Das Midas-Komplott - Thriller
Tyler ein Licht auf. Orr war gar nicht zufällig auf sie gestoßen! Er hatte auf sie gewartet! Wo Grant sich aufhielt, wusste er durch den Tracker. Doch es gab nur eine Erklärung dafür, dass er auch wusste, wo Tyler war. Von Anfang an war ein Maulwurf in ihrer Mitte gewesen.
Tyler blieb stehen. Fassungslos starrte er Stacy an.
»Ich habe dir vertraut, und du hast Orr jeden Schritt verraten, den wir getan haben.«
»Was?«, entfuhr es Stacy verdutzt. »Nein, ich habe nichts … Du denkst doch nicht, dass ich ihm geholfen haben könnte?«
Tyler schüttelte finster den Kopf. »Wie hätte Orr uns sonst finden können?«
»Wie soll ich das wissen? Ich bin in seiner Gewalt. Genau wie du. Und wie meine Schwester.«
Plötzlich befürchtete Tyler, dass alles ein abgekartetes Spiel war, bei dem selbst Carol Benedict mit von der Partie war.
»Bis jetzt hat sie brav mitgemacht«, bestätigte Orr seine schlimmsten Befürchtungen. »Sie hat mich bestens auf dem Laufenden gehalten, aber dann wurde sie habgierig und verlangte mehr, als ausgemacht war. Ich hätte sie längst um die Ecke gebracht, wenn ich sie nicht noch brauchte.«
»Alles gelogen!«, rief Stacy. Dann wandte sie sich Orr zu: »Scheißkerl!«
»Ach ja? Und woher weiß ich von eurem Besuch bei Gia am Stadtrand von London? Und dass ihr euch mit ihr in München getroffen habt? Dass ihr gestern in Athen im Museum wart und heute Vormittag auf der Akropolis?«
Stacy geiferte beinahe vor Zorn.
»Das ist einfach nur noch verrückt!«
»Ist es nicht«, knurrte Tyler finster. »Über unseren Aufenthalt in England und München kann ihn der Tracker informiert haben. Aber von der Akropolis kann er nichts wissen. Wir haben den Tracker im Flugzeug gelassen.« Er wandte sich zu Orr. »Wo ist Grant?«
Orr lächelte. »Tot. Oder eingesperrt. Das liegt ganz im Ermessen meiner lieben Cousine. Ich weiß nicht, was sie mit ihm angestellt hat, und es ist auch einerlei.«
»Sie haben ihr verraten, wie sie ihn finden konnte?«
»Ich habe ihn aus dem Weg geschafft.«
»Und was ist mit meinem Vater?«
»Alles in bester Ordnung. Noch.«
Orr war ein gewiefter Lügner, aber etwas an seinem Gesichtsausdruck machte Tyler stutzig.
»Ich will ihn sehen.«
»Wenn wir den Schatz gefunden haben, lasse ich ihn frei.«
»Wenn Sie bereits wissen, wo der Brunnen ist, wozu brauchen Sie uns dann noch?«
»Weil mir die Zeit davonläuft. Ich kenne vielleicht den richtigen Brunnen, aber ich kann nicht Tage damit verbringen, nach dem richtigen Stollen zu suchen. Sie können mit dem Geolabium umgehen. Es wird uns führen. Ich habe einige Seiten der Handschrift, die Sie noch nicht kennen.«
Also hatte Stacy doch recht gehabt, dachte Tyler, als sie am Mittwochabend sagte, ihrer Meinung nach fehlten ein paar Seiten des Codex.
»Steht darauf, wie man sich in den unterirdischen Gängen orientiert?«, fragte Tyler.
»Mit Hilfe des Geolabiums. Zumindest glaube ich das. Das herauszufinden, ist Ihre Aufgabe.«
»Und wenn ich mich weigere?«
»Dann töte ich Sie alle beide auf der Stelle und versuche mein Glück allein. Was ist Ihnen lieber?«
»Höre nicht auf ihn«, bat Stacy.
Tyler überlegte. Er hatte nach wie vor keine Wahl. Er wusste nicht, was mit seinem Vater los war, aber wenn er Orr in seine Gewalt bringen und herausfinden wollte, was es mit dem Strontium-90 auf sich hatte, musste er am Leben bleiben. Sollte es ihm gelingen, sich in den unterirdischen Gängen abzusetzen, bestand immerhin eine Chance, dass er Verstärkung holen konnte. Und wenn ihm das nicht gelang, könnte er wenigstens dafür sorgen, dass Orr nicht mehr zurück ans Tageslicht kam.
Tyler nickte. »In Ordnung.«
Orr lächelte. »Gut. Dann nichts wie los!«
Keine drei Minuten später standen sie auf einem Parkplatz neben einem Fiat. Gaul öffnete den Kofferraum und holte zwei Gürtel heraus.
»Hände hoch«, befahl er.
»Warum? Was ist denn das nun schon wieder?«, fragte Tyler.
»Ein Elektroschockgürtel«, sagte Orr. »Ich will in meinem Gürtel keine Pistole stecken haben. Da unten ist es so eng, dass Sie in Versuchung kommen könnten, lange Finger zu machen.«
Orr holte zwei Armbänder aus seiner Tasche und band sie um seinen linken Arm. Ihre Farbe entsprach den Gürteln. Rot für Tyler, blau für Stacy. Orr wies mit dem Finger darauf. »So erreiche ich den Knopf jederzeit mühelos.«
Tyler leistete keinen weiteren Widerstand. Orr plante anscheinend, sie in den unterirdischen Gängen und Höhlen frei
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