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Das Millionen-Bewußtsein

Das Millionen-Bewußtsein

Titel: Das Millionen-Bewußtsein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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sich zu Ethrya, die ihm über die Arbeit an der Masse erzählte. »Man kann erst dann daran arbeiten«, erklärte sie, »wenn man ihre Form spürt. Sie hat nämlich eine Form, weißt du? Daß jeder der Arbeiter sie anders sieht, spielt keine Rolle. Sobald du es erst mal spürst, kannst du anfangen, etwas dazuzufügen, um sie zu vervollständigen. Und sobald du dich erst mal mit einer Ergänzung beschäftigst, ist sie auch schon Teil der Masse – nicht nur in der Form, wie du sie siehst, sondern auch in all den Formen, wie die anderen sie sehen.«
    Chaz dachte wieder an sein Bild der Nährlösung, in der ein riesiger roter Kristall wuchs. Er schluckte einen Bissen Omelett hinunter. »Das Ganze ist also rein subjektiv?«
    »Völlig subjektiv!«
    »Wie siehst du die Masse eigentlich?« Er nahm einen Schluck Kaffee und blickte sie an.
    »Als gigantischen Bären«, erwiderte sie prompt. »Ein freundlicher weißer Bär. Er sitzt mitten zwischen den Sternen, halb so groß wie das Universum, und er deutet mit einer ausgestreckten Pranke, wohin immer ich es haben will. Dann kann ich auf diesem Vorderbein entlangspazieren und komme so zu jedem Ort diesseits der Unendlichkeit.«
    »Und hast du es schon getan?« fragte Chaz gespannt.
    »Ich kam einmal ganz nahe«, sagte sie leise. »Viele von uns vermochten schon einen kurzen Blick auf eine Welt zu werfen, wie wir sie suchen. Das Problem ist nur, daß mein Bär noch nicht ganz komplett ist. Und ehe er das nicht ist, ist er nicht stark genug, seine Vorderpfote lange genug auszustrecken, daß ich die Welt auch erreiche, zu der er mir hinhelfen könnte. So jedenfalls sehe ich das Problem.«
    Als Chaz das leere Tablett zur Seite schob, erhob Ethrya sich. »Gehen wir?«
    Zehn Minuten später fuhren sie bereits in einem der winzigen Käfige mastaufwärts.
    »Laß dein Sprechgerät eingeschaltet«, vernahm Chaz Ethryas Stimme im Helmlautsprecher, »damit ich alles mithören kann, was du sagst. Wer hier Halluzinationen hat, spricht gewöhnlich oder macht sonst irgendwelche Geräusche.«
    »Halluzinationen?« fragte er erstaunt. »Glaubt ihr vielleicht, ich hätte am ersten Tag Halluzinationen gehabt?«
    »Ja, natürlich, was denn sonst?«
    »Ich weiß nicht«, murmelte er. »Aber wie eine Halluzination schien es mir nicht.«
    »Das war es aber. Es kann immer wieder vorkommen, auch wenn man bereits gelernt hat, oben zu arbeiten. Du hast Glück gehabt, daß es keine schlimme war – wenn das ganze Universum verzerrt wird und verrückt spielt. Genaugenommen ist die Masse ja nicht einmal wirklich, das weißt du ja. Die Charakteristika, die sie hat, stammen im Grund aus unseren Köpfen. Es ist eben alles subjektiv hier. Wenn du erst einmal anfängst, richtig schlimme Halluzinationen zu bekommen, dann muß Leb dich von der Arbeit hier oben dispensieren.«
    »So ist das also«, brummte er.
    »Laß dir deshalb keine grauen Haare wachsen. Was fühlst du jetzt?«
    »Gar nichts.« Das stimmte auch. Seit jenem erstenmal war er inzwischen schon sechsmal oben gewesen, aber er hatte absolut nichts mehr empfunden.
    »Wenn du etwas zu spüren beginnst, dann laß es mich wissen«, bat sie. »Im Grunde gibt es zweierlei hier. Die Masse selbst und die Kraft, die sie ausübt. Du mußt zusehen, daß du diese Kraft mindern lernst, damit sie dich nicht überwältigt.«
    Ihr Käfig hielt bei einem Kabel. Sie stiegen auf eine Seilbahn um, die langsam am Kabel entlangglitt, scheinbar ins Nichts, in dem sie nur von Sternen umgeben schienen.
    »Was würde geschehen, wenn man diese Kraft benutzen lernte, ohne sie zu mindern?« erkundigte er sich.
    »Das könnte keiner ertragen«, antwortete ihre Stimme im Helmlautsprecher. »Wir hatten bereits einige, die es nicht lernten, die Kraft zu mindern. Sie brachen schließlich zusammen. Die Halluzinationen werden ganz schlimm, wenn die Kraft nicht beherrscht werden kann. Sie können dann sogar zum Wahnsinn führen.«
    Chaz verstaute diese Information in einem Winkel seines Gehirns. Er würde die Wahrheit über die Masse aus eigener Hand erfahren, nahm er sich vor.
    Sie hielt die Kabine an. »Ich beginne jetzt mit der Arbeit«, erklärte sie ihm. »Wenn du irgendeine Ausstrahlung von mir oder von der Masse aufnimmst, dann sag es mir. Vielleicht kann ich dir dann helfen, vielleicht auch nicht. Aber gib mir Bescheid, ja?«
    »Ist gut«, brummte Chaz. Er lehnte sich gegen die Kabinenwand und machte es sich so bequem wie möglich. Schweigen senkte sich auf sie herab. Er fragte

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