Das Midas-Komplott - Thriller
traute ich Ihnen auch zu, dass Sie die Karte finden. Ich habe übrigens ein Zeitlimit.«
»Wann ist unsere Uhr abgelaufen?«, sagte Stacy und verzog das Gesicht, als ihr die Zweideutigkeit der Frage bewusst wurde.
»Sie haben Humor«, sagte Orr. »Ich brauche die Karte bis zum Sonntagabend. In Neapel.«
»Soll das ein Witz sein? Heute ist Mittwoch. Vier Tage für ein Rätsel, das sich jemand vor zweitausendzweihundert Jahren ausgedacht hat?«, fragte Tyler.
»Mir bleibt keine andere Wahl. Wenn ich die Kammer des Midas nicht bis dahin gefunden habe, fällt der Schatz in die Hände des Fuchses.«
»Wer ist der Fuchs?«
»So wird Gia genannt. Wir sind Konkurrenten. Wenn sie denkt, Sie könnten sich Ihrem Ziel auch nur andeutungsweise nähern, knallt sie Sie sofort ab. Vor ihr müssen Sie auf der Hut sein.«
»Aber wir haben nicht die geringste Ahnung, wo wir beginnen sollen!«
»Keine Sorge. In der Nacht, als ich die goldene Hand in meinen Besitz brachte, habe ich auch die Kopie eines alten Manuskripts des Archimedes mitgenommen.«
»Daraus stammten also die Bauanweisungen des Geolabiums? «
»Richtig. Ich habe den Text von einem pensionierten Professor übersetzen lassen. Er war jedoch schon über achtzig und wäre der Aufgabe, die nun vor Ihnen liegt, nicht gewachsen gewesen. «
»Wie heißt er?«
»Das tut nichts zur Sache. Er lebt nicht mehr.«
Stacy bezweifelte, dass der Professor eines natürlichen Todes gestorben war.
»Ich maile Ihnen einen Ordner mit Fotografien des Archimedes-Codex sowie der Übersetzung zu«, fuhr Orr fort. »Er müsste Ihnen gute Anhaltspunkte für die Suche geben. Ich bin mir sicher, dass wir etwas Wichtiges übersehen oder missverstanden haben. Sie müssen feststellen, was das war. Ich will täglich über Ihre Fortschritte informiert werden. Wenn Sie das versäumen oder ich sonst irgendwie den Eindruck habe, Sie hintergehen mich, schneide ich beiden Geiseln ein Ohr ab. Verstanden?«
Stacy schluckte.
»Wir halten Sie auf dem Laufenden, aber wir wollen einen Beweis, dass es meinem Vater und Stacys Schwester gut geht«, verlangte Tyler.
»Ich habe Ihnen bereits Videos von ihnen geschickt.«
»Ich will jeden Tag eines, und dazu den Beweis, dass ihre Ohren noch intakt sind, sonst stellen wir sofort unsere Suche ein.«
Orr dachte über die Forderung nach und nickte dann. »Okay. Einmal am Tag.« Er warf einen Blick auf die Menge, die auf einen der vier Eingänge zuströmte, um das Spiel nicht zu verpassen, das gerade begonnen hatte. »Sieht so aus, als müsste ich gehen. Ich melde mich.« Orr hängte sich die Tasche über die Schulter.
»Und das war alles?«, fragte Stacy erstaunt.
»Schreiben Sie sich eines hinter die Ohren: Mir wird sich nie wieder im Leben eine solche Chance bieten. Deshalb nehme ich die Sache bitterernst. Das sollten Sie auch tun. Ich bin am Sonntag in Neapel. Wenn Sie bis dahin die Lösung nicht gefunden haben, können Sie sich den Weg sparen.«
Alle Schleusen des Himmels schienen sich zu öffnen, und die Wolken wollten schier bersten, als Orr in der Menschenmenge verschwand.
»Am liebsten würde ich ihn umbringen«, zischte Stacy. »So etwas habe ich noch nie laut gesagt, und es war mir noch nie so bitterernst.«
Tyler, der ebenfalls wie gebannt hinter Orr hersah, nickte nur. Sie beobachteten ihn, bis er um die Ecke bog und verschwand.
15. KAPITEL
Tyler konnte es kaum erwarten, die Dokumente zu lesen, die Orr gemailt hatte, aber Stacy bestand darauf, zuerst trockene Kleider aus ihrem Hotel zu holen und danach zu Tyler zu fahren, in dessen Haus sie mehr Platz haben würden, um ihre neuen Unterlagen auszubreiten. Während Tracy sich umzog, fuhr Tyler kurz zu Gordians Hauptverwaltung. Er druckte Orrs E-Mail aus und überprüfte eine Idee, die ihm im Zusammenhang mit dem Geolabium gekommen war. Eine Stunde später stand er wieder vor Stacys Hotel.
Stacy trug dieselbe Jacke und auch dieselben Stiefel, hatte aber das T-Shirt und die Jeans gewechselt. Tyler war davon ausgegangen, dass sie nur ihre Aktentasche mitbringen würde. Überrascht sah er, dass sie ihren Koffer hinter sich herzog.
»In den Kofferraum damit«, sagte sie, als sie bei seinem Sportwagen angekommen war.
»Was hast du vor?«
»Wenn wir wirklich bis in die Nacht hinein arbeiten, wäre es Zeitverschwendung, mich zurück ins Hotel zu bringen.«
»Und deshalb quartierst du dich bei mir ein?«
»Ganz ruhig. Ich habe nicht die Absicht, über dich herzufallen. Ich bin nur einfach
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