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Das Meeresfeuer

Das Meeresfeuer

Titel: Das Meeresfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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lieber gar nicht erst denken.
Solltest du aber, sagte eine Stimme in seinen Gedanken. Ehrlich gesagt habe ich nur die Hälfte von dem, was du mir
erzählt hast, kapiert. Aber wenn es tatsächlich das bedeutet, von
dem ich annehme, daß es es bedeutet, dann habt ihr Probleme.
Mike löste seinen Blick kurz von den Steuerinstrumenten und
sah Astaroth an. Der einäugige schwarze Kater hatte es sich auf
seinem Schoß bequem gemacht und schnurrte wohlig; vor
allem, weil Mike von Zeit zu Zeit eine Hand von den
Kontrollinstrumenten löste und ihn zwischen den Ohren kraulte.
Von Astaroths penetranter Weigerung, sich wie ein Haustier
behandeln und streicheln zu lassen, war nicht mehr viel
geblieben. Ganz im Gegenteil – der Kater war regelrecht über
Mike hergefallen, als dieser an Bord gekommen war, und hatte
nicht eher Ruhe gegeben, bis er ihn ausgiebig gestreichelt und
begrüßt hatte. Mike hütete sich, eine entsprechende Frage zu
stellen, aber er nahm an, daß Winterfelds Leute ihn nicht
besonders gut behandelt hatten
– oder daß er schlichtweg
einsam gewesen war. Zwar war er zusammen mit Isis in einer
Kabine eingesperrt gewesen, aber Isis war trotz allem nur eine
ganz normale Katze, während Astaroth zweifellos ein denkendes, hochintelligentes Wesen war, das nur aussah wie eine
gewöhnliche Katze.
Das haben wir, antwortete Mike auf dieselbe lautlose Weise.
Er war nicht allein im Salon der NAUTILUS, und bisher hatte
offenbar noch niemand hier gemerkt, was Astaroth wirklich
war. Und das sollte nach Möglichkeit auch so bleiben.
Vor allem ich. Ich verstehe Serena nicht. Warum hat sie das
nur getan? Vielleicht, um am Leben zu bleiben? schlug Astaroth
vor.
Kaum, antwortete Mike. Sie weiß ebensogut wie ich, was
geschieht, wenn Winterfeld Erfolg hat. Sie würde niemals
Millionen von Menschenleben opfern, um sich zu retten.
Aber vielleicht, um dich zu retten, Dummkopf, sagte Astaroth.
»Wie meinst du das?« Mike starrte den Kater überrascht an.
Zwei der Männer neben ihm sahen auf und runzelten verwirrt
die Stirn, denn Mike hatte die Worte laut ausgesprochen, so daß
er hastig und noch lauter hinzufügte: »Wenn du das noch einmal
machst, fliegst du runter. Ich lasse mich nicht beißen. « Gut
reagiert, sagte Astaroth. Abgesehen davon, daß sie dich jetzt für
verrückt halten, mit einer Katze zu sprechen.
Was hast du damit gemeint? beharrte Mike, nun wieder
lautlos, aber mit noch größerem Nachdruck.
Genau das, was ich gesagt habe, antwortete Astaroth. Außerdem weißt du es ganz genau. Also stell dich nicht noch
dümmer an, als du sowieso schon bist. Und wenn du es genau
wissen willst – ich bin ziemlich sicher, daß sie Winterfeld nicht
geholfen hätte. Sondern?
Sondern, sondern, maulte Astaroth. Muß man dir eigentlich
jeden Gedanken vorkauen? Was denkst du wohl, hatte sie an
Bord des Schiffes vor? Winterfeld helfen? Bestimmt nicht. Aber
was denn sonst?
Ich bin nicht sicher, antwortete Astaroth, aber ich denke
daran, daß es an Bord der NAUTILUS eine Selbstvernichtungsanlage gibt. Wie ? fragte Mike erschrocken.
Ehe du fragst – ich habe keine Ahnung, wie sie funktioniert.
Aber ich weiß, daß sie existiert. Ein Druck auf einen bestimmten
Knopf – und peng. Kein Winterfeld und keine Eiszeit mehr.
Und keine Serena, dachte Mike. Die Worte waren nicht für
Astaroth bestimmt, und der Kater antwortete auch nicht, aber er
sah Mike aus seinem einen, gelbleuchtenden Auge sehr ernst an.
Mike verspürte ein eisiges Frösteln – und abermals ein Gefühl
von Scham, als er daran dachte, daß er Serena tatsächlich
verdächtigt hatte, aus Angst gehandelt zu haben. Das genaue
Gegenteil war der Fall. Das mußte die Erklärung sein: sie hatte
vorgehabt, die NAUTILUS zu zerstören, sobald sie zusammen
mit Winterfeld an Bord war. »Ich will nicht drängeln«, drang
eine Stimme in seine Gedanken, »aber wir sind bereits ziemlich
tief. Solltest du dich nicht lieber um das Schiff kümmern, statt
mit der Katze zu spielen?«
Mike fuhr erschrocken auf und blickte in Winterfelds Gesicht.
Er hatte nicht gemerkt, daß der Kapitän der LEOPOLD hinter
ihm aufgetaucht war. Erschrocken fragte er sich, ob und wieviel
dieser von seinem stummen Zwiegespräch mit Astaroth
mitbekommen hatte – und ob er gar Verdacht geschöpft haben
könnte, daß der Kater mehr war als das, wonach er aussah. Hat
er nicht, beruhigte ihn Astaroth. Aber jetzt tu lieber, was er dir
sagt, ehe er doch noch etwas merkt. Und über das, was er

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