Das Midas-Komplott - Thriller
dem Diebstahl im Archäologischen Nationalmuseum erfahren hatte. Irgendein Kasten war gestohlen worden. Adamo war es einerlei. Für ihn zählte allein, dass er den schwarzen Mistkerl, der ihn und Dario in London vor dem Britischen Museum in die Pfanne gehauen hatte, noch einmal vor die Knarre bekam.
Sie waren bei Sonnenaufgang in Athen eingetroffen und hatten sich erst einmal bei einem Waffenhändler, der zu den Cavanos gute Beziehungen unterhielt, mit Pistolen eingedeckt. Ab acht Uhr war die Akropolis für Besucher geöffnet. Sie kauften vier Eintrittskarten und machten sich auf den Weg zu dem berühmten Hügel mit dem ebenso berühmten Tempel.
Der Parthenon war angeblich älter als das älteste Gebäude in Neapel, trotzdem konnte Adamo nichts an ihm finden. Für ihn sah der Tempel aus wie ein elender Trümmerhaufen.
Trotz der frühen Stunde war es bereits sehr heiß. Schatten gab es weit und breit keinen. Über ihre Kleidung hatten sich die vier keine großen Gedanken gemacht. Adamo trug lange Hosen, Halbschuhe von Ferragamo und ein lose geschnittenes Seidenhemd, um die Pistole zu verbergen, die er in seinen Gürtel gesteckt hatte. Von den mit Shorts, T-Shirts und Sandalen bekleideten Touristen stachen Gia Cavanos Spießgesellen ab wie Fliegen von einer Mozzarellakugel.
Als sie die Propyläen erreichten, den schmalen Treppenaufgang zum Plateau, sah Adamo eine Gruppe Touristen vor sich. Überrascht fragte er sich, wie das möglich sein konnte. Er und seine Leute hatten das Eingangstor als Erste passiert. Als sich ihm weitere Besucher von links her näherten, merkte er, dass es einen zweiten, kürzeren Weg auf die Akropolis gab.
Sie hatten sich eingeprägt, wie Tyler, Benedict und Westfield aussahen. Die drei zu entdecken würde nicht schwierig sein, denn sie fielen aus dem Rahmen. Adamo musterte die Touristengruppe. Es war niemand dabei, der den Gesichtern auf den Fotos entsprach.
Er sah sich nach einem geeigneten Sitzplatz um. Der Tag würde lang werden, und er hatte keine Lust, die ganze Zeit zu stehen. Zuerst würde er jedoch noch einen Rundgang machen, um auszuschließen, dass dieser Locke vielleicht doch schon da war.
Er zog Dario und die beiden anderen zur Seite.
»Gia will nicht, dass wir uns hier oben Ärger einhandeln«, informierte er sie. »Wenn Locke also auftaucht, schnappt ihn euch möglichst unauffällig. Die beiden anderen legen wir um und entsorgen sie auf der Müllkippe. Und denkt dran, Westfield gehört auf jeden Fall mir und Dario.«
»Und wenn sie sich wehren?«, wollte Dario wissen.
»In diesem Fall, hat Gia gesagt, sollen wir die Griechen mit ein paar Leichen gleich neben ihrem schönen Tempel beglücken. Ganz wichtig ist der Kasten, den sie dabeihaben. Gia braucht ihn unbedingt. Dario, du kommst mit mir. Wir schauen uns mal um.«
Adamo stieg die Stufen zur Akropolis hinauf. Er blinzelte in die Sonne.
Er würde sich eine Flasche Wasser besorgen müssen, wenn sie den ganzen Tag hier oben aushalten sollten.
Weil Stacy ihren beiden Begleitern die Abkürzung nach oben gezeigt hatte, war sie davon ausgegangen, noch niemanden auf dem Plateau anzutreffen. Ihre Hoffnung zerschlug sich jedoch beim Anblick der Bauarbeiter, die mit Hilfe eines Brückenkrans Marmorblöcke versetzten. Einen Moment lang stutzte sie, dass die Männer an einem Sonntagvormittag arbeiteten, aber dann fiel ihr der Fremdenführer wieder ein, an dem sie vorbeigekommen waren. Er hatte etwas von einer Veranstaltung gesagt, die für diesen Monat auf der Akropolis geplant war, und dass man sich beeilte, mit den Vorbereitungen fertig zu werden.
Sie war auch überrascht, einen älteren Mann zu sehen, der seine Frau im Rollstuhl schob. Er musste erstaunlich rüstig sein, wenn er es so schnell bis nach hier oben geschafft hatte, dachte sie.
Stacy war schon mehrmals auf der Akropolis gewesen, aber sie fand den Anblick jedes Mal aufs Neue atemberaubend. Die Zeit hatte viele Spuren am Tempel der Athena hinterlassen, aber von seiner Schönheit hatte er nichts eingebüßt. Manche Architekten vertraten die Meinung, es gebe kein Gebäude, dessen Proportionen vollendeter wären, und sie konnte ihnen nur zustimmen. Die Genialität der Erbauer, die nun schon Tausende von Jahren tot waren, erfüllte sie mit Ehrfurcht.
Auf dem Weg zum anderen Ende der Akropolis machten Tyler und Grant große Augen beim Anblick der riesigen Marmorsäulen, auf denen die Reste des Tempeldachs ruhten.
»Unglaublich, findest du nicht?«
Tyler nickte
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