Gessen drehte sich alles. Er fühlte sich irgendwie überfahren. Der Gedanke, mit diesem unsympathischen Menschen nicht nur den Arbeitsplatz teilen zu müssen, sondern in Zukunft auch unmittelbar nebenan zu wohnen, vergällte ihm jeglichen positiven Gedanken.
    »Wie sieht es mit Familie aus?«, fragte Jobim und lächelte ihn seltsam an.
    »Ich bin verheiratet und habe einen Sohn«, sagte Gessen zögerlich.
    »Wie alt?«
    Gessen zögerte wieder. Was sollte das? Er hatte keine Lust, mit diesem Ekelpaket über sein Privatleben zu reden. Andererseits war es in der Tat mehr als wichtig, dass er mit diesem Typen auskam. »Siebzehn.«
    »Meine Freundin hat auch einen Sohn in diesem Alter«, sagte Jobim. »Ich werde Merlin sagen, dass er deinem Sohn mal ein wenig die Gegend zeigen soll. Ein Freund ist immer gut, wenn man in eine neue Stadt kommt. Und Neuss ist ganz sicher nicht Hamburg.« Jobim lachte wieder gespreizt.
    »Da ist sicher was dran«, sagte Gessen matt.
    »Du bist angespannt«, stellte Jobim fest. »Willst du vielleicht doch etwas trinken?«
    Gessen schüttelte den Kopf. »Danke.«
    »Na gut.« Jobim seufzte. »Also, in einem Monat ist es dann so weit.« Er holte ein Dokument aus der Schublade und schob es beiläufig über den Tisch. »Vorher geht's noch in Urlaub?«
    »Ja«, antwortete Gessen und nahm seinen Vertrag entgegen. Eine innere Unruhe erfasste ihn. Er überlegte einen Augenblick, ob er tatsächlich unterschreiben sollte. Seine Frau war ohnehin gegen diese ganze Umzugsaktion. Lediglich sein Sohn freute sich auf ein neues Leben weit weg von Hamburg.
    »Wohin soll es denn gehen?«, fragte Jobim.
    »Nach Neuss«, antwortete Gessen automatisch.
    Jobim runzelte die Stirn.
    »Ach, der Urlaub?«, fragte Gessen blöd. »Wir - wir fliegen nach Barbados.«
    Jobim spitzte anerkennend die Lippen. »Schön.«
    Dann unterschrieb Gessen endlich.
    »Herzlich Willkommen bei der Elco GmbH«, sagte Jobim und zwinkerte spitzbübisch.

Erste Woche

    Sonntag bis Samstag

Sonntag

    Zu dir

    Bist du
    Oder bist du nicht
    Auf der anderen Seite
    Mein helles Licht
    Mein Weg von hier
    Über die Klippen
    Zu dir

    M. Nagy

    1

    David ließ sich auf sein Bett fallen. Irgendwie fühlte es sich an, als würde nach den drei Wochen Barbados nun noch ein weiterer Urlaub folgen. Es kam ihm befremdlich vor, dass das Zimmer bereits mit seinen alten Möbeln eingerichtet war. Alles war so fremd, aber auf groteske Weise auch vertraut. Die Regale, das Bett auf dem er nun lag, sein Kleiderschrank, der Schreibtisch, ja sogar sein Computer und der Fernseher, alles war bereits aufgestellt und fertig angeschlossen. Er würde nur noch die Kartons auspacken müssen, die sich unter dem Fenster stapelten. Bald schon würde dieses Zimmer fast genau so aussehen, wie sein altes in Hamburg, das es nun nicht mehr gab. Das Haus in Hamburg hatte er bereits sein ganzes Leben bewohnt. Er kannte dort jeden Winkel. Dieses Haus hier hatte er bisher nur auf Bauplänen und Entwürfen gesehen. Vor drei Monaten hatte hier überhaupt noch kein Haus gestanden. Jetzt würde er hier wohnen und neben seinem Koffer auch die Kartons auspacken müssen.
    David drehte sich auf den Rücken. Hamburg. Das war etwas ganz anderes. Aber er war nicht traurig. Nein, er hatte sich geradezu gefreut, als sein Vater plötzlich mit dieser Neuigkeit angekommen war. Ihm gefiel die Vorstellung ein ganz neues Leben zu beginnen. In Hamburg hatte er die zehnte Klasse absolviert und es gab niemanden von seinen Klassenkameraden, dem er hinterhertrauerte. Zuletzt war alles irgendwie ein wenig aus dem Ruder gelaufen. Hier in Neuss würde er die Chance ergreifen und noch mal von vorn anfangen. Vielleicht würde er ja auch Freunde

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