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Das Midas-Kartell

Das Midas-Kartell

Titel: Das Midas-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mockler
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eine große Gestalt in Jeans und schwarzer Lederjacke abstieg. Ohne seinen Helm abzunehmen, kam der Mann auf sie zu, mit langsamen, bedächtigen Schritten in seiner schweren Kleidung. Er trug Cowboystiefel, die auf dem losen Kies knirschten. Als er das Visier hochschob, wurde seine schweißtriefende Stirn sichtbar.
    Â»Hier.« Er reichte ihr einen Umschlag. »Zwei Fotos des Ziels, ein neues Handy und das Geld.«
    Gloria nahm den Umschlag entgegen, doch er war viel schwerer, als sie erwartet hatte, und sie ließ ihn beinahe fallen. Rasch öffnete sie ihn. »Was ist das?«, fragte sie, als sie auf matt schimmerndes schwarzes Metall blickte.
    Â»Eine Pistole, Kaliber .22.«
    Gloria zuckte erschrocken zusammen.
    Â»Zur Selbstverteidigung. Haben Sie schon mal geschossen?«, fragte Malcolm.
    Â»Natürlich nicht.«
    Â»Sie werden sie nicht brauchen. Aber mein Chef würde sich besser fühlen, wenn Sie sie mitnehmen würden. Die Agency schickt ihre Agenten nicht gerne ungeschützt los.«
    Sie wirkte immer noch unsicher.
    Â»Ich nehme das Ding auch wieder mit, wenn Sie wollen. Im Ernst, es besteht wirklich keine Gefahr. Es ist nur eine zusätzliche Absicherung für alle Fälle. Ein Kästchen in einem Fragebogen, das angekreuzt werden muss.« Malcolm hielt inne und überlegte, ob er jetzt vielleicht etwas zu dick auftrug. Er hatte angedeutet, dass er bei der CIA gewesen war, und der interne Jargon ging ihm immer noch leicht von der Zunge. Fünfzehn Jahre hatte er für den Laden gearbeitet. In gewisser Weise gehörte er immer noch dazu. Man stieg nicht einfach aus. Einmal Schlapphut, immer Schlapphut. Es war kein Beruf. Es war eine Geisteshaltung.
    Â»Okay. Aber ich werde auf niemanden schießen.«
    Â»Das erwarten wir auch gar nicht von Ihnen. Es geht hier nur um Überwachung. Wir werden Sie heute noch anrufen und Ihnen sagen, wo er sich befindet. Unternehmen Sie nichts, bevor wir Ihnen das Okay geben. Sie werden ein Auto brauchen – haben Sie den Dodge noch?«
    Gloria nickte und nahm die beiden Fotos aus dem Umschlag. »Wer ist er?«
    Â»Er ist ein Dieb, ein Krimineller, der mit den Amerikanern gemeinsame Sache macht. Kann sein, dass Sie ganz nah an ihn heranmüssen, kann auch sein, dass Sie ihm etwas stehlen müssen. Es ist etwas, das er zuvor uns gestohlen hat, Sie brauchen also kein schlechtes Gewissen zu haben.«
    Gloria betrachtete die beiden Fotos. Eines davon stammte aus einer Zeitung und zeigte einen dunkelhaarigen Mann mit einem Baby auf dem Arm, der die Tür eines großen schwarzen Jeeps öffnete. Hinter ihm stand eine Frau, die Schirmkappe und dunkle Sonnenbrille trug, als wollte sie nicht erkannt werden – oder als wollte sie sich verstecken. Der Mann bemerkte die Kamera nicht und lachte unbeschwert mit seinem Baby. Er hatte ein markantes Kinn, scharfe Wangenknochen und kurz geschorenes Haar – ein verwegener, gut aussehender Typ, und unter seinem T-Shirt zeichnete sich seine austrainierte Oberarmmuskulatur ab.
    Sie studierte das zweite Bild, das ebenfalls ein Zeitungsausschnitt war. Es zeigte denselben Mann, diesmal im schwarzen Anzug auf einem Friedhof. Sein Gesichtsausdruck war allerdings so verändert, dass sie ihn kaum erkannt hätte. Es war nicht Trauer, nicht Wut und nicht Bedauern, was sie in seinem Gesicht las – nein, da war etwas anderes: Widerwillen, Abscheu. Über dem Bild war noch die Artikelüberschrift zu lesen: Letztes Geleit für König von Soho .
    Â»Wie ist sein Name?«
    Â»Markus, Markus Cartright. Aber vielleicht nennt er sich jetzt auch anders.«
    Â»Markus«, wiederholte sie. Ihr Akzent ließ den Namen fremdartig klingen. Sie schob die Fotos wieder in den Umschlag zurück und strich sich das Haar hinter die Ohren. Dieser Mann war ganz anders als der verschüchterte, bleichgesichtige Typ, den sie zuerst observieren sollte. Dieser hier sah aus, als hätte er ganz schön was auf dem Kasten. Was genau, war allerdings nicht zu sagen. Jedenfalls gehörte er nicht zu der Sorte Mann, die in Panik floh, wenn sie in einer Bar von einer Frau angesprochen wurde.
    Â»Einer meiner Männer befindet sich am Flughafen. Er wird ihm bis zum Hotel folgen. Sobald er eingecheckt hat, werden wir Sie informieren. Noch Fragen?«
    Gloria sah sich das Foto von dem Mann am Grab noch einmal an, diesen Ausdruck in seinen Augen.
    Â»Ist er gefährlich?«, wollte sie

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