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Das Meeresfeuer

Das Meeresfeuer

Titel: Das Meeresfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gerade über mich denkt, fügte er nach einer Sekunde hinzu, werde ich mich später mit diesem Herrn unterhalten. Unter drei
Augen, gewissermaßen.
Winterfeld schüttelte den Kopf und seufzte. »Der Kater
scheint dich vermißt zu haben«, meinte er. »Meine Leute sagen,
daß er sich wie toll gebärdet hat. Sie wollten ihn schon über
Bord werfen. Ich möchte nur wissen, was ihr alle an diesem
häßlichen Tier findet. «
»Er gehört eben zu uns«, sagte Mike rasch. Ebenso
rasch
wandte er seine Konzentration wieder den Instrumenten vor sich
zu. »Wir sind schon sehr tief«, sagte er. »Es kann nicht mehr
lange dauern. Sie sollten mir allmählich sagen, wohin ich
überhaupt fahren soll. «
»Einfach nur nach unten«, antwortete Winterfeld. »Wenn
meine Karten stimmen, müssen wir uns unmittelbar über dem
Vulkan befinden. Aber ich muß sichergehen. Wenn die Schiffe
nicht präzise im Krater explodieren, ist alles umsonst. «
Mike ersparte es sich, darauf zu antworten. Es hatte keinen
Sinn, mit Winterfeld zu diskutieren. Einen Moment lang spielte
er ernsthaft mit dem Gedanken, den Kurs der NAUTILUS ganz
unmerklich zu ändern. Hier unten herrschte stockfinstere Nacht.
Sie konnten eine halbe Meile an dem Vulkan vorbeifahren, den
Winterfeld auf dem Meeresgrund vermutete, ohne ihn auch nur
zu sehen. Und wenn er nicht fand, wonach er suchte, gab er
seinen verrückten Plan vielleicht auf.
Vergiß es, sagte Astaroth. Er würde es merken. Er rechnet
damit, daß du genau das tust, weißt du? Ich weiß gar nicht,
warum ihr ihn für verrückt haltet. Er ist ziemlich klug.
Und trotzdem ziemlich verrückt, antwortete Mike. Auch nicht
mehr als ihr alle, sagte Astaroth patzig. Nur auf eine andere
Art. Übrigens – interessiert es dich, daß er vorhat, sein Wort zu
halten? Er wird euch gehen lassen.
Das überraschte Mike nicht im mindesten. Man konnte gegen
Winterfeld sagen, was man wollte – er war trotz allem ein Mann
von Ehre.
Immer tiefer und tiefer glitten sie in das Meer hinab. Der Sog
wurde nun so stark, daß die NAUTILUS spürbar zu zittern
begann, und die Motoren dröhnten lauter, da sie sich stärker
gegen die Strömung stemmten, die das Schiff mit sich in die
Tiefe reißen wollte. Winterfeld sagte jetzt nichts mehr, aber er
stand die ganze Zeit hinter Mike und beobachtete sehr
aufmerksam, was dieser tat, und nach einer Weile gesellten sich
noch zwei von seinen Ingenieuren hinzu, die sich eifrig Notizen
machten oder in aufgeregtem Flüsterton miteinander sprachen.
Mike schätzte, daß auf diese Weise eine gute halbe Stunde
verging. Sie hatten den Meeresboden nun fast erreicht und somit
eine Tiefe, die auch für die NAUTILUS beinahe die Grenzen
dessen darstellte, was sie aushalten konnte.
Auch Winterfeld zollte den Fähigkeiten der NAUTILUS
gebührenden Beifall. »Phantastisch!« sagte er. »Das ist ...
unglaublich, weißt du das eigentlich? Jedes auch nur
vorstellbare Unterseeboot wäre schon bei einem Bruchteil
dieses Wasserdrucks einfach zermalmt worden. Ich glaube, so
etwas können wir selbst in hundert Jahren noch nicht bauen!«
»Wenn Sie mit Ihrem Plan Erfolg haben, können wir es
vielleicht nie«, sagte Mike bitter, aber Winterfeld schien die
Worte überhaupt nicht gehört zu haben. »Und ein Volk, das so
etwas Unglaubliches bauen konnte, mußte untergehen«, fuhr er
fort. »Ich finde es wirklich bedauerlich, daß mir nicht mehr Zeit
bleibt, mich mit deiner kleinen Freundin zu unterhalten. Ich
hätte gerne mehr über Atlantis erfahren. Ich nehme an, du weißt
mittlerweile alles darüber, was es zu wissen gibt?« »Dies und
das«, antwortete Mike einsilbig. Die Neugier in Winterfelds
Worten war nicht gespielt, aber er hatte keine Lust, sich zu
unterhalten, als wäre nichts geschehen, während sie dabei
waren, den Weltuntergang vorzubereiten.
»Ich verstehe«, sagte Winterfeld. »Du willst nicht mit mir
reden. Das tut mir sehr leid. Ich hätte es vorgezogen, wenn du
verstehst, warum ich das alles tue. « Mike sah nun doch von
seinen Instrumenten auf und direkt in Winterfelds Gesicht. »Das
kann ich nicht verstehen«, sagte er. »Niemand kann das. Bitte,
Herr Winterfeld – überlegen Sie es sich noch einmal. Auch Paul
hätte das nicht gewollt, dessen bin ich sicher. « Winterfelds
Gesicht verdüsterte sich. Aber nicht aus Zorn, wie Mike im
allerersten Moment glaubte, sondern vor Trauer und Schmerz.
»Paul«, antwortete er nach einigen Sekunden sehr leise und
ohne Mike anzusehen, »wollte auch

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