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Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht

Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht

Titel: Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt <München>
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sich heraus, haben ein (molekulares) Gedächtnis. Und in der sozialen Welt regieren die Meme, die nichts anderes sind als Informationen, die sich in Köpfen reproduzieren und replizieren – eine Idee, eine Mode, ein Muster, »Werte« oder »Weltbilder«. Meme funktionieren wie Infektionen in Menschengruppen, und je mehr sich die Verknüpfungslinien über unseren Planeten legen, desto schneller können Meme mutieren, desto reicher, komplexer, variabler, wird die menschliche Kultur.
    Megatrends sind letztlich das Resultat dieses immerwährenden Konnektivitätsprozesses, in dem die menschliche Kultur die »große Vernetzung« der Natur nachvollzieht. Die Globalisierung verknüpft Tätigkeiten weltweit in der ökonomischen Sphäre. Mobilität tut das Gleiche auf der Ebene physischer Präsenz. Urbanisierung gruppiert das Alltagsleben von großen Menschenmengen an verdichteten Orten. Individualisierung, wenn wir sie richtig verstehen, verbindet »Ich« und »Wir« auf neue Weise. Bildung besteht
im ständigen Neu-Verknüpfen von Symbolen in menschlichen Hirnen. »New Work«, also der Wandel der Arbeitswelt, entsteht durch wachsende Rückkopplung von Wissen und Anwendung – nichts anderes ist Produktivität. Durch den Megatrend Frauen können sich die weiblichen und männlichen Elemente unserer Kultur besser verbinden. Dass wir älter werden (können), ermöglicht neue Potenziale von Weisheit. Und Weisheit wiederum ist nichts anderes als »höher integrierte mentale Konnektivität«.
    Sicher können diese Verdichtungs- und Verknüpfungsprozesse Rückschläge erleiden. Das Mittelalter zertrennte die langen Verbindungslinien über den europäischen Kontinent, die das römische Imperium geschaffen hatte. Aber nur, um neue Verknüpfungen des Wissens, des Geistes, der Kultur zu schaffen. In ungewissen Abständen werden wir erneut »Teilmittelalter« erleben, Zeit- oder Ortszonen, in denen die Entwicklung einen Rückschlag erleidet. Aber die Entwicklung als großes Ganzes wird dadurch nicht beeinflusst. Höchstens verzögert.
    »Abschaffen« oder »stoppen« ließen sich die Megatrends nur alle miteinander, als ein theoretisch denkbares, aber praktisch niemals mögliches »Ende der Geschichte«, sprich Ende der Welt. Die Megatrends sind robust, vielleicht sogar »unbesiegbar«, weil sie Ausdruck eines viel tieferen evolutionären Prinzips sind. Der Komplexität.
    Bevor wir uns im Schlusskapitel eingehender mit diesem Begriff beschäftigen, wollen wir zunächst versuchen, einen Blick in die nächste Zukunft zu werfen. Nehmen wir an, die Megatrends würden weiterwirken. In ihrer typischen Art würden sie langsam, aber stetig die Spiele verändern, auf denen unsere soziale, ökonomische, kulturelle Welt basiert. Hartnäckig würden weiterhin Trend- und Gegentrend-Phänomene auf neuen Ebenen integriert. Was wäre das Ergebnis? Welche Sprünge, Bruch- und Konfliktlinien lassen sich für die nächsten fünfzig Jahre ausmachen, wenn wir durch den halbtransparenten Spiegel der Megatrends nach vorne schauen?

DRITTER TEIL
Die nächste Welle
    Meinen Wirtschaftswissenschaftlerkollegen muss
ich sagen: Betrachtet die Ökonomie als etwas immer-
während Werdendes, ein Feld, auf dem ständig neue
Arten sprießen, den Lebensunterhalt zu verdienen,
neue Arten, Werte und Vorteile durch Handel zu
schaffen, während alte aussterben. In der Ökonomie
wie in der Biosphäre geht es um die andauernde
Kreativität des Lebens.
    STUART KAUFFMAN
     
    Betrachten wir diesen Mann, wenn er aufwacht, und begleiten wir ihn, bis er wieder schlafen geht. Malen wir uns die Abfolge der für ihn angenehmen und unangenehmen Eindrücke aus und überlegen dann, was ein guter Tag für ihn wäre … Dann wird man nach den Bedingungen zu suchen haben, die diesen guten Tag bewirken können.
    BERTRAND DE JOUVENEL
     
    Der Job des 21. Jahrhunderts liegt darin, Extreme zu überwinden und Differenzierung zu lernen. Finde das richtige Maß!
    WOLF LOTTER

12 Kondratieffs Fall
    Am 13. Februar 1928 zog ein Schneesturm über Moskau hinweg, der eisige Kälte und tonnenweise Schnee aus den Eismeeren nördlich Sibiriens mit sich brachte. Auf den Dächern hatte sich schon über Wochen ein meterhohes Gemisch aus Eis und verharschtem Schnee angesammelt, das die Balken im »Konjunkturinstitut« knarren ließ.
    Nikolai Dmitrijewitsch Kondratieff trug einen alten, knöchellangen grauen Ledermantel aus Beständen der weißrussischen Armee. Sein Kinnbart war struppig, sein Aussehen

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