Das Midas-Komplott - Thriller
Eindruck, als rechne sie jeden Augenblick damit, dass Flammen aus der Decke schlügen. Sie legte ihre Hand auf den Rücken des Wachmanns. Zwei Aufseher traten zu ihnen, auch sie richteten den Blick nach oben. Tyler wusste nicht, was Stacy ihren Zuhörern erzählte, aber sie hingen geradezu an ihren Lippen.
Der Moment war gekommen. Tyler nahm das Leatherman aus der Tasche, dessen Drahtschere er bereits aufgeklappt hatte. Die Schlüssel des Wachmannes baumelten an seiner linken Hüfte. Tyler stellte sich neben ihn, als wollte auch er sehen, warum es Alarm gegeben hatte.
Stacy schrie auf. Das war sein Stichwort. Er beugte sich leicht vor, ergriff die Schlüssel und durchschnitt die Schnur, an der sie hingen. Der Wachmann hatte rein gar nichts bemerkt.
Tyler eilte zu dem Raum, in dem das Modell stand.
Im nächsten Saal stieß er aber erst einmal mit der Hüfte gegen drei Schauvitrinen. Stacy hatte ihnen gesagt, dass jede mit einem stillen Alarmsystem ausgestattet war. Die plötzliche Erschütterung würde es auslösen und für noch größere Verwirrung sorgen.
Dann drückte er auf den Knopf, der die Rauchgranate zündete. Er hatte einen Teil des Nachmittags damit verbracht, den Zünder so zu verändern, dass er ihn aus der Ferne bedienen konnte.
Die Granate begann, Rauch zu spucken. Er würde reichen, ein ganzes Fußballfeld einzunebeln. Innerhalb von drei Minuten wären mehrere Säle mit dem ungiftigen Gas gefüllt. Ihm würde es schon reichen, wenn der Saal mit der Reproduktion voller Rauch war.
Er musterte den Schlüsselbund, bis er den Schlüssel mit der ungewöhnlichen Form entdeckte, mit dem man die Vitrinen öffnen konnte. In diesem Moment kamen hustend zwei Aufseherinnen angerannt. Sie schienen fest davon überzeugt zu sein, dass das harmlose Gas giftig war.
Tyler war bei seinen Überlegungen davon ausgegangen, dass sie sich durch den Notausgang in Sicherheit bringen würden. Ihr unerwartetes Erscheinen erschwerte sein Vorhaben, aber aus der Ruhe ließ er sich dadurch nicht bringen.
Er schlug einen Bogen um sie und verschwand in dem Raum, der bereits bis zur Decke voll Rauch war. Sehen konnte er nichts mehr; seinen Weg zur mittleren Vitrine musste er sich ertasten.
Er wollte gerade den Schlüssel in das Loch stecken, als ihn jemand am Arm packte. Eine der Aufseherinnen war Tyler gefolgt, um ihn zu retten. Sie zerrte an ihm und schrie etwas auf Griechisch.
Tyler schob sie vor sich her und tat so, als folgte er ihr. Doch nach wenigen Schritten blieb er stehen und ging dann wieder zurück. Er war sich sicher, dass sie nicht wusste, wohin er verschwunden war. Er suchte das Schlüsselloch mit der Hand, steckte den Schlüssel hinein, und als er ihn drehte, öffnete sich mit einem dumpfen Laut die Tür. Orangefarbener Rauch wurde durch den Unterdruck der Vitrine hineingezogen.
Tyler griff nach dem Modell und versteckte es vorsichtig in seinem Beutel. Dann wischte er die Schlüssel mit seinem Hemd ab und warf sie in die Vitrine.
»Geschafft«, sagte er.
»Hier ist alles klar«, kam Grants Antwort.
Tyler stieß den Notausgang auf und taumelte nach draußen. Dabei hielt er die Hand vors Gesicht und keuchte, für den Fall, dass ihn jemand beobachtete.
Er stolperte auf die Stelle zu, wo Grant mit ihren Motorrädern wartete. Die Bushaltestelle war menschenleer. Alle Neugierigen hatten sich am Haupteingang versammelt.
Sie stiegen auf ihre Motorräder und drehten eine Runde um das Museum. Als sie den Haupteingang wieder erreicht hatten, kam Stacy angerannt.
Sie sprang auf Tylers Motorrad.
Drei Kreuzungen weiter mussten sie vor einer roten Ampel halten. Sirenen waren zu hören, aber sie fuhren alle in Richtung Museum.
»Irgendwelche Probleme?«, rief Grant durch den tosenden Verkehr.
»Nur eine Aufseherin, die mich in letzter Sekunde retten wollte, sonst lief alles wie am Schnürchen«, rief Tyler zurück. Er wandte sich zu Stacy. »Großartig gespielt. Beinahe hätte ich selbst zur Decke geschaut.«
»Ich musste mein Publikum doch unterhalten. Glaubst du, die Aufseherin würde dich wiedererkennen?«
»Bei dem dichten Rauch? Mit viel Glück erinnert sie sich überhaupt daran, dass sie einen Mann gerettet hat.«
»Du meinst, wenn du Glück hast«, rief Stacy.
Die Ampel wurde grün.
»Ich bin ein Glückspilz«, schrie Tyler über die Schulter und gab Gas, um den Abstand zum Tatort zu vergrößern.
43. KAPITEL
Nachdem sie Stacy am Hotel hatten absteigen lassen, fuhren sie zu einer Werkstatt, deren
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