Das Midas-Komplott - Thriller
verblüfft.
»Was?«
»Wenn er noch in Grants Besitz ist, ist er auf dem Weg in Richtung Norden und zwar mit rasantem Tempo.«
»Was machen wir jetzt?«
»Wir legen alles auf Eis, bis wir wissen, was mit Grant los ist.«
»Aber Carol…«
»Noch wird Orr ihr nichts tun. Nicht so kurz vor dem Ziel. Wir können unser Treffen mit ihm getrost verschieben.«
»Dann müssen wir Grant suchen.«
»Ich gehe allein.«
»Aber …«
»Kein Aber. Allein bin ich schneller. Ich finde den Tracker und entscheide vor Ort, was sich tun lässt. Wenn ich Grant alleine befreien kann, umso besser. Du versteckst dich an einem sicheren Ort, bis ich zurück bin.«
»Dazu habe ich aber gar keine Lust!«
»Es geht auch um meine Sicherheit. Solange du das Geolabium hast, haben wir noch ein Faustpfand. Ich bringe dich zu einer ruhigen Pension weitab vom Schuss. Gib mir zwei Stunden. Wenn ich bis dahin nicht wieder da bin, rufe Miles Benson an. Er wird dir weiterhelfen. Triff dich nicht allein mit Orr, egal, was er sich ausdenkt.«
Stacy seufzte. »Gut. Aber begeistert bin ich wirklich nicht.«
»Ich kann nicht mehr tun, als deinen Protest zur Kenntnis zu nehmen.« Mit diesen Worten setzte sich Tyler seinen Rucksack auf. »Gehen wir zum Auto.«
Er öffnete das Kirchenportal. Rechts und links erstreckten sich im Halbkreis die berühmten Kolonnaden der Piazza. Sie hatten ihr Auto auf einem nördlich der Kirche gelegenen Parkplatz stehen lassen, deshalb war es sinnvoll, die Kirche durch den Haupteingang zu verlassen. Tyler kontrollierte aufmerksam beide Richtungen, aber niemand schien sie zu beachten. Bei den Zigtausenden von Passanten war es wenig wahrscheinlich, dass ausgerechnet Orr sie sehen würde, aber da Grant ihm nicht mehr den Rücken deckte, war Tyler auf alles gefasst.
Er winkte Stacy zu, die Bahn sei frei, und sie mischten sich unter das geschäftige Treiben. Gerade hatten sie das Ende der Kolonnaden erreicht, als ein Mann in Cargo-Hosen und einem
U2-T-Shirt hinter der letzten Säule hervortrat und ihnen den Weg verstellte. Eine Jacke, die er über dem Arm trug, verdeckte seine Hände.
So wie er ihn anstarrte, dachte Tyler, konnte er nur einer von Orrs Leuten sein.
Er packte Stacy am Arm und wollte losrennen, blieb aber wie versteinert stehen, als er den Lauf einer Pistole im Rücken spürte.
»Sie sind früh dran«, hörte er Orrs Stimme hinter sich.
»Nicht früher als Sie«, erwiderte Tyler.
»Ich musste meine Pläne ändern. Übrigens, Gaul hat seine Pistole auf Sie gerichtet.«
»Was Sie nicht sagen.«
Mit seiner freien Hand entnahm Orr Tylers Tasche das Leatherman und warf es seinem Kumpan zu. Die Glock, die Tyler im Hosenbund trug, steckte er selbst ein. Er machte sich nicht die Mühe, Stacy zu durchsuchen. Ihre leichte Kleidung war Garantie genug, dass sie nichts Gefährliches versteckt hatte.
»Die Handys«, befahl Orr.
Statt ihm brav ihr Telefon zu reichen, wirbelte Stacy mit geballten Fäusten herum. Sie wäre auf Orr losgegangen, hätte Tyler sie nicht blitzschnell an der Schulter gepackt. Orr trat einen Schritt zurück und hielt seine Waffe unter der Jacke auf sie gerichtet.
»Was ist?«, protestierte Stacy. »Die bringen uns um!«
»Wenn sie das vorhätten, wären wir schon längst tot.«
»Hör auf Locke, Honey«, sagte Orr. »Und nun die Handys.«
»Nur wenn Sie mich nie wieder Honey nennen.«
»Na gut, Schätzchen.«
Stacy ballte noch einmal die Fäuste, gab dann aber nach. Tyler ließ sie los. Er warf ihre beiden Handys Orr zu, der sie auf den Boden fallen ließ und mit den Füßen darauf herumtrampelte.
»Nun sind wir ganz unter uns. Jetzt her mit dem Rucksack. Aufpassen.«
Tyler rührte sich nicht. »Sie werden damit nichts anfangen können.«
»Ich fühle mich wohler, wenn ich ihn trage. Ich kann Ihnen aber auch gern ins Bein schießen und ihn mir dann nehmen. Ganz wie Sie wünschen.«
Unwillig hielt Tyler ihm den Rucksack hin. Orr hängte ihn sich über die Schulter.
»Gut. Los.« Orr bedeutete ihnen mit einer Armbewegung, sich in Gang zu setzen. Gaul bildete das Schlusslicht.
»Wohin gehen wir?«, fragte Tyler.
»Was glauben Sie wohl?«
»Ich habe keine Ahnung. Aber wenn Sie sich einbilden, dass wir Ihnen verraten, wo der Brunnen des Archimedes ist, haben Sie sich geschnitten. Sie halten sich nicht an unsere Abmachungen. «
»Ich weiß, wohin wir gehen müssen. Zur Kirche San Lorenzo Maggiore bei der Piazza San Gaetano. Dort haben Sie den Brunnen gefunden.«
Plötzlich ging
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