Das Midas-Komplott - Thriller
Bedingungen, die für andere Lebensformen das Ende bedeuten würden? Auf dem Meeresboden in der Nähe von Vulkanspalten, aber auch bei säurehaltigen heißen Quellen wie im Yellowstone Park? Diese Mikroben sind bekannt als Archaebakterien. Einige dieser Mikroben verdauen Metalle in gelöster Form und scheiden sie in fester Form aus. Deshalb hat man versucht, um Schwarze Raucher herum den Meeresboden abzubauen.«
»Und Sie glauben, bei dem, was Sie ›die Berührung des Midas‹ nennen, ist ein solches Bakterium mit im Spiel?
»Es klingt tatsächlich etwas verrückt, aber genau das glaube ich. Ich habe mich mein ganzes Leben mit diesem Thema befasst. Ich glaube, dass Midas Haut von einer Mikrobe dieses Typus befallen war, vielleicht hat er sie sich eingefangen, als er irgendwo in einer heißen Quelle gebadet hat. Sein Glück war, dass er dagegen immun war. Viele Menschen leiden an chronischen Hautkrankheiten. Sie können mir glauben, dass Sie sich die Fotos davon lieber nicht ansehen sollten.«
»Und wie verwandelt er dann Gegenstände zu Gold?«
»Alles, was er berührt, wird von dieser Mikrobe befallen. Wenn man den Gegenstand dann in eine Goldlösung legt, wird er von der Mikrobe zu Gold verwandelt.«
»Sie glauben also, Sie könnten reich werden, wenn Sie diese Mikrobe entdecken? Wie kommen Sie aber auf die Idee, dass sie nach all den Jahren noch leben könnte?«
»Vor zwanzig Jahren – oder ein wenig länger – hat sich ein Mann vor meinen eigenen Augen in Gold verwandelt.«
Er sprach vermutlich von dem Drogenschmuggler, der sie
und seine Cousine zusammen mit seinem Komplizen gejagt hatte. Gia Cavano hatte erzählt, der Mann habe in den goldenen Sarkophag gefasst, und das habe bei ihm zu unerträglichen Schmerzen geführt. Wenn es sich dabei wahrhaftig um die Berührung des Midas gehandelt haben sollte, musste der König tatsächlich durch irgendeine göttliche Vorsehung immun gewesen sein. Jeder andere Mensch, der damit in Berührung kam, verlor vor Schmerzen den Verstand, starb vielleicht sogar.
»Die Archaemikroben können unter den richtigen Bedingungen Jahrtausende überleben«, fuhr Orr fort. »Es kann aber auch sein, dass die Stoffe, mit denen Midas einbalsamiert wurde, die Mikroben am Leben erhalten haben.«
Was Orr da von sich gab, dachte Tyler, klang im ersten Augenblick sehr weit hergeholt, aber nach längerem Bedenken konnte man es durchaus für möglich halten. Er war sogar beinahe davon überzeugt, dass Orrs Theorie stichhaltig war.
»Gab es in dem Gewölbe des Midas nicht eine heiße Quelle, die einen kleinen See speiste? Woher wollen Sie wissen, dass nicht sie diesen magischen Vorgängen zugrunde liegt?«
»Ich weiß es nicht, aber es lässt sich feststellen. Ich habe zwei Wasserproben bei mir. Bei der einen handelt es sich um eine saure Goldlösung, bei der anderen um Meerwasser. Mit denen müsste die Umwandlung funktionieren, wenn die Berührung des Midas eine Tatsache ist.«
»Meerwasser?«, sagte Tyler.
Von unten meldete sich Gaul, dass Stacy angekommen war. Orr winkte Tyler, er sei nun an der Reihe.
Tyler war schon über den Brunnenrand geklettert und legte letzte Hand an seinen Sicherungsgurt, da beantwortete Orr Tylers letzte Frage: »Meerwasser enthält winzige Goldmengen. Wenn die Berührung des Midas so wirksam ist, wie ich es mir
vorstelle, könnte man enorme Mengen Gold aus den Weltmeeren gewinnen.«
Tyler schwindelte bei dem Gedanken, wie viel Gold das sein mochte. »Es handelt sich also um zig Millionen Gramm.«
Orr schüttelte den Kopf. »Das reicht bei Weitem nicht. Überlegen Sie. Es gibt über eine Milliarde Kubikkilometer Meereswasser auf der Erde. Der durchschnittliche Goldgehalt pro Kubikkilometer liegt bei zehn Gramm. Nun rechnen Sie.«
Tyler machte sich an den Abstieg. Er war nicht schwierig, und Tyler überschlug in Gedanken die atemberaubende Summe, die Orr antrieb. Aiden hatte sich gewaltig getäuscht, als er davon ausging, Orr sei hinter einem Goldblock her, der vier Milliarden wert war. Tyler rechnete zweimal, erhielt aber jedes Mal dieselbe unglaubliche Summe.
Wenn das, was Orr sagte, zutraf, schwämme in den Ozeanen der Welt Gold im Wert von derzeit fünfundzwanzig Billionen.
54. KAPITEL
Wachsam stand Orr neben Tyler und Stacy, die sich beim Schein einer Laterne über die restlichen Kopien des Codex beugten, die Orr ihnen soeben ausgehändigt hatte. Stacy schrieb mit einem Bleistift Notizen an den Rand. Locke hatte sich so lange gesträubt, mit
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