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Das Midas-Kartell

Das Midas-Kartell

Titel: Das Midas-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mockler
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versuchte aufzustehen, was ihm aber nicht gelang. »Komm, trink einen mit uns.«
    Pieter setzte sich nicht. Der Anblick seines Bruders verursachte ihm Übelkeit. Es war, als hätte er das alles mit voller Absicht getan, als wollte er die Familie bewusst ruinieren, ihre Existenz, ihren Ruf, alles, was die Vorväter so mühevoll aufgebaut hatten. »Ich habe mir die Konten angesehen, Laudon.«
    Sein Bruder verarbeitete den Satz und stieß dann laut auf. »Ach ja, davon wollte ich dir erzählen. Wollte nur den richtigen Zeitpunkt abwarten. Das wird alles wieder in Ordnung kommen. Keine Sorge. Trink was. Nimm dir ein Mädchen.«
    Pieter nahm ein Glas vom Tisch und schüttete den Inhalt Laudon ins Gesicht. »Verschwindet«, sagte er an die beiden jungen Frauen gewandt, die in aller Ruhe aufstanden, ihre Seidenkleider glatt strichen und an ihm vorbeischlüpften. Er packte seinen Bruder am Revers und zog ihn hoch. Jede Faser seines Körpers beschwor ihn, Laudon in Stücke zu reißen. Der war sternhagelvoll und hing schlaff an seiner Faust. Wahrscheinlich hatte er den ganzen Tag getrunken. Seine Augen verdrehten sich.
    Voller Abscheu stieß Pieter ihn auf das Sofa zurück, wandte sich um und verließ den Klub. Wenn er blieb, würde er sich nicht länger beherrschen können. Die Nacht war warm, er musste nachdenken. Schwierige Entscheidungen treffen. Einerseits hätte er seinen Bruder am liebsten ins Hafenbecken geworfen und absaufen lassen. Andererseits durfte er auf keinen Fall etwas unternehmen, das darauf hindeutete, dass es in der Bank Probleme gab. Schon der kleinste Hinweis auf Unregelmäßigkeiten könnte dazu führen, dass ihnen die Investoren davonliefen und die Gläubiger die Zinsen hochschraubten. Statt also Laudon im Hafen zu versenken, rief er einen leitenden Manager der Filiale in Singapur an, einen alten Freund seines Vaters. Es handelte sich um einen Querkopf Anfang sechzig mit aufbrausendem Temperament und der Statur eines Rugbyspielers. Pieter erzählte ihm, wo er Laudon finden würde. Er trug ihm auf, dafür zu sorgen, dass Laudon sicher nach Hause kam, am nächsten Morgen aufstand und in Schlips und Anzug zur Arbeit ging, wo er mindestens zehn Stunden am Schreibtisch sitzen sollte – an diesem Tag und an allen weiteren in dieser Woche. Der Freund sollte gewährleisten, dass Laudons Telefon funktionierte und dass ihm ein Computer zur Verfügung stand. Laudon sollte aber auf keinen Fall Zugang zu den Geschäftskonten der Bank bekommen; und wenn ihn jemand um Rat bat, sollte diese Anfrage sofort nach London an Pieter weitergeleitet werden. Das war zumindest eine provisorische Lösung, bis er eine neue Kapitalquelle gefunden hatte, die ihre Liquidität garantierte, während er neue Reserven aufbaute.
    Pieter hatte am Hafen gestanden und die tanzenden Lichter auf dem Wasser betrachtet. Gegenüber auf einer Großbaustelle waren immer noch Arbeiter zugange. Irgendwo gab es immer Kapital. Kapital, das nicht auf globalen Finanzmärkten oder über Hedgefonds entstanden war, sondern aus der Schattenwirtschaft kam. Milliarden Dollar aus illegalen Geschäften: Falschgeld, Drogen, Waffen. Schwarzgeld, das gewaschen werden musste. Für so etwas hatten sich er und seine Bank bislang noch nicht hergegeben. Andererseits … sein Urgroßvater hatte der Ostindiengesellschaft Geld geliehen, damit sie ihren Opiumhandel in China aufbauen konnte. War das, was er vorhatte, wirklich so viel anders?

30
    Jacob verzog das Gesicht, als er Isaiah anblickte. »Kannst du wieder was erkennen? Die sehen immer noch ziemlich rot aus.«
    Â»Alles okay«, erwiderte Isaiah und rieb sich die Augen.
    Â»Was hat er benutzt?«
    Â»Keine Ahnung. Ein Spray. Tränengas, Deo, was weiß ich. Hat Eule angerufen?«
    Â»Zweimal.«
    Â»Zweimal?« Er schüttelte den Kopf. »Nicht gut.«
    Â»Ich habe ihm gesagt, dass du zurückrufst, sobald du den Umschlag hast.«
    Â»Mist.« Isaiah trat gegen die Tür des Transporters. Das Telefon auf dem Armaturenbrett begann zu summen.
    Â»Das ist er bestimmt«, sagte Jacob.
    Â»Vermutlich«, sagte Isaiah und hob ab.
    Â»Hallo?« Das seltsame Pfeifen drang durch die Leitung.
    Â»Gute Nachrichten, Isaiah. Ich möchte gute Nachrichten. Versüßen Sie mir den Tag.«
    Isaiah erwiderte nichts.
    Malcolm seufzte. »Wissen Sie eigentlich, wie heiß es hier ist,

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