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Das Meeresfeuer

Das Meeresfeuer

Titel: Das Meeresfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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vollkommen sinnlose, blindwütige Zerstörung.
Mike war zutiefst erschüttert und von einem Entsetzen gepackt,
das er sich vor ein paar Minuten noch nicht einmal hatte
vorstellen können. Sie kamen an einigen toten deutschen
Matrosen vorbei, und er empfand nicht wirkliche Trauer bei
ihrem Anblick, sondern ein Gefühl, das er selbst nicht richtig
einzuordnen imstande war. Es war so... so sinnlos. Diese
Männer hier hatten vielleicht selbst Familien gehabt und zwei-,
drei-, viermal solange gelebt wie er – und waren in nur einer
einzigen Sekunde ausgelöscht worden. Auch das Deck des
Kriegsschiffes bot keinen anderen Anblick: Die HALLSTADT
brannte lichterloh. Das hintere Drittel des Schiffes schien
vollkommen in Flammen zu stehen, und die Hitze war fast
unerträglich. Der Himmel über ihnen war schwarz von Qualm.
In den Brückenaufbauten gähnten zahllose, schwarz umrandete
Löcher, aus denen Flammen und Rauch quollen. Es war ein
wahres Wunder, daß das Schiff nicht schon längst gesunken
war. Die GRISSOM hat tatsächlich ganze Arbeit geleistet,
dachte Mike bitter. Wie es aussah, hatte Brockmanns Schiff
nicht die geringste Chance gehabt – obwohl es ein gutes Stück
größer und wohl auch besser bewaffnet gewesen war als der
englische Zerstörer.
Dann gingen sie an den Ruinen der brennenden Brücke
vorbei, und als Mikes Blick auf das Meer auf der anderen Seite
des Schiffes hinausfiel, sah er etwas, was alle seine
Überlegungen hinfällig machte: die HMS GRISSOM.
Sie lag keine hundert Meter von der HALLSTADT auf der
Seite und sank. Das Meer war ringsum mit Trümmerstücken
und brennendem Öl bedeckt. Zahllose Matrosen befanden sich
im Wasser und versuchten verzweifelt von dem sinkenden
Wrack wegzuschwimmen, um nicht von seinem Sog mit in die
Tiefe gerissen zu werden.
Trotzdem verharrte Mikes Blick nur eine Sekunde auf dem
sinkenden Zerstörer und den verzweifelt um ihr Leben
schwimmenden Matrosen, denn hinter der GRISSOM war noch
ein weiteres Schiff aufgetaucht. Es war weitaus größer als die
GRISSOM und schien nur aus Panzerplatten und starrenden
Geschützen zu bestehen, und obgleich sowohl der Name als
auch die Hoheitskennzeichen sorgsam übermalt worden waren,
gab es wohl keinen in der kleinen Gruppe, der es nicht sofort
erkannt hätte. Es war die LEOPOLD.
Mike hatte sich geirrt. Alles war ganz anders. Nicht Stanley
und Brockmann waren übereinander hergefallen, sondern der
Feind, den sie eigentlich gemeinsam hatten bekämpfen wollen,
in einem Moment der Unachtsamkeit über sie. Bens
Prophezeiung, was geschehen würde, wenn die beiden Schiffe
auf Winterfelds Schlachtkreuzer trafen, war grausame Realität
geworden.
Auch die LEOPOLD war beschädigt: Hier und da flackerten
vereinzelte Brände, und aus dem Heck des Schiffes quoll eine
fettige, schwarze Wolke, die sich mit der brodelnden
Rauchdecke über dem Meer vermischte. Aber das waren im
Grunde nur Nadelstiche, die diesen Giganten nicht wirklich
beeindrucken konnten. Mike blieb kaum Zeit, seinen
neuerlichen Schreck zu verarbeiten. Hinter ihnen hämmerten
schwere Schritte auf dem Metall des Decks, und als Mike sich
herumdrehte, gewahrte er niemand anderen als Kapitän Winterfeld selbst, der in Begleitung eines halben Dutzend
Bewaffneter auf sie zukam. Die Männer waren auf dieselbe
abenteuerliche Weise gekleidet wie die, die Mike und die
anderen an Deck gebracht hatten, aber Winterfeld trug jetzt
wieder seine Paradeuniform, die aussah, als käme sie frisch aus
der Reinigung. Mike fiel allerdings auf, daß ihr Träger sorgsam
alle militärischen Rangabzeichen und vor allem die Insignien
seines Landes entfernt hatte.
»Winterfeld!« sagte Trautman. Er wollte einen Schritt auf
Winterfeld zu machen, wurde aber sofort von seinen Bewachern
daran gehindert. »Ich hätte mir denken können, daß Sie
dahinterstecken. Nur Sie sind zu einem solchen Verbrechen
fähig!«
Winterfeld sah den weißhaarigen Steuermann der NAUTILUS
eine Sekunde lang mit einem sonderbaren Ausdruck an. Dann
gab er den beiden Männern, die Trautman hielten, einen Wink,
woraufhin diese ihn losließen.
»Glauben Sie mir – ich habe das nicht gerne getan«, sagte er
leise.
»O nein, sicher nicht«, antwortete Trautman. »Die Trauer
steht Ihnen deutlich ins Gesicht geschrieben. « Winterfeld
seufzte. Trautmans Worte schienen ihn nicht zu verärgern,
sondern vielmehr mit Trauer zu erfüllen, was Mike verwirrte.
»Ich kann Ihre Gefühle
verstehen, Herr Trautman«, sagte er
ruhig. »Wir werden

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