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Das Meeresfeuer

Das Meeresfeuer

Titel: Das Meeresfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ich eine andere
Wahl?« fragte Brockmann. »Kaum«, antwortete Winterfeld.
»Also?« »Sie haben mein Wort«, sagte Brockmann zornig.
»Aber nur, weil –«
Winterfeld unterbrach ihn mit einer Geste, mit der er
Brockmanns Bewacher gleichzeitig befahl, ihn loszulassen. Der
riesenhafte Mann schwankte, aber er hielt sich aus eigener Kraft
auf den Füßen. »Also gut, meine Herren«, sagte Winterfeld,
wandte sich kurz zu Serena um und verbeugte sich spöttisch.
»Und meine Dame, selbstverständlich. Gehen wir. Wir haben
noch einen weiten Weg vor uns. «
Eine knappe halbe Stunde, nachdem man sie an Bord der
LEOPOLD gebracht hatte, nahm das Schiff wieder Fahrt auf,
und kurz darauf wurden Mike und Trautman zu Winterfeld
gebracht. Die Kabine, in der sie gemeinsam untergebracht
waren, hatte keine Fenster, so daß sie keinen Blick nach
draußen werfen konnten, aber Mike war kein bißchen
überrascht, als sie auf das Deck hinaustraten und sahen, daß das
Schlachtschiff wieder Kurs auf das offene Meer genommen
hatte – und daß die NAUTILUS ihnen folgte. Das Tauchboot
war mit einigen dicken Tauen und einer Ankerkette mit fast
mannsgroßen, stählernen Gliedern an der LEOPOLD befestigt,
und obwohl der Anblick Mike einen tiefen Stich versetzte,
beruhigte er ihn auch zugleich ein wenig, denn er bewies, daß
Winterfelds Männer nicht in der Lage waren, das Schiff zu
steuern. Winterfeld erwartete sie in der Kapitänskajüte, unmittelbar hinter der Brücke. Mike war nicht zum ersten Mal hier,
aber er erkannte den Raum trotzdem kaum wieder. Die ehedem
so pedantisch aufgeräumte Kabine hatte sich in ein Chaos
verwandelt. Ein zweiter Tisch war hereingeschafft worden, auf
dem sich Karten, Bücher und Hunderte von eng beschriebenen
Blättern stapelten, das Bild des deutschen Kaisers und die dazu
passende Fahne, die die Wand hinter Winterfelds Schreibtisch
geziert hatten, waren verschwunden und hatten weiteren Karten
und großformatigen Diagrammen und Blättern mit
mathematischen Formeln und Berechnungen Platz gemacht, und
auch Winterfelds Schreibtisch brach schier unter der Last von
noch mehr Karten, Büchern und Diagrammen zusammen. Der
Anblick verwirrte Mike. Er hatte damit gerechnet, daß es hier
nicht mehr so aussehen würde wie bei seinem letzten Besuch –
aber Winterfelds Kabine sah ganz und gar nicht so aus wie die
Kommandozentrale eines Piratenschiffes.
Er erlebte eine zweite Überraschung, als wenige Sekunden
nach ihrem Eintreffen die Tür erneut geöffnet wurde und
mehrere von Winterfelds Soldaten Kapitänleutnant Brockmann
und seinen englischen Kollegen Stanley hereinführten.
Brockmann humpelte jetzt viel mehr als vorhin, aber er hatte
eine saubere Jacke an, und die Platzwunde in seinem Gesicht
war behandelt worden. Sein Arm hing in einer Schlinge.
Offensichtlich hatte sein Stolz doch nicht so weit gereicht, daß
er es ablehnte, von Winterfelds Ärzten behandelt zu werden.
Stanley war unverletzt, aber sein Gesichtsausdruck war ebenso
finster wie der des Deutschen. Beide Männer nahmen auf einen
Wink Winterfelds hin wortlos Platz. Auf einen zweiten Wink
hin verließen die Soldaten den Raum wieder.
»Nun, meine Herren«, begann Winterfeld, an die beiden
Offiziere gewandt, »ich hoffe, Sie hatten Gelegenheit, sich ein
wenig zu sammeln. Die überlebenden Matrosen der GRISSOM
wurden an Bord der HALLSTADT gebracht?«
Die Frage galt Brockmann, der sie mit einem nur angedeuteten Nicken beantwortete. Sein Gesicht war wie aus Stein.
Er hatte sich jetzt wieder vollkommen in der Gewalt. Aber
hinter der Maske scheinbarer Gelassenheit brodelte es, das
konnte Mike ganz deutlich erkennen. Seine unverletzte Hand
umklammerte die Lehne des Stuhles mit solcher Kraft, als
versuche er sie zu zerbrechen.
»Wir haben mittlerweile einen entsprechenden Funkspruch
abgesetzt«, fuhr Winterfeld fort, als er nach ein paar Sekunden
begriff, daß Brockmann nicht antworten würde. »Man wird sich
um die Männer kümmern. In Anbetracht der Umstände denke
ich, daß man die Besatzung der HALLSTADT wohl auf freien
Fuß setzen wird. Und wenn nicht... nun, wir wissen, wie
ausgesucht höflich die Briten mit Kriegsgefangenen umgehen,
nicht wahr? Sie brauchen sich also keine Sorgen um Ihre
Männer zu machen, Herr Brockmann. «
»Da wäre ich nicht so sicher«, sagte Stanley. »Zumindest, was Sie angeht. Früher oder später kriegen wir Sie, Sie Verbrecher.
Bauen Sie dann nicht zu sehr auf die englische Höflichkeit. Sie
könnten eine böse Überraschung

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