Das Midas-Komplott - Thriller
»Nur stehe ich gewöhnlich vor der Kamera und nicht dahinter. Aber ich werde mein Bestes geben. « Sie stieg in den tieferen Teil des Gewölbes und begann mit Aufnahmen der Höhle, dann filmte sie die Statue der jungen Frau und das Podest, auf dem sie ruhte. Dabei passte sie sehr auf, dass sie dem kochenden Wasser in dem brodelnden kleinen See nicht zu nahe kam.
Tyler, der nun Orrs Rucksack auf dem Rücken trug, versetzte dem Ohnmächtigen ein paar leichte Klapse auf die Wangen.
»Aufwachen, Schlafmütze.«
Stöhnend bewegte sich Orr. Tyler stand auf und zielte mit seiner SIG auf ihn. Orrs Stöhnen wurde zum Schrei, und seine gefesselten Hände flogen zu seinem Gesicht.
»Mein Auge! Was ist damit passiert?«
»Das ist allein Ihre Schuld. Aufstehen!«
»Ich kann nicht.«
»Lassen Sie das Gejammer. Ich habe Soldaten mit Wunden kämpfen sehen, daneben sieht Ihre Verletzung aus, als hätten Sie sich an Papier geritzt.«
Orr verzog das Gesicht, als er die Hand auf sein verletztes Auge legte. »Was wollen Sie von mir?«
»Ich will wissen, wo mein Vater und Carol Benedict sind.«
»Sie bringen mich um, wenn ich es Ihnen sage.«
»Wenn Sie es mir nicht sagen, mache ich etwas weitaus Schlimmeres mit Ihnen.«
Stacy war noch mit Filmen beschäftigt. »Mein Gott«, sagte sie auf einmal.
Tyler ließ Orr keine Sekunde aus den Augen. »Was ist los?«
»Hier steht die ganze Geschichte des Midas. Wie er hierherkam, wie es dazu kam, dass sich alles zu Gold verwandelte, was er berührte. Alles. Gütiger Gott! Die Statue ist wirklich seine Tochter.«
»Midas wollte wahrscheinlich in der Ewigkeit ein Abbild von ihr haben.«
»Nein, das ist kein Abbild seiner Tochter. Die Statue ist seine Tochter. Hier steht, dass sie starb und er sie in Gold verwandelte, damit ihre Schönheit für alle Ewigkeit erhalten bleibt.«
Tyler trat einen Schritt zurück. Er wollte noch einmal einen Blick auf das goldene Mädchen werfen, gleichzeitig Orr im Auge behalten.
»Nimm alles auf. Erzähle mir die Geschichte später.« Tyler wandte sich wieder Orr zu und versetzte ihm einen leichten
Tritt. »Ich glaube, es ist Zeit, dass wir uns König Midas vorstellen. Mitkommen!«
Orr stand taumelnd auf. Sein verletztes Auge hielt er noch immer mit der Hand bedeckt. Tyler wies mit einem Nicken auf die Treppe. Orr schleppte sich zu ihr und begann zu Midas’ Sarkophag hinaufzusteigen. Stacy folgte ihnen filmend.
Oben angekommen hielt Tyler erschrocken inne. Ein Skelett war in Sicht gekommen. Es trug ein Hemd, Jeans und Schuhe. Die Knochen waren makellos weiß, die Kleider im Begriff zu zerfallen. Der Schädel war gebrochen.
Tyler erinnerte sich daran, was Gia Cavano über den Kampf zwischen den Drogenschmugglern gesagt hatte. Einer starb, weil sein Kopf zerschmettert wurde, der andere ertrank, nachdem er den Körper des Midas berührt hatte und vor Schmerzen taumelnd ins kochend heiße Wasser gefallen war.
»Ist das einer der Männer, die euch verfolgten?«
Orr nickte.
»Dort liegt der andere«, sagte Stacy und deutete auf das brodelnde Wasser.
Tyler blickte hinab. Im sprudelnden Wasser lag ein Körper. Wie das Mädchen war er in massives Gold verwandelt worden, einschließlich seiner Kleider.
Stacy filmte den goldenen Körper und das Skelett. »Warum hat sich der Bursche im Wasser zu Gold verwandelt und der andere nicht?«
»Weil der hier oben nicht der Berührung des Midas ausgesetzt war und auch anschließend nicht in die heiße Quelle gefallen ist«, sagte Tyler. »In der hier herrschenden Hitze haben die Bakterien im Leichnam des Burschen ein Festbankett gehalten. Er war vermutlich schon nach zwei Monaten völlig verwest.«
»Dann wurden also die Wände der Grabkammer nicht von selbst zu Gold.«
»Das liegt doch auf der Hand«, meldete sich Orr zu Wort. »Midas hat sie berührt, bevor er starb. Er hat sie berührt und dann mit Wasser aus der heißen Quelle besprengt.«
Tyler dachte an die goldenen rankenartigen Gebilde am Höhleneingang, die er gesehen und über die er sich gewundert hatte. Was Orr gesagt hatte, würde sie erklären und auch, warum das Gold dort aufhörte, als hätte es nicht weiterwachsen können.
»Es gibt nur eine Methode festzustellen, ob es wirklich so war«, sagte Tyler. Er wies auf die Ecke. »Dorthin. Und legen Sie die Hände auf den Kopf.« Orr zögerte.
»Sofort!«
Orr gab nach und kniete sich hin. Sein rechtes Auge war mittlerweile völlig zugeschwollen. Er starrte Tyler mit dem intakten an. Tyler
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