Das Midas-Komplott - Thriller
Seele meines Mannes.«
Grant stand auf. »Dann sind wir jetzt Partner.« Er wusste, dass ihre Abmachung reine Augenwischerei war, aber je länger er am Leben blieb, desto größer waren seine Chancen, Tyler zu finden und ihn aus dem Schlamassel zu befreien.
»Wohin geht es?«, fragte Gia Cavano.
»Zur Piazza San Gaetano. Wir gehen in die Kirche.«
53. KAPITEL
Ob der Gürtel um seine Taille tatsächlich explosiv war, entzog sich Tylers Kenntnis, aber er war ohne jeden Zweifel unbequem. Er saß so stramm, dass nicht daran zu denken war, ihn über die Hüften zu schieben. Selbst mit einem geeigneten Werkzeug würde er mehrere Minuten brauchen, um das feste Nylongewebe durchzuschneiden.
Er machte sich keine allzu großen Sorgen wegen des C 4 . Der Plastiksprengstoff war sehr stabil, nicht einmal ein Schuss konnten eine Detonation auslösen. Tyler ärgerte sich immer über Filme, in denen ein Stück C 4 durch einen Schuss zur Detonation gebracht wurde, denn das war gar nicht möglich.
Stacy fühlte sich in ihrem Gürtel mindestens so unwohl wie er, das konnte Tyler sehen. Ihm kamen Zweifel, ob sie wirklich mit Orr gemeinsame Sache machte. Vielleicht hatte er Orrs Behauptung bloß deshalb so bereitwillig geglaubt, weil er insgeheim dankbar war, einen Sündenbock gefunden zu haben, jemanden, der an dem ganzen Schlamassel schuld war. Schon in Athen hatte er sich nicht mit Ruhm bekleckert, aber in Neapel hatte er sich wie ein Vollidiot angestellt. Stacy war gar nicht in der Lage, ihn zu hintergehen.
Andererseits, wenn sie nicht mit Orr unter einer Decke steckte, wie war es möglich, dass Orr über jeden einzelnen ihrer
Schritte informiert war? Vom Diebstahl des Mechanismus von Antikythera aus dem Archäologischen Museum konnte er aus den Nachrichten erfahren haben. Wie aber konnte er wissen, dass sie in eine Schießerei auf der Akropolis verwickelt waren? Sie hatten doch den Tracker während ihres Athener Aufenthaltes im Flugzeug gelassen? Als hätte er Zugang zu einem zweiten Ortungssignal …
Aus irgendeinem Grund fiel ihm die merkwürdige Szene ein, als Orr ihre Handys zertreten hatte. Vielleicht hatte Orr ja Stacys Handysignal von Anfang an verfolgt? Er selbst war völlig auf den Tracker im Geolabium fixiert gewesen. Dass Orr sich durch flankierende Maßnahmen abgesichert haben könnte, war ihm gar nicht in den Sinn gekommen.
Ob seine Überlegungen zutrafen, wusste Tyler zwar nicht, aber er begrub sein Misstrauen gegenüber Stacy. Dieser Orr trieb irgendein abgefeimtes Spiel mit ihnen. Vielleicht wollte er auch nichts weiter als Zwietracht zwischen ihnen säen. Teile und herrsche. Dann wäre es vielleicht das Beste, fürs Erste so zu tun, als spielte er mit.
Gaul fand nur zwei Straßenzüge von der Piazza San Gaetano entfernt einen Parkplatz. Dort stiegen sie aus und setzten ihren Weg zu Fuß fort. Gaul und Orr blieben hinter Tyler und Stacy. Die Läden in den schmalen Gassen waren bereits geschlossen. Das rege Treiben, das Tyler noch vor wenigen Stunden dort gesehen hatte, war erstorben. Manchmal knatterte eine Vespa an ihnen vorbei, ein paar Fußgänger suchten eines der winzigen Restaurants auf oder verschwanden in den Treppenaufgängen zu ihren Wohnungen.
Unterwegs erkannte Tyler ein Schild wieder, auf dem der Reiseveranstalter Napoli Sotterranea Spaziergänge für Touristen durch die alten unterirdischen Gänge anbot. Am Nachmittag war Tyler in das Geschäft hineingegangen.
Ein Führer hatte auf seine Fragen hin erklärt, dass man nicht wisse, wie viele unterirdische Gänge und Höhlen es gebe. Jedes Jahr entdecke man neue, sei es beim U-Bahnbau oder wenn die Fundamente neuer Häuser gelegt wurden. Manche Archäologen gingen davon aus, dass rund fünfzig Kilometer der Stollen und Höhlen in den Bergen noch gar nicht entdeckt worden seien. Es kam immer wieder vor, dass die katholische Kirche, aber auch Privatleute es ablehnten, unter ihrem Besitz verlaufende Stollen vermessen zu lassen. Tyler hatte sich beiläufig erkundigt, ob der Brunnen von San Lorenzo Maggiore mit dem Labyrinth verbunden war, durch das die Touristen geführt wurden. Er käme regelmäßig durch alle bekannten Gänge, hatte der Mann erwidert, ihm sei bisher keine Verbindung zu diesem Brunnen aufgefallen. Seine Wasserzuläufe müssten deshalb wohl aus einem der unerforschten Bereiche kommen.
Die Kirche ragte hoch über der winzigen Piazza San Gaetano auf. Wie bei den meisten alten Kirchen Neapels lag das Portal dicht an der Straße.
Weitere Kostenlose Bücher