Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Meeresfeuer

Das Meeresfeuer

Titel: Das Meeresfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
später hinlänglich Gelegenheit haben, über
alles zu reden. Vielleicht werden Sie dann auch mich verstehen.
Aber im Moment haben wir Wichtigeres zu tun. « Er trat an ihm
vorbei und musterte die anderen reihum. Sein Blick blieb auf
Mikes Gesicht hängen. »Es freut mich, dich wiederzusehen,
mein Junge«, sagte er. »Ihr seid alle unversehrt, hoffe ich?«
»Mich freut es nicht«, antwortete Mike zornig. »Und ich will
nicht mit Ihnen reden, Sie... Sie Mörder!« Winterfeld fuhr leicht
zusammen, sagte aber nichts, sondern wandte sich an Serena.
»Unsere kleine Prinzessin ist auch noch dabei, wie ich sehe«,
sagte er. »Das ist gut. Ich hoffe, du hast dich mittlerweile ein
wenig in unserer Welt zurechtgefunden?« Serena funkelte ihn
nur haßerfüllt an, und Winterfelds Lächeln wirkte plötzlich ein
wenig verkrampft. »Ich hoffe auch, du hast mittlerweile gelernt,
dein Temperament zu zügeln, junge Dame«, fuhr er fort. »Ich
habe die Umstände unseres letzten Zusammentreffens nicht
vergessen. Ich weiß, wozu du fähig bist. Aber ich habe
entsprechende Vorkehrungen getroffen, sei gewiß. « Mike
begriff, was Winterfeld meinte. Er hatte keine Ahnung, daß
Serena längst nicht mehr im Besitz ihrer Zauberkräfte war! Und
wie sollte er auch? Als sie das letzte Mal zusammengetroffen
waren, da hatte Serena um ein Haar sein Schiff vernichtet, nur
Kraft ihrer Gedanken! Winterfeld schien Serenas Schweigen als
Zustimmung zu werten, denn er setzte das Gespräch nicht fort –
zumal in diesem Moment eine weitere Gruppe seiner Soldaten
über das Deck herankam, die eine riesenhafte, in eine zerfetzte
und angesengte Uniform gekleidete Gestalt vor sich hertrieb.
Mike erkannte Brockmann kaum wieder. Der Kapitänleutnant
war verletzt. Er hatte den rechten Arm angewinkelt und zog das
Bein nach, und sein Gesicht und seine Schulter waren voller
Blut. Er musterte Winterfeld mit blankem Haß.
»Herr Brockmann!« Winterfeld trat Brockmann entgegen und
salutierte. Brockmann rührte sich nicht. Er starrte Winterfeld
nur weiter aus brennenden Augen an. »Sie sind verletzt, wie ich
sehe«, fuhr Winterfeld fort. »Das bedauere ich. Sie werden
sofort ärztlich versorgt, sobald wir auf meinem Schiff sind. «
»Danke, ich verzichte«, antwortete Brockmann. Seine Stimme
bebte. Auch die Selbstbeherrschung dieses Mannes hatte
Grenzen. »Ich lege keinen Wert darauf, Hilfe von Piraten und
Mördern zu bekommen. « »Sie enttäuschen mich, Herr
Kapitänleutnant«, sagte Winterfeld kopfschüttelnd. »Fällt es
Ihnen so schwer, eine Niederlage hinzunehmen? Wenn es Sie
tröstet – Sie hatten keine Chance. Nicht mit diesem Schiff. «
»Das war keine Niederlage«, antwortete Brockmann. »Das war
Mord. Ich lehne es ab, mit Ihnen zu reden. « »Aber, Herr
Brockmann«, sagte Winterfeld kopfschüttelnd. »Ich bitte Sie!
Sie sind Soldat wie ich. Muß ich Sie daran erinnern, daß Sie
selbst vor nicht einmal zwei Monaten eine französische Fregatte
versenkt haben. Die Zahl der Opfer belief sich, wenn ich mich
richtig erinnere, auf –«
»Ich verbitte mir diesen Vergleich«, unterbrach ihn
Brockmann scharf. »Wir sind im Krieg. Aber das hier war ein
Akt der Piraterie!«
»Das ist Auffassungssache«, antwortete Winterfeld achselzuckend. »Nun, wir werden auch darüber noch ausgiebig
diskutieren können. Im Moment ist leider keine Zeit dafür. Ist
Ihr Erster Offizier noch am Leben?« »Ich glaube ja«, antwortete
Brockmann. »Warum? Wollen Sie ihn ertränken lassen?«
Winterfeld nahm die Provokation hin, ohne mit der Wimper
zu zucken. »Bitte lassen Sie ihn suchen, und übergeben Sie ihm
das Kommando über Ihr Schiff«, sagte er. Er machte eine Geste
auf das Meer hinaus. »Meine Männer werden ihm dabei
behilflich sein, die Überlebenden der GRISSOM zu bergen. Die
HALLSTADT ist zwar manövrierunfähig, aber sie wird nicht
sinken. Und sobald wir einen ausreichenden Sicherheitsabstand
erreicht haben, werde ich ihr Hilfe schicken. Sie werden mich
auf die LEOPOLD begleiten müssen, fürchte ich. «
»Und wenn ich mich weigere?« fragte Brockmann. Winterfeld
schüttelte tadelnd den Kopf. »Sie sind nicht in der Situation,
sich zu weigern«, sagte er. »Ich schlage Ihnen einen Handel
unter Offizieren und Ehrenmännern vor. Ich verzichte darauf,
dieses Wrack endgültig zu versenken, und Sie geben mir Ihr
Ehrenwort, mich zu begleiten und keinen Fluchtversuch zu
unternehmen. « Er maß Brockmann mit einem langen, nachdenklichen Blick. »Einverstanden?« »Habe

Weitere Kostenlose Bücher