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Das Midas-Kartell

Das Midas-Kartell

Titel: Das Midas-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mockler
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entziffern können. CeLo Enterprises . Träumte er etwa? Seine Augen hatten sich so sehr an die Dunkelheit im Tank angepasst, dass sie ihm bei Licht Streiche spielten, ihm Dinge vorgaukelten, die gar nicht da waren, irgendwo im Spannungsfeld zwischen seiner Angst und der grenzenlosen Leere seines Gefängnisses. Er nahm gar nicht wahr, wie Paulo ihn umständlich die Stufen hinabschleppte und wie das Wasser ihn umspülte und gegen seine Unterlippe schwappte. Er sah nur noch den zerkratzten Aufkleber mit dem verblichenen Logo vor sich. CeLo Enterprises . Er schloss die Augen und nahm sich vor, sie nie wieder zu öffnen.
    Markus umklammerte das Lenkrad, während er sich von Gloria den Weg weisen ließ, über namenlose breite Boulevards, durch Seitenstraßen voller Bars und Fenster, in denen Fernseher flackerten.
    Â»Wo ist die Stelle, an der er Sie treffen will?«
    Â»Nicht mehr weit. Ein Industriegebiet am Rand der Stadt.«
    Â»Am Telefon wollte er also nicht mehr sagen?«
    Â»Nein, nichts. Nur die Adresse des Treffpunkts.«
    Markus presste die Kiefer zusammen. »Mir gefällt das nicht. Warum kein öffentlicher Ort? Eine Bar oder so?«
    Gloria sah aus dem Fenster. »Ich weiß nicht. Vielleicht ist er nervös.«
    Sie fuhren schweigend, während die Dämmerung allmählich der Nacht wich. Malcolms Anweisungen waren ganz einfach gewesen. Gloria sollte Markus in das Industriegebiet lotsen, bis zu der Zuckerraffinerie, die zwei Blocks weit im Innern lag und bis zur Ernte im September leer stand. Er soll da parken, Sie steigen aus und gehen los, als wollten Sie Kontakt zu Paulo herstellen. Dann machen Sie, dass Sie so schnell wie möglich wegkommen. Ich kümmere mich um den Rest .
    Markus sah Gloria an, die konzentriert vor sich auf die Straße blickte, als bemühe sie sich verzweifelt zu verbergen, was in ihrem Kopf vorging.
    Â»Fahren Sie jetzt rechts ab«, sagte sie. »Wir sind gleich da.«
    Markus drehte am Lenkrad. Die Scheinwerfer zogen einen Bogen auf den nassen Asphalt, und sie blickten auf den schwach gelben Schein des Industriegebiets.
    Â»Was ist hier noch?«, fragte Markus und nahm den Fuß vom Gas. Zwei Schornsteine rauchten, und man hörte den Lärm von Maschinen, die zu dieser späten Stunde noch liefen.
    Â»Weiß nicht genau, vielleicht irgendein Nahrungsmittelhersteller oder eine Verpackungsfabrik.«
    Ein Lkw kam ihnen entgegen, gefolgt von zwei weiteren.
    Â»Hier«, sagte sie. »Hier links.«
    Eine mit Wellblech verkleidete Halle ragte vor ihnen auf, massiv und einschüchternd vor dem lilaschwarzen Himmel. In diesem Teil der Anlage gab es keine Beleuchtung, nur Abstufungen von Schwarz und verschieden dichte Schatten.
    Â»Und jetzt?«
    Â»Sie können hier halten.«
    Â»Was, hier?«, sagte Markus. Das Licht der Scheinwerfer offenbarte nichts als die verlassene Straße und Industriegebäude. Auf einem Kiesstreifen parkten ein paar Lkws.
    Â»Ja, egal wo. Er sagte, wir sollen bis zum zweiten Block fahren, wo die Zuckerraffinerie ist.«
    Â»Scheiße«, brummte Markus. »Mir gefällt das nicht. Was, wenn er Sie angreift? Können Sie ihm vertrauen?«
    Er schaltete die Scheinwerfer aus und fuhr langsamer, ohne jedoch zu halten. Allmählich gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit.
    Â»Bitte, Markus, er hat gesagt, wir sollen hier parken.«
    Markus fuhr noch ein Stück weiter und blieb dann stehen. Er sah sie an, ihre zitternden Hände, die sie in ihren Schoß presste.
    Â»Alles okay? Soll ich nicht lieber mitkommen?«
    Sie strich sich das Haar aus dem Gesicht. »Alles in Ordnung. Ich kenne Paulo gut, wir können ihm vertrauen.«
    Markus wandte den Blick ab. »Danke«, sagte er schließlich.
    Â»Wofür?« Die Hand am Türgriff runzelte sie die Stirn.
    Â»Dafür, dass Sie mir geholfen haben. Ich weiß, dass Sie das nicht hätten tun müssen.«
    Gloria öffnete die Tür. Er meinte das im Ernst. Sie konnte es an seiner Stimme hören. Ein Anflug von schlechtem Gewissen regte sich in ihr. Es wird ihm schon nichts passieren, redete sie sich ein. Die wollen nur die Tasche. Sie nehmen die Tasche und lassen ihn dann gehen. Sie kletterte aus dem Jeep, warf die Tür zu und ging auf die Dunkelheit zu.
    Markus sah ihr hinterher, bis ihre schlanke Gestalt mit dem Schatten verschmolz, sprang dann aus dem SUV und rannte in einen der gemauerten Schuppen,

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