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Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht

Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht

Titel: Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt <München>
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die tatsächlich – weitgehend – pünktlich fahren. Auf wiedergewonnenem Land am Meer will man eine komplette neue Stadt bauen, Eko Atlantic, geplant für 250 000 Bewohner und 150 000 Arbeitsplätze. Die Stadtregierung unter Bürgermeister Babatunde Fashola hat mit einem ehrgeizigen Projekt die Eigentumsrechte von Millionen von Wohnungen und Hütten geklärt – die Einführung eines Grundbuchs verändert die Beziehung der Einwohner zu ihrer Stadt. Von 2007 bis 2008 fielen die bewaffneten Überfälle um satte 89 Prozent. Die Zahl der Morde halbierte sich – von 221 auf 94 (zwischen 2007 und 2010). Inzwischen bezieht die Stadt ihre Einnahmen nicht mehr aus obskuren Quellen der Korruption, sondern zu 70 Prozent aus eigenen Steuern. Der Anteil der Stadtbewohner mit Zugang zu frischem Wasser erhöhte sich von 30 auf immerhin 59 Prozent. 42 000 Jobs wurden im Bereich Umweltschutz und Müllabfuhr geschaffen. Betriebe wie Cafés oder Hotels wagen plötzlich einen Anfang. Parks sehen betretbar und sauber aus. Eine »Dickens-Stadt« erfindet sich neu. 2
    Auch einige andere afrikanische Problemstädte können heute Fortschritte verzeichnen, ebenso wie einige indische Metropolen, denen in den letzten Jahren eine deutliche Verringerung der klassischen Elendsslums gelang. Auch Teile der Favelas von Rio de Janeiro und São Paulo verwandeln sich in »normale« Wohnviertel.
    Unsere Bilder von den »Elendsstädten« und ihrem unaufhörlichen Wuchern basieren auf Trendannahmen der siebziger und achtziger Jahre – doch vieles hat sich inzwischen verändert. Die Geburtenraten der Schwellenländer sind deutlich zurückgegangen, und damit verringerte sich der Bevölkerungsdruck. Ohne dass die Öffentlichkeit davon Notiz nahm, wurden die Prognosen über das dramatische Wachstum der Megastädte nach unten korrigiert. Experten wie David Satterthwaite vom Londoner International Institute for Environment and Development wiesen nach, dass die Annahmen über die »Explosion« vieler Städte in den Schwellenländern längt widerlegt sind. So rechneten die Vereinten Nationen für das Jahr 2000 mit mehr als 31 Millionen Einwohnern in Mexico City. Tatsächlich waren
es ein Drittel weniger. Für andere Städte wurden die Schätzungen ebenfalls korrigiert: zum Beispiel für Rio de Janeiro (von 19,4 Millionen auf 10,6), Kalkutta (von 19,7 auf 12,7) und Seoul (von 18,7 auf 12,3 im eigentlichen Stadtkern). Viele große Städte schrumpfen oder stagnieren, darunter Metropolen wie Paris – und können, wenn sie den Prozess klug gestalten, ihren Bewohnern dadurch mittelfristig eine höhere Lebensqualität bieten.
    Ein weiteres Negativgerücht ist heute widerlegt: die Gleichung »Stadt = Umweltkatastrophe«. Städte galten immer als Speerspitze der Vergeudung, der Umweltverschmutzung und des Energieverbrauchs. Ihr »Glitzern« und »Leuchten« wird nach wie vor als Metapher für Verschwendung benutzt. Müllberge, Smog und Krankheiten sind ihr Markenzeichen. Städtisches Leben, so sind wir Naturromantiker überzeugt, ist das Gegenteil von »ökologisch«.
    Aber: Städte entlasten unter dem Strich die natürliche Umwelt, schon allein deshalb, weil sie den Siedlungsraum der Menschen komprimieren. Wenn wir alle Ballungsgebiete der Erde räumlich zusammenrücken, sind nur 3,5 Prozent der Erdoberfläche dicht bewohnt. Wenn wir die Menschen noch dazurechnen, die bis zum globalen Bevölkerungszenit in den Jahren 2050 bis 2060 dazukommen, und sie alle in Städte ziehen lassen, werden kaum mehr als 4,5 Prozent der bewohnbaren Landfläche der Erde bewohnt sein. Das lässt enormen Raum für Landwirtschaft, aber auch für Naturreservate und Biosphären-Projekte.
    Generell und à la longue sind Stadtbewohner gesünder als Landbewohner. Sie sind auch glücklicher. Der Zufriedenheitsindex der Bevölkerung steigt mit der Urbanisierung. Wenn die Hälfte der Bevölkerung in Städten lebt, definieren sich 30 Prozent der Bevölkerung als glücklich, 17 Prozent als unglücklich. In Ländern mit über 50 Prozent ländlicher Bevölkerung fühlen sich 25 Prozent glücklich und 22 Prozent unglücklich. 3 Hungersnöte treten häufiger in ländlichen, abgelegenen Regionen auf. Städtische Lebensweisen führen langfristig immer zu einem Rückgang der Geburtenraten und einer Zunahme der mittleren Lebenserwartung – trotz Elendsquartieren.

    Städte verbrauchen zudem weniger Energie und erzeugen weniger CO 2 pro Bewohner als das flache Land – jedenfalls dann, wenn es sich um

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