Das Midas-Komplott - Thriller
einer drei Meter hohen Terrasse. Sie war ohne Balustrade gefertigt, nichts versperrte den Blick auf den goldenen Sarkophag, der dort königlich in der Mitte thronte.
Weitere goldene Gegenstände gab es nicht in der Kammer. Midas hatte vermutlich darauf vertraut, dass der prächtige goldene Raum genügte, um ihm ein himmlisches Leben bei den Göttern zu sichern.
Tyler registrierte alles innerhalb von Sekunden. Sie waren am Ziel und für Orr entbehrlich geworden. Tyler hatte sich auf diesen Augenblick vorbereitet und überlegt, wie er Orr und Gaul kampfunfähig machen konnte, ohne dass sie ihn hochgehen ließen
oder ihm einen Elektroschock verpassten. Er musste schnell handeln, wenn er Orr zuvorkommen wollte. Das Risiko war gewaltig, aber ihm blieb nur die Wahl, im Kampf zu siegen, wenn er nicht durch einen Knopfdruck Orrs sterben wollte.
Während des gesamten Weges hatten Gaul und Orr ihn und Stacy im Auge behalten. Er wusste, dass er, wenn überhaupt, nur eine einzige Chance hatte: wenn Orr und Gaul vom Anblick des überwältigenden Goldes in der Grabkammer abgelenkt wären.
Er hatte es so eingerichtet, dass er sich zwischen den beiden befand. Stacy stand hinter ihnen in der zweiten Reihe. Wie hypnotisiert starrten die beiden Goldsucher auf die Schätze der Grabkammer.
Ohne Vorwarnung schob Tyler Stacy beiseite und schlug Gaul den Taser mit dem Geolabium aus der Hand. Die Elektroschockpistole segelte in hohem Bogen nach unten und schlitterte ins Wasser. Mit einem kräftigen Tritt schickte Tyler Gaul über die Treppen hinterher.
In derselben Sekunde schnellte er herum, weil er als Nächstes Orrs Kopf treffen wollte, erwischte aber nur dessen Rücken. Orr knickte nach vorn, seine rechte Hand wurde dabei zwischen Körper und Steinbrüstung eingeklemmt. Geistesgegenwärtig packte Tyler das linke Handgelenk seines Widersachers und versuchte, die Armbänder zu lösen.
Bei dem roten gelang ihm dies mühelos, es fiel über die Brüstung. Der Detonator für Stacys Gürtel saß aber noch an seinem Platz, als Orr sein Handgelenk schon zur Seite riss und schwungvoll mit seiner Tasche ausholte, die er sich von der Schulter gerissen hatte. Tyler verlor das Gleichgewicht und stürzte über die Brüstung in die Tiefe.
Orr wollte gerade auf den Detonator drücken, als Stacy, die von Anfang an durchschaut hatte, was Tyler plante, auf seinen Rücken sprang und sich an ihm festkrallte. Die Beine um seine Hüften geschlungen, drückte sie ihre Sprengladung mit aller Kraft gegen Orr.
»Wenn du auf diesen Knopf drückst, ist es nicht nur mit mir aus und vorbei«, zischte sie ihm ins Ohr.
Er versuchte, sich ihrer mit dem Ellbogen zu erwehren, doch dazu war der Winkel zu ungünstig. Irgendwann gelang ihm aber doch ein Stoß, der einen solchen Schmerz durch ihren Körper jagte, dass sie ihn beinahe losgelassen hätte. In ihrer Wut und Verzweiflung streckte sie ihre freie Hand aus und zerkratzte ihm das Gesicht. Orr schrie vor Schmerzen laut auf, als sie seinen rechten Augapfel verletzte.
»Du miese Schlampe!«, fluchte er.
Langsam schob er sich rückwärts, bis er sie mit dem Rücken an die Wand pressen konnte, und versuchte nun, ihr die Luft abzudrücken. Sie atmete zwar mühsam, lockerte ihren Griff jedoch nicht, sondern ließ den Arm um seinen Hals gelegt und packte mit der anderen Hand ihr eigenes Handgelenk und zog so fest sie konnte daran, um den Druck auf Orrs Hals zu verstärken.
Seinem erstickten Keuchen entnahm sie, dass ihre Idee funktionierte. Jetzt war es nur noch die Frage, wem zuerst die Kraft ausging.
Tyler landete mit einem dumpfen Schlag auf dem goldenen Boden und spürte, dass etwas in seinem Brustkorb krachte. Ein stechender Schmerz schoss ihm durch die Brust, obgleich er den Aufprall ein wenig mit dem Arm hatte abfangen können. Er drehte sich. Das Armband mit der Fernbedienung lag vor dem goldenen Podest.
Gaul, der sich gerade von seinem Sturz erholt hatte, sah es in derselben Sekunde wie Tyler. Er hechtete hin. Tyler packte ihn jedoch an den Füßen, und Gaul stürzte aufs Gesicht. Er gab aber nicht auf, auch als Tyler ihn an den Beinen von dem Armband wegzog, auf ihn sprang und einen Treffer in seinen Nieren landete. Während Gaul vor Schmerzen hustete, nützte Tyler die Zeit, ihm mit der Hand in die Hosentasche zu fahren. Kaum hatte Gaul sich halbwegs erholt, rollte er sich auf die Seite und trat mit aller Macht nach Tyler.
Hätte er Tylers gebrochene Rippe erwischt, wäre der Kampf entschieden
Weitere Kostenlose Bücher