Das Midas-Komplott - Thriller
wusste sehr wohl, dass er in Neapel auf der Hut sein musste. Bei Locke war sie optimistischer. Er war zwar entschlossen und erfinderisch, aber ein Verbrecher, der darin geübt war, seine Spuren zu verwischen, war er nicht.
»Streck auch die Fühler zu den Hotels aus. Wir suchen jeden,
der nicht wie der typische Tourist oder Geschäftsmann aussieht. «
»Was sollen wir tun, wenn wir einen von ihnen entdecken?«
»Das Gold muss geschützt werden, es hat höchste Priorität.« Sie hatte Salvatore als Einzigen ihrer Leute eingeweiht.
»Sollen wir sie also töten, wenn wir sie finden?«
Die Neapolitanerin überlegte. Ihre Feinde augenblicklich umzulegen, wäre ein kluger Schachzug. Drei Schüsse. Exekutionsstil. Neapel konnte sich der höchsten Mordrate in Westeuropa rühmen, und die Polizei fasste nur wenige Täter.
Ein ungutes Gefühl ließ sie jedoch schwanken. Was war, wenn Locke und seine Freunde schon wussten, wie man an das Gold kam? Tötete sie einen von den dreien, würde sie nicht wissen, was die beiden anderen planten. Wenn sie ihr zuvorkamen, konnte es passieren, dass sie leer ausging.
»Töte sie nur im Notfall. Nimm sie gefangen, wenn du kannst. Aber lass sie nicht entkommen, koste es, was es wolle!«
»Verstanden.«
Gia Cavano ging auf und ab, während sie versuchte, sich in ihren Rivalen hineinzuversetzen. »Jordan sucht offenbar nach einem anderen Zugang. Ich bin sicher, die Tafeln und Lockes Gerät haben etwas damit zu tun, aber ich weiß nicht, was.«
»Was für eine Rolle spielt eigentlich das Britische Museum in der Sache?«, fragte Salvatore. »Als ich Westfield beschattete, hat er sich lange mit Lumley unterhalten.«
»Angeblich konnte Lumley nicht herausfinden, worum es in der Handschrift geht, zumindest hat er das mir gegenüber so behauptet.«
»Vielleicht hat das Gerät etwas mit dem Codex zu tun, und deshalb hat Locke es uns wieder abgenommen.«
Cavano blieb stehen. Vielleicht war Salvatore doch nicht so dumm.
Wieder wallte Wut in ihr auf. Dieser Lumley hatte sie für dumm verkaufen wollen! Sie holte ihr Telefon und rief den Archäologen auf seinem Handy an.
»Hallo«, meldete er sich zögernd.
»Ich bin’s. Und lügen Sie mich ja nicht wieder an! Ich will ganz genau wissen, was Sie Westfield gesagt haben.«
»Ich habe Sie nicht angelogen. Ich konnte ihm wirklich nicht helfen …«
Für dumme Ausflüchte hatte sie keine Zeit mehr. »Wenn Sie mir nicht umgehend alles sagen, was Sie wissen, binde ich Sie an einem Tisch fest, und Sie können höchstpersönlich zusehen, wie ich Ihnen die Eingeweide aus dem Leib hole.«
Lumley schluckte hörbar. »Ja … ja, natürlich. Mr Westfield zeigte ein besonderes Interesse an zwei Skulpturen aus dem westlichen Giebeldreieck des Parthenons. Herakles und Aphrodite. «
»Warum?«
»Diese beiden Figuren gehören anscheinend zu einer Art Rätsel. Das steht in der Handschrift. Aber mehr weiß ich wirklich nicht.«
»Ist Grant noch einmal ins Museum gekommen?«
»O nein. Davon gehe ich nicht aus.«
»Soll das heißen, dass er das Rätsel gelöst hat?«
»Das weiß ich nicht. Der Codex schien auszusagen, dass man persönlich vor dem Parthenon stehen muss, um zu verstehen, worum es geht.«
Parthenon, schoss es Gia durch den Kopf.
»Grazie, dottore.«
»Sind wir jetzt quitt?«
»Nein. Es kann jederzeit sein, dass ich Sie wieder anrufe, und sollten Sie nicht an den Apparat gehen, werte ich das als ein Zeichen von mangelndem Respekt. Haben Sie kapiert?«
Der Archäologe keuchte praktisch ins Telefon. »Absolut.«
Sie legte auf.
Vielleicht war es schon zu spät, um Locke, Benedict und Westfield das Handwerk zu legen, aber eine andere Spur hatte sie nicht.
»Hol Adamo und Dario«, sagte sie zu Salvatore. »Sie waren in London dabei und dürften Grant Westfield erkennen. Schicke sie noch heute Abend nach Athen. Locke und seine Freunde sind vermutlich schon dort.«
»Soll ich sie begleiten?«
»Nein, dich brauche ich hier. Wenn sie uns dort durch die Lappen gehen, ist Neapel ihre nächste Station.«
»Was sollen Adamo und Dario in Athen tun?«
»Suche Fotos von Locke und der Frau, und gib sie ihnen. Sie sollen sich den ganzen Tag auf der Akropolis am Parthenon aufhalten, so lange das Gelände für Besucher geöffnet ist.«
»Und wenn sie die drei finden?«
Cavano dachte nach. Es würde schwierig werden, sie nach Italien zu schaffen. Am besten wäre es, ein Boot zu chartern. Sie fühlte, wie ihr Herz sich beruhigte und sie sich
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