Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Millionen-Bewußtsein

Das Millionen-Bewußtsein

Titel: Das Millionen-Bewußtsein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
Vom Netzwerk:
stellte erst später mit Erstaunen fest, daß seine Faust leer gewesen war – schalteten die zwei aus, ehe sie sich noch umzudrehen vermochten. Er lieh sich die Kleidung des einen einschließlich des Kittels aus, und öffnete die Tür auf einen langen Korridor. Ungehindert erreichte er den Ausgang und saß bereits drei Minuten später in einem Robotwagen, den er sich im Untergeschoß des Krankenhauses mit Hilfe der Kreditkarte des Niedergeschlagenen gemietet hatte.
    Anhand des Anzeigeschirms im Wagen stellte er fest, daß er sich im Bezirk Chicago irgendwo in Evanston befinden mußte. Nun brauchte er nur noch Waka aufzusuchen, ehe seine neue Kreditkarte als gestohlen gemeldet wurde, und die Polizei ihm auf die Spur zu kommen vermochte. Wenn er den Test erst bestanden hatte und legal als Mitarbeiter an der Masse aufgenommen war, konnte ihm die Polizei nichts mehr anhaben. Sie könnte ihn höchstens so lange in Verwahrung nehmen, bis er zur Pritchermasse gebracht wurde.
    Seine Lage sah wieder viel besser aus. Chaz grinste. Die beiden Krankenwärter hatten ganz sicher nicht erwartet, daß ihr gefühlsberaubter Gefangener noch über so viel Energie verfügte, wie Chaz ihnen bewiesen hatte, ja daß er überhaupt fähig war, sich zu rühren.
    Doch dann wurde er wieder ernst. Er mochte vielleicht jetzt frei sein. Aber außer der Polizei würde bald sicher auch die Zitadelle hinter ihm her sein, obwohl er immer noch nicht verstand, weshalb sie überhaupt an ihm interessiert war. Er hatte nie etwas mit dem kriminellen Teil der sterilen Welt zu tun gehabt und wußte nicht mehr darüber als andere Bürger auch. In einer bargeldlosen Gesellschaft, wo lediglich Kreditkarten als Zahlungsmittel verwendet wurden, war das organisierte Verbrechertum hauptsächlich auf Macht aus: Macht, die Krediteinstufungen zu beeinflussen; Macht, die Menschen zu zwingen, Waren oder Dienstleistungen zu erwerben, die nicht auf normalem Weg beschafft werden konnte; Macht, anderswo nicht Erhältliches aus dem unsterilen Draußen in das begrenzte Sterilgebiet zu bringen.
    Gerade diese letztere angebliche Macht der Zitadelle deutete darauf hin, daß sie, im Gegensatz zu allen anderen Gesellschaftskreisen, Verbindungsmänner außerhalb der Sterilgebiete hatte. Doch wer diese sein mochten, da doch keiner länger als zwei Monate im Draußen zu überleben vermochte, war die Frage. Was konnte man einem Sterbenden schon als Entgelt für seine Dienste bieten? Etwas, das seine letzten Tage erleichterte? Drogen? Luxusartikel?
    Da Chaz kein Neopuritaner war, hatte er auch nie dem Märchen Glauben geschenkt, daß es ein paar Immune gab, denen die Jobsbeerseuche nichts anzuhaben vermochte. Das war natürlich purer Unsinn. Die Seuche war weder eine Bazillen- noch Virenkrankheit. Die Sporen in der Luft fanden früher oder später ihren Weg in die Lungen der Ungeschützten. Dort begannen sie zu wuchern, bis der Betroffene schließlich erstickte. Immunität konnte es dagegen nicht geben. Genauso unsinnig war der Glaube der Neopuritaner, daß die Seuche eine Strafe Gottes für die Sünde der Umweltverschmutzung war. Natürlich stimmte es, daß die Umweltverschmutzung für die Mutation der Pflanzen und somit die Entstehung der Jobsbeere verantwortlich war. Die Jobsbeere wiederum würde langsam, aber sicher das Ende der Menschheit herbeiführen, denn die Überlebenden innerhalb der Schutzkuppeln in den Sterilgebieten hatten keine Möglichkeit, die Pflanze auszurotten und die Luft der Erde zu reinigen. Die einzige Hoffnung war, durch die Pritchermasse eine besiedelbare Welt zu finden, wo wenigstens ein paar Auserwählte der Menschheit einen neuen Start sichern konnten.
    Der kleine Wagen war seinem von Chaz einprogrammierten Ziel, dem Gebäude, in dem Waka wohnte und arbeitete, nicht mehr fern.
    Was wohl mit Eileen geschehen war? Was passierte mit einer Hexe, die ihre Fähigkeiten verloren hat? Der Gedanke, daß sie sich in den Händen der Zitadelle befinden konnte, erfüllte ihn mit größtem Unbehagen. Es war erstaunlich, wie sehr er sich mit ihr verbunden fühlte, obwohl er sie nur so flüchtig kannte, und obgleich er sich – Einzelgänger, der er war – nie eines tieferen Gefühls für fähig gehalten hatte. Aber irgendwie war er ja für sie verantwortlich, denn schließlich war sie nur seinetwegen in diese Lage gekommen.
    Als der Wagen an seinem Ziel anhielt, benutzte Chaz das Hausphon. Nach sichtlichem Zögern bat Waka ihn, direkt in seine Wohnung zu

Weitere Kostenlose Bücher