Das Midas-Komplott - Thriller
tatsächlich Westfield ist, werden sie ihn einsammeln.«
»Und wenn sie ihn töten?«
»Dann haben wir eine Sorge weniger.«
Orr warf einen Zwanzig-Euro-Schein auf den Tisch und stand auf.
»Gehen wir. Sie sind bald hier.«
Sie schlenderten zu ihrem Auto. Orr fühlte, wie sein Adrenalinspiegel stieg. So war es bisher vor jedem großen Raubüberfall, den er organisiert hatte. Es war keine Anspannung, sondern die freudige Erregung darüber, dass die Dinge endlich in Gang kamen. Er war felsenfest davon überzeugt, dass sein Plan gelingen würde. Er war nämlich bestens informiert.
Dank seiner unbezahlbaren Komplizin Stacy Benedict.
50. KAPITEL
Nachdem sie ihre Mietwagen losgeworden waren, machte sich Grant mit seinen vier Männern auf den Weg zum Palazzo Reale, dem im frühen siebzehnten Jahrhundert erbauten Sitz
der Vizekönige von Neapel. Er war gar nicht glücklich bei dem Gedanken, dass er aus der Schusslinie blieb, während Tyler seinen Kopf hinhielt.
Der Palast eignete sich hervorragend als Beobachtungsposten für die Piazza. Sie konnten dort bequem warten, bis sie das Signal von Tyler erhielten, dass Orr aufgetaucht war. Dann würde er sich mit zweien der Männer einen Weg durch die Menschenmenge bahnen, während die beiden anderen sich in einer gewissen Entfernung in Bereitschaft hielten.
Grant nahm die Abkürzung durch die Galleria Umberto I., eine in Kreuzform angelegte, über hundert Jahre alte Einkaufspassage mit einem eindrucksvoll hohen Glasgewölbe. Es waren nur wenige Menschen zu sehen. Die Läden würden bald schließen, die Leute drängten sich bereits auf den Straßen und Plätzen. Grants Team trug Schuhe mit Gummisohlen, sie bewegten sich geräuschlos auf dem schönen Marmorboden. Sie hatten die Passage gerade durchquert und waren drei Stufen hinunter zur Piazza gegangen, als plötzlich zwei hellblaue Alfa Romeos vor ihnen hielten. Vier Polizisten sprangen mit gezogener Pistole heraus.
Einer der Männer von Neutralizer wollte ebenfalls zu seiner Waffe greifen, aber Grant hielt ihn zurück. Er hatte nicht vor, sich mit der neapolitanischen Polizei eine Schießerei zu liefern. Sie hoben die Arme. Eine Gruppe Schaulustiger blieb stehen und machte Fotos.
»Wo liegt das Problem?«, erkundigte sich Grant höflich. Einer der Sicherheitsleute sprach italienisch und übersetzte.
»Waffen fallen lassen«, lautete die Antwort.
Die Männer sahen Grant fragend an. Der nickte. Vier Pistolen fielen klappernd zu Boden.
Jemand hatte ihnen eine Falle gestellt. Dabei hatte sich Grant speziell diese Leute ausgesucht, weil sie nicht aus Neapel waren
und keine Verbindung zur Camorra hatten. Wie hatte die Polizei sie nur gefunden?
»Erklären Sie der Polizei, dass wir einen Waffenschein haben«, versuchte Grant die Situation zu entschärfen. Doch der Polizist, der das Kommando zu haben schien, schüttelte lediglich uninteressiert den Kopf. Sie mussten die Hände auf die Autodächer legen, dann wurden sie durchsucht. Alles, was Grant in den Taschen hatte, wurde ihm abgenommen. Anschließend legte man ihnen Handschellen an.
Allen außer Grant.
Man verfrachtete die vier Männer von Neutralizer auf die Rücksitze der Polizeifahrzeuge. Dann deutete der Polizist in die Richtung, aus der Grant gekommen war, und sagte auf Englisch: »Go.« Als Grant sich nach einigem Zögern in Bewegung setzte, fuhren die Polizeiwagen mit heulenden Sirenen davon.
Grant schwante nichts Gutes.
Er musste ein Telefon finden und Tyler warnen, dass ihr Plan zum Teufel war. Er ging fieberhaft grübelnd durch die Einkaufspassage und war gerade in der Mitte angelangt, als ein Hüne von Mann aus einem der Läden zu seiner Rechten trat. Es war sein alter Freund Salvatore aus dem Britischen Museum.
Cavano, wurde es Grant jäh klar. Sie musste den heißen Draht zur Polizei haben.
Ein weiterer Mann näherte sich ihm von links. Noch zwei weitere von vorn. Grant drehte sich um und erblickte ein Pärchen von hinten. Er war umzingelt. Normalerweise rief man in dieser Lage die Polizei, aber Grant war sich ziemlich sicher, dass ihm das absolut gar nichts nützen würde.
»Du hast dir meinen Rat zu Herzen genommen und mehr Leute mitgebracht«, begrüßte er Salvatore.
Der Neapolitaner hob eine fleischige Hand und grinste: »Du kommst mit. Wir tun dir nichts.«
»Das weiß ich. Ich kann dir aber nicht versprechen, dass ich dir nichts tue.«
Das selbstzufriedene Grinsen erlosch.
Sie hatten noch keine Pistolen gezogen, vielleicht bedeutete
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