Das Millionen-Bewußtsein
warum. Eine Hexe sollte klüger sein.«
»Was wissen Sie über Hexen – und Eileen?«
Der Prüfer blickte ihn einen Augenblick wütend an, dann senkte er den Kopf. »Ich bin ein Hexer«, erwiderte er zögernd. »Was dachten Sie denn?«
»Sie?«
»Ich bin der Graue«, gestand er mit kaum vernehmlicher Stimme. »Der Mittelsmann zwischen dem Hexenzirkel und der Zitadelle. Ich darf dem Zirkel sagen, was die Zitadelle von ihm will, und die Hexen lassen mich wissen, ob und inwieweit sie helfen werden. Ich bin – wissen Sie, was ich bin?« Unerwartet perlten Tränen Wakas Wangen herab.
»Ich bin ein Sklave, nichts weiter. Ich habe paranormale Fähigkeiten genau wie Sie, aber nicht von der Art, die es mir ermöglichen würde, mich durchzusetzen. Ich bin ein Leibeigener der Zitadelle!«
Er schluckte schwer schüttelte den Kopf und setzte sich aufrecht. Als er weitersprach, klang seine Stimme fester.
»Nein. Nicht ganz. Ein Teil von mir gehört auch der Pritchermasse. Und dieser Teil ist frei von ihnen. Eines Tages wird die Masse eine neue, reine Welt finden. Dann werden es die normalen Sterblichen sein, die zurückbleiben müssen, während jene mit den Fähigkeiten ihre Chance bekommen. Eines Tages wird es keine Zitadelle mehr geben, nichts, das meinesgleichen versklaven kann.«
Er erhob sich. »Gehen Sie jetzt. Es wird nicht mehr lange dauern, bis die Zitadelle jemanden hierherschickt, um nachzuprüfen, ob Sie hierhergekommen sind. Wenn Sie klug sind, begeben Sie sich gleich zum Büro der Masse. Bleiben Sie mir jedoch auf jeden Fall fern, denn wenn sie kommen, muß ich ihnen gestehen, daß Sie nach Eileen Mortvain suchen. Und dann werden sie wissen, wo Sie zu finden sind.«
»Wissen Sie ganz bestimmt nicht, wo sie ist?« drängte Chaz.
»Sie würden es nicht von mir erfahren, wenn ich es wüßte. Aber ich weiß es wirklich nicht. Sie bemächtigten sich ihrer unmittelbar nach Ihnen. Doch wohin sie sie brachten ...?«
Chaz schritt zur Tür. Gerade als er sie schloß, hörte er Wakas Phon läuten.
Er durfte keine Zeit verlieren. Mit Hilfe der Kreditkarte des Pflegers gelangte er per Mietwagen zu seinem Kondominium. Er nahm einen Fahrstuhl zur Etage von Eileens Apartment. Die Tür stand weit offen, wie es bei leerstehenden Wohnungen üblich war. Ungläubig blickte er sich um, dann schritt er zum Phon und rief die Gebäudeverwaltung an.
»Geben Sie mir bitte die Nachsendeadresse von Eileen Mortvain, Apartment 1633«, bat er.
»In den vergangenen zwölf Monaten keine Mieterin unter diesem Namen gemeldet«; erwiderte die unpersönliche Computerstimme.
»Auf Unrichtigkeit überprüfen«, bat Chaz.
»Überprüft«, kam die Antwort nach einer Weile. »Erste Angabe korrekt. Keine Eileen Mortvain gemeldet. Letzter Mieter von 1633 männlichen Geschlechts. Zog vor achtzehn Tagen aus.«
Es war zwecklos, sich mit einer Maschine herumzustreiten. Chaz überlegte kurz, dann rief er Mrs. Doxeil an und erkundigte sich bei ihr nach Eileens Nachsendeadresse.
»Mortvain? O ja, natürlich«, erwiderte Mrs. Doxeil nach merklichem Zögern. »Sie möchte nicht, daß jemand erfährt, wo sie sich aufhält. Aber als sie gerade hörte, daß Sie am Apparat sind, bat sie mich, Ihnen auszurichten, zu uns herunterzukommen. Sie ist im kleinen Partyzimmer.«
Chaz seufzte erleichtert auf. »Ich komme sofort.«
»Fein – aber Chaz. Falls Sie unterwegs jemanden treffen sollten, erwähnen Sie nicht, wohin Sie gehen.«
»Das würde ich sowieso nicht.« Er brach die Verbindung ab. Noch ehe er sich umdrehte, vernahm er ein eigenartiges Winseln hinter sich, das sich fast wie Worte anhörte. Es waren Worte, aber er brauchte ein paar Sekunden, ehe sein Gehirn sie als solche erkannte.
»Lüge!« hörte er. »Lüge. Chaz nicht gehen!«
»Tillicum?« rief er erfreut. Der Wolferin hatte sich so zusammengekauert gegen die Wand gedrückt, daß Chaz zweimal schauen mußte, ehe er sicher war, ihn auch wirklich zu sehen.
»Nicht gehen!« erklang die winselnde Stimme erneut. »Eileen nicht dort. Frau lügen!«
»Aber wo ist sie denn dann? Wo ist Eileen?«
»Fremder Ort. Schicken mich – nach Chaz sehen. Chaz nicht versuchen Eileen finden. Muß Masse gehen. Eileen sagen – Chaz Masse gehen. Unbedingt!«
Chaz' Augen begannen zu tränen, als er zu dem eigenartig schwer zu erkennenden Tier hinunterstarrte.
»Warum sollte ich dir trauen?« murmelte er. »Ich kann niemandem trauen.«
»Eileen retten!« winselte der Wolferin. »Eileen retten, wenn zur
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