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Das Millionen-Bewußtsein

Das Millionen-Bewußtsein

Titel: Das Millionen-Bewußtsein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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variierte. In gewissen Abständen waren Stahlkabel zwischen den Masten geschlungen, und kleine Aufzüge und Seilbahnen transportierten die Beschäftigten die Masten empor beziehungsweise die Kabel entlang.
    Um Masten und Kabel herum und sich von hier aus nach außen erstreckend befand sich das, was weder das menschliche Auge, noch irgendwelche Instrumente zu erfassen vermochten – die eigentliche Masse. Auf den Bildern, die Chaz gesehen hatte, war sie mit dünner Schraffierung als eine Art gewaltiger schattenhafter Kran eingezeichnet gewesen. Natürlich war das nur eine bildhafte Darstellung, die niemand als ihre wahre Form anzunehmen brauchte, da wohl auch kaum jemand sich einen Kran vorzustellen vermochte, dessen Ausleger Lichtjahre weit in alle Richtungen schwingen und die Oberfläche ferner Planeten berühren konnte.
    »Drittes Stockwerk, Westend, ja?« fragte Chaz. Man hatte hier aus Orientierungsgründen ein Ende des Decks mit »West«, das andere mit »Ost« bezeichnet. »Oben« war die Richtung zur Oberfläche des Decks.
    »Stimmt genau«, lobte Jai. Er hatte eine angenehme Baßstimme. »Und wir begeben uns jetzt zum Zentrum, wo sich das Büro des Direktors befindet.«
    Er schritt durch die Schleusentür voran und auf ein Laufband, das sie durch einen hell beleuchteten Gang trug. »Das ganze Stockwerk hier und die nächsten beiden sind ein einziges Lager«, erklärte er Chaz. »Die vierte bis sechste und achte bis vierzehnte Etage enthalten Wohn- und Arbeitsräume. Die Verwaltung beansprucht das ganze siebte Stockwerk. Ursprünglich sollten sich dort auch die Wohnräume für das Verwaltungspersonal befinden – jene ohne paranormale Fähigkeiten –, aber man hielt es dann doch für unklug, eine derart auffällige Trennung zu machen. Nun wohnen auch die Verwaltungsleute zwischen uns.«
    »Uns?« wunderte sich Chaz. »Ich dachte, Sie sind der stellvertretende Direktor?«
    »Allerdings. Aber gleichzeitig bin ich Arbeiter an der Masse. Auch die Arbeiter müssen bei der Verwaltung vertreten sein. Leb – der Direktor – ist Nichtarbeiter.« Er grinste, als er Chaz' verdutztes Gesicht sah. »Wir sprechen hier nur von Arbeitern und Nichtarbeitern, statt von Menschen mit und ohne paranormale Fähigkeiten. Wir halten das jenen gegenüber, die nicht die Begabung haben, an der Masse zu arbeiten, für taktvoller.«
    Chaz nickte. »Ich habe ein komisches Gefühl«, gestand er Jai eine Weile später impulsiv. Es war ungewöhnlich, daß er über sich selbst sprach, aber Jai hatte etwas so Vertrauenerweckendes an sich. »Als ob ich mich zu nah an einem statischen Generator befände. Nur sind es hier nicht meine Haare, sondern meine Nerven, die sich aufstellen und vibrieren.«
    »Sie werden sich daran gewöhnen. Das ist eines der Merkmale, das uns deutlich sagt, daß die Masse hier ist, auch wenn wir sie weder sehen, berühren, noch messen können – ich meine, das Gefühl, von dem Sie sprachen. Selbst die Nichtarbeiter spüren es, obwohl sie absolut keine paranormale Veranlagung haben.«
    »Ist das nicht ein Widerspruch?«
    Jai zuckte die Schultern. »Niemand kann es erklären. Aber wir arbeiten hier ohnehin nur in blindem Glauben. Wir versuchen etwas – und es funktioniert. Haben Sie sich je schon Gedanken darüber gemacht, daß die Masse eine psychische Maschinerie sein könnte, die nie dazu bestimmt war, das zu tun, wozu wir sie bauen?«
    »Glauben Sie, daß sie nicht funktionieren wird?«
    »Ich glaube«, erwiderte Jai bedächtig, »daß sie vermutlich so funktionieren wird, wie wir es uns vorstellen, aber nur als Nebenerscheinung. Ein guter Vergleich wäre vielleicht, wenn wir ein Flugzeug bauten mit Pflugscharen, die aus den Schwanzflossen ragen, damit wir damit ein Feld pflügen können, indem wir niedrig auf und ab fliegen. Vergessen Sie nicht, daß keiner wirklich weiß, was die Masse ist. Wir haben nur Pritchers Theorie, daß sie ein Mittel ist, ferne Welten zu sondieren. Und Pritcher starb, noch ehe die Arbeit hier überhaupt aufgenommen wurde.«
    Mit einem Fahrstuhl erreichten sie die siebte Etage, wo sie sich ostwärts wandten. Sie kamen durch ein kleines Vorzimmer, in dem ein ungewöhnlich schönes schwarzhaariges Mädchen gerade ins Phon sprach, in das Allerheiligste des Direktors.
    »Hallo, Jai – Mr. Sant.« Lebdell Marti bot ihnen Sessel an, nachdem er Chaz die Hand geschüttelt hatte. Er sprach ein paar einleitende Worte, dann fragte er: »Nun, was wissen Sie über die Masse?«
    »James Pritcher

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