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Das Meeresfeuer

Das Meeresfeuer

Titel: Das Meeresfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hatte

Winterfeld wollte nicht gerettet werden. Schweren Herzens
drehte sich Mike herum und begann die Treppe ins Innere der
NAUTILUS hinabzusteigen.
Der Salon der NAUTILUS bot einen ungewohnten Anblick,
denn er war voller Menschen. Nicht nur die gesamte Besatzung
des Tauchbootes, sondern auch die Soldaten der LEOPOLD und
Stanley drängelten sich um Trautman und Juan, die mit
verbissenen Gesichtern und hektischen Bewegungen an den
Kontrollen arbeiteten. Schon auf dem Weg hier herunter hatte
Mike gehört, wie die Maschinen der NAUTILUS wieder ansprangen und mit voller Kraft arbeiteten. Jetzt hatte sich ihr
Geräusch in ein gewaltiges Dröhnen und Brausen verwandelt,
das beinahe jeden anderen Laut verschluckte. Das Schiff zitterte
heftig unter Mikes Füßen, und er hörte einen schrecklichen,
mahlenden Laut, der ihm einen Schauer über den Rücken trieb.
Noch ungewöhnlicher als die Anzahl der Personen hier drinnen
war allerdings der Ausdruck auf Trautmans Gesicht – es war
nackte Angst. Etwas stimmte hier nicht.
»Was ist los?« fragte Mike.
Trautman antwortete nicht, sondern hantierte weiter an den
Kontrollinstrumenten, und auch Juan sah nur einmal kurz auf,
aber Chris sagte: »Wir sitzen fest. «
»Wie bitte?!« Mike hatte das Gefühl, unversehens einen
eiskalten Wasserguß abbekommen zu haben. Er begriff sofort,
was Chris' Worte bedeuteten, aber für eine Sekunde weigerte er
sich einfach, es zu glauben. »Was... was soll das heißen?«
stammelte er. »Genau das, was er gesagt hat«, antwortete
Trautman an Chris' Stelle. »Wir hängen fest. Die NAUTILUS
hat sich irgendwo verhakt. « Sein Gesicht war starr vor
Konzentration, und auf seiner Stirn perlte Schweiß. Aber seine
Stimme zitterte vor Furcht – ein Gefühl, das Mike noch niemals
bei ihm erlebt hatte. Wieviel Zeit bleibt uns noch? dachte Mike.
Drei Minuten? Vier? Kaum mehr.
»Versuchen Sie es!« sagte Stanley überflüssigerweise. »Wenn
das, was das Mädchen sagt, stimmt, dann geht es um Sekunden.
« Offensichtlich hatte Serena bereits erzählt, was geschehen
würde, wenn die LEOPOLD den Meeresgrund berührte.
»Ich tue ja, was ich kann«, antwortete Trautman. »Die
Maschinen laufen schon mit aller Kraft. Wenn ich sie noch
weiter hochjage, explodieren sie! Es geht einfach nicht! Wir
hängen fest!«
Mikes Blick glitt durch das große Aussichtsfenster nach
draußen. Die NAUTILUS hatte sich ein Stück zurück bewegt,
so daß vor dem runden Fenster nun wieder das Wasser des
offenen Ozeans sichtbar war – aber er sah auch die gewaltige
Flanke der LEOPOLD, die wie ein stählerner Berg vor ihnen
aufragte. Also wird Winterfeld letzten Endes doch triumphieren,
dachte er. Ob sein wahnsinniger Plan nun doch aufging oder
nicht – sie würden alle gemeinsam sterben, denn so phantastisch
und widerstandsfähig die NAUTILUS auch war, die Explosion
der zigtausend Tonnen Sprengstoff, die in den Lagerräumen der
LEOPOLD lagen, würde nicht einmal sie überstehen. »Wieviel
Zeit haben wir noch?« fragte Stanley nervös.
»Zwei Minuten«, murmelte Trautman. »Allerhöchstens drei,
dann haben wir den Meeresboden erreicht. « Plötzlich sah er auf
und starrte Mike stirnrunzelnd an. »Was hat Winterfeld über die
Zünder gesagt?« fragte er. Mike war verwirrt. »Zünder?«
»Die an den Sprengladungen«, antwortete Trautman
ungeduldig. »Welcher Art sind sie? Schnell!« »Ich weiß nicht«,
murmelte Mike. »Er hat gar nichts... was soll das denn
überhaupt?«
»Sind es Zeitzünder, oder reagieren sie auf den Wasserdruck?«
Sie sind druckempfindlich, sagte Astaroths Stimme in seinem
Kopf. Er ist schon tot, aber sein letzter Gedanke war, daß der
Wasserdruck die Sprengladungen auslösen wird.
»Wasserdruck«, sagte Mike. »Sie reagieren darauf. « »Dann
haben wir vielleicht eine Chance«, antwortete Trautman. »Juan,
gib alle Kraft auf die Höhenruder. Wir tauchen auf!«
Während Juan tat, was Trautman ihm befohlen hatte, tauschte
Mike einen vollkommen verständnislosen Blick mit Serena. Die
junge Atlanterin schien ebensowenig zu verstehen wie er, was
Trautmans Frage zu bedeuten hatte.
Stanleys Gesicht jedoch hellte sich auf. »Genial!« sagte er.
»Wenn Sie es schaffen, die LEOPOLD aufzuhalten, gewinnen
wir Zeit. Vielleicht genug, um loszukommen!«
Und jetzt endlich verstand Mike. Die Sprengladungen wurden
ausgelöst, sobald die LEOPOLD eine bestimmte Tiefe erreicht
hatte. Vielleicht reicht die Kraft der NAUTILUS ja, das Schiff
festzuhalten. Und solange sie

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