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Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht

Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht

Titel: Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt <München>
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entwickeln neue Varianten des Zusammenlebens. Das, was das Dorf auszeichnete – das Geflecht der Vereine, die Dorfkapelle, die Konfirmandengruppe, die Freiwillige Feuerwehr – , wird im Netzwerk-Zeitalter anders definiert. Gemeinschaftsgärten, Stadtteilinitiativen, Park-Kooperativen sind Treffpunkte der Städter. In manchen Städten entstehen beinahe dörflich geprägte Areale, »Cohousing Areas«, wie man sie in den USA nennt, verkehrsberuhigte, generationsübergreifende, solarbedeckte, energieoptimierte Siedlungen, die eine Mischung aus städtischer Distanz und ländlicher Nähe bieten.
    Städte auf der ganzen Welt wirken als Innovationsmotor für umweltbewussteres Leben. Der Stadtmoloch Los Angeles hat sich eines der ehrgeizigsten »grünen Programme« vorgenommen. Ein Grüngürtel soll mithilfe zahlreicher Stadtteilgruppen aus den »Problemquartieren« quer durch die Megalopolis geschlagen werden. 150 000 Straßenlaternen erhalten LED-Ausstattung, Diesel-LKW werden im Stadtverkehr so gut wie verboten, 65 Prozent des Mülls in Zukunft recycelt.
    1050 der 1200 Bürgermeister großer Städte in den USA haben sich der »Carbon Initiative« angeschlossen, nach der die CO 2 -Emissionen ihrer Städte unter das Niveau von 1990 zurückgeführt werden sollen. Das brasilianische São Paulo stellt seinen städtischen Fuhrpark
auf Biotreibstoffe um. Sämtliche Gebäude mit mehr als drei Badezimmern müssen mit thermischen Solaranlagen ausgestattet werden. Leuchtreklamen wurden bereits 2007 verboten. Istanbul will mit radikalen Programmen seinen Energiehunger und sein Verkehrschaos bekämpfen, durch völlig neue grüne Stadtteile, Energiegewinnung aus dem Bosporus und Ausbau der U-Bahn. In Stockholm legen heute die Einwohner 75 Prozent mehr Wege mit dem Fahrrad zurück. Kopenhagen will bis 2025 ganz ohne fossile Energieträger auskommen. Immer mehr Groß- und Mittelstädte nehmen die Energienetze wieder selbst in die Hand, um sich von zentralen Versorgungszwängen zu befreien.
    Charter Cities
    Im 12. Jahrhundert lag an der Küste Germaniens eine kleine Siedlung der Volksgruppe der Abodriten. Der Ort war befestigt, aber in ständiger Gefahr. Piraten trieben ihr Unwesen und überfielen jedes noch so kleine Schiff, das die Ostseeküste entlangfuhr, und bald jeden Karren, der sich auf den Weg nach Süden machte. In der Mitte des Jahrhunderts erlangte Heinrich der Löwe die Herrschaft über den Ort und das umliegende Gebiet. Er ließ den Führer der Piraten hinrichten – und gründete ein zweites Mal den Ort, aus dem eine der erfolgreichsten Handelsstädte des Mittelalters hervorgehen sollte: Lübeck. Heinrich führte Gesetze ein, die auch in den anderen Städten seines Machtbereiches galten, eine örtliche Gerichtsbarkeit, eine eigene Währung. Die Lage der Stadt auf einer kleinen Binneninsel an der Mündung der Trave machte sie bald zum idealen Umschlagplatz von Waren aus Russland, Skandinavien, Osteuropa, ja sogar aus England. Die Handelsleute hatten auf der Landseite Zugang zu den großen Märkten in Norddeutschland und darüber hinaus. Lübeck wurde zur wichtigsten Stadt der Hanse, dem nordeuropäischen Handelsbund. Sie zog Baumeister, Handwerker und talentierte Händler in Scharen an und wurde so etwas wie das Hongkong des 12. und 13. Jahrhunderts.
    Tim Harford beschreibt in seinem Buch »Adapt« 5 das urbane Prinzip als Formel zur Schaffung von Wohlstand und Ordnung
aus Chaos inmitten von Rückständigkeit. Städte sind Türme der Kooperation, die sich in Wüsten von Konflikt und Entlegenheit behaupten können. Auf heutige Verhältnisse übertragen wäre das so, als würde man in Somalia ein neues Lübeck errichten oder in Afghanistan ein Silicon Valley gründen. Und genau darum wird es in Zukunft gehen.
    Der amerikanische Ökonom Paul Romer, ehemals Chefökonom der Weltbank, hat aus der Erkenntnis, wie segensreich Städte auch über ihre Mauern hinaus wirken können, die Bildung von so genannten »charter cities« vorgeschlagen. Um die Probleme der »failed states« zu lösen, so Romer, könnten wir doch einfach Brückenköpfe der globalen Urbanität in ihnen errichten, besagte »charter cities«, Städte mit besonderer, eigenständiger Verwaltung, unabhängig von der Regierung oder Nichtregierung des umgebenden Staates, ausgestattet mit moderner technischer Infrastruktur. Statt Entwicklungsgeld zu verpulvern, entstünden so vitale Knotenpunkte, als Starthilfe für Ökonomie und ziviles Leben des ganzen Landes.
    In

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