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Das Midas-Kartell

Das Midas-Kartell

Titel: Das Midas-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mockler
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bezahlt werden. Zumindest die Hälfte will ich vorher haben. Und wenn wir von Tuchfühlung reden, können Sie die Summe gleich verdoppeln.«
    Â»Einverstanden«, sagte der Amerikaner. »Ich werde das Geld morgen mitbringen.«
    Gloria legte das Handy weg, schaltete das Licht aus, ließ sich wieder auf das Kissen sinken und berechnete in Gedanken, wie viel Geld ihr von diesem Lohn noch bliebe, nachdem sie alle Krankenhausrechnungen bezahlt hätte.
    Â»Â¿Quién está llamando a esta hora de noche?« Wer ruft denn um diese Uhrzeit an? , brummte ihre Mutter.
    Sie ging zu ihr hinüber und strich ihr übers Haar. »Niemand, Mutter. Das hatte nur mit der Arbeit zu tun.«

32
    Air Iberia, dreißigtausend Fuß über dem Atlantik
    Markus saß zusammengesunken in seinem Sitz, ohne irgendetwas um sich herum wahrzunehmen. Drei doppelte Wodka, zwei kleine Flaschen Wein und etwas Gin aus dem Duty-free-Shop hatten sich in seinem Magen zu einem explosiven Cocktail vermengt. Schon wähnte er sich nicht mehr in diesem Flugzeug, sondern auf der Rückbank des väterlichen Wagens, vor sich die Schirmmütze des Chauffeurs, die über die Kopfstütze hinausragte. Das Leder in dem alten Bentley klebte an seinen Schenkeln. Bockig trat er mit den Füßen gegen den Vordersitz. Er hasste es zu warten. Es waren Sommerferien, die Sonne schien, und statt Fußball oder Kricket zu spielen, steckte er mit Don, dem Chauffeur, in diesem Auto fest und wartete auf seinen Vater. Die Zeiger der antiken Stil-Uhr auf dem Armaturenbrett bewegten sich quälend langsam.
    Â»Wie lange dauert das denn noch? Er meinte, er wäre in einer Minute wieder da.«
    Â»Ich weiß es nicht, mein Junge«, erwiderte der Chauffeur. »Nicht mehr lange. Er wird gleich wieder da sein.«
    Markus seufzte, ließ den Türgriff schnalzen und spielte mit dem elektrischen Fensterheber. »Er braucht ewig.«
    Â»Wir warten erst ein paar Minuten. Soll ich ein bisschen Musik anmachen?«
    Â»Von mir aus«, sagte Markus schmollend.
    Plötzlich dröhnte in voller Lautstärke Duran Duran durch den Wagen.
    Â»Verdammt noch mal.« Don drehte den Volumenregler herunter und suchte einen anderen Sender. Schließlich fand er einen, der Frank Sinatra spielte. »Schon besser. Wenn wir heimkommen, soll Stevie eure Räder rausholen. Dann könnt ihr im Garten ein bisschen herumfahren. Das wäre doch nett, oder?«
    Â»Falls wir je heimkommen«, schimpfte Markus leise.
    In dem Moment gab plötzlich der Türhebel nach, und er spürte, wie sich das Schloss öffnete. Das passierte normalerweise nicht. Hatte Don etwas bemerkt? Offenbar nicht, denn er summte selbstvergessen zum Radio. Markus drückte vorsichtig gegen die Tür. Immer noch keine Reaktion vom Fahrersitz. Mit eingezogenem Kopf schlüpfte er aus dem Auto, wie ein Soldat im Zweiten Weltkrieg auf der Flucht aus dem Gefangenenlager, an Stacheldraht und Wachposten vorbei, und schlich auf die gegenüberliegende Straßenseite. Sie hatten in einer engen Seitenstraße nahe der Themse geparkt, im Londoner Eastend, zwischen verlassenen Lagerhäusern. Von einer Baustelle in der Nähe drang Lärm herüber.
    Markus näherte sich dem Eingang zu einem Hof. Auf der Klinkerwand stand in verblassenden Lettern »Mathew & Sons«. Von der anderen Seite des Hoftores waren Geräusche zu hören. Stimmen klangen durch eine offene Tür. Als er, immer an der Mauer entlang, über den kopfsteingepflasterten Hof rannte, hörte er eine Art Schwirren. Dann stieß jemand einen Schrei aus, der durch das Gebäude hallte. Er schob die Wellblechtür weiter auf und betrat zögernd die Treppe. Eine der Stimmen erkannte er, es war die seines Vaters. Wutentbrannt schrie er jemanden an, eine Frau, manchmal auf Englisch, manchmal auf Tschechisch. Markus hörte, wie die Frau antwortete, sie versuchte immer wieder zu sprechen, doch jedes Mal überschlug sich ihre Stimme, bis sie in lautes Heulen überging. Dann wieder das schwirrende Geräusch, Schreien. Noch mehr wütendes Gebrüll. Das Schluchzen der Frau. Markus hatte das obere Ende der Treppe erreicht. Schatten ergossen sich vor ihm über den Boden. Er machte noch einen Schritt weiter, wollte um die Ecke spähen.
    Â»Das ist nichts für dich.« Kräftige Arme schlossen sich um seine Mitte und hoben ihn vom Boden hoch, um ihn die Treppe hinunterzutragen. Der

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